Abbau und Rechts­ruck stop­pen! Klar, aber wie?“

 

H. S.

So lau­te­te das The­ma des monat­li­chen Info­abends der ISO-Rhein-Neckar am Frei­tag, den 22. Novem­ber 2024. Inhalt­lich ging es dabei dar­um, wie den aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen begeg­net wer­den kann.

IGM-Kundgebung in Ludwigsburg, 19. April 2013. (Foto: Privat.)

IGM-Kund­ge­bung in Lud­wigs­burg, 19. April 2013. (Foto: Privat.)

Eini­ge Stich­punk­te zur Kenn­zeich­nung der gegen­wär­ti­gen Lage sind: die mas­si­ve Ver­schär­fung der Angrif­fe auf abhän­gig Beschäf­tig­te sowie auf Grund- und Men­schen­rech­te, die zuneh­men­de Gewalt nach innen und außen, der beschleu­nig­te gesell­schaft­li­che Ver­fall und die Kri­se der poli­ti­schen Institutionen.

Bei der Ein­schät­zung die­ser Pro­ble­me bezog sich unser Refe­rent unter ande­rem auf den kürz­lich vom Inter­na­tio­na­len Büro der IV. Inter­na­tio­na­le her­aus­ge­ge­be­nen Ent­wurf für ein öko­so­zia­lis­ti­sches Mani­fest. Er soll im Febru­ar 2025 auf dem nächs­ten Welt­kon­gress unse­rer inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­ti­on ver­ab­schie­det werden.

Mili­ta­ri­sie­rung und Kriege
Fol­gen­de Ent­wick­lun­gen beton­te unser Refe­rent beson­ders: Den Krieg in der und um die Ukrai­ne sowie den Nah­ost-Krieg. Bei­de Krie­ge sind bedroh­lich eska­liert wor­den. Sie sind beglei­tet von einer Wel­le der Auf­rüs­tung und der Mili­ta­ri­sie­rung der Gesell­schaft, wie es sie seit dem Kal­ten Krieg nicht mehr gege­ben hat. Sie haben sogar das Poten­ti­al, einen drit­ten Welt­krieg auszulösen.

Durch die­se Pro­zes­se ist die bedroh­li­che Kli­ma­zer­stö­rung in den Hin­ter­grund gedrängt wor­den. Gleich­zei­tig sind aber die Unzu­läng­lich­kei­ten kapi­ta­lis­ti­scher Kli­ma­po­li­tik auch immer offen­sicht­li­cher gewor­den. Der Unwil­le und die struk­tu­rel­le Unfä­hig­keit, auf eine sozi­al gerech­te und öko­lo­gisch nach­hal­ti­ge Wirt­schafts­wei­se umzu­schal­ten, sind kaum zu über­se­hen, Mit der Wahl Trumps zum Prä­si­den­ten der USA und der Umset­zung sei­ner Agen­da wird sich die­se Ent­wick­lung auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne noch wei­ter verschärfen.

Miss­ach­tung sozia­ler Bedürfnisse
Das Schei­tern der neo­li­be­ra­len Poli­tik ist auch in Deutsch­land offen­kun­dig. Dies zeigt sich nicht nur am kri­seln­den Aus­bau der „Elek­tro­mo­bi­li­tät“, son­dern auch an der her­un­ter­ge­wirt­schaf­te­ten öffent­li­chen Infra­struk­tur beson­ders des Schienenverkehrs.

Die not­wen­di­gen Ver­än­de­run­gen im Sin­ne einer stär­ker auf die sozia­len und öko­lo­gi­schen Bedürf­nis­se der Gesell­schaft aus­ge­rich­te­ten Umstel­lung der Pro­duk­ti­on und Dienst­leis­tun­gen blei­ben dage­gen wei­test­ge­hend auf der Strecke.

Vor allem die Kon­zer­ne der Auto- und der che­mi­schen Indus­trie kün­di­gen trotz enor­mer Mil­li­ar­den­pro­fi­te lang­jäh­ri­ge Ver­ein­ba­run­gen zur Beschäf­ti­gungs­si­che­rung. Sie wol­len so leich­ter Pro­duk­tio­nen in Nied­rig­lohn­län­der ver­la­gern. Dadurch sind gan­ze Indus­trie­stand­or­te und Hun­dert­tau­sen­de Arbeits­plät­ze bedroht.

Eine Kon­ver­si­on von Indus­trien wird zwar ins Auge gefasst, mün­det aber nicht in gesell­schaft­lich sinn­vol­le Pro­duk­tio­nen, son­dern, wie bei ALSTOM oder Con­ti­nen­tal, in Rich­tung Kriegswaffenindustrie.

Die­se Angrif­fe und die Defen­si­ve der Gewerk­schaf­ten wer­den vor allem der extre­men Rech­ten nüt­zen. Die­se leug­net die Kli­ma­zer­stö­rung und lenkt die Angst vor dem gesell­schaft­li­chen Abstieg gegen die Migrant:innen um.

Die nach dem Schei­tern der Ampel-Koali­ti­on anste­hen­de Bun­des­tag­wahl droht, eine wei­te­re Ver­schie­bung nach Rechts zu ermög­li­chen. Die­se Situa­ti­on ist auch Aus­druck der poli­ti­schen Schwä­che der lin­ken Kräf­te. Lin­ke wie auch Gewerk­schaf­ten haben bis­lang kaum wirk­sa­me und glaub­haf­te Alter­na­ti­ven zur Bekämp­fung der kapi­ta­lis­ti­schen Kri­sen aufgezeigt.

Not­wen­di­ge Gegenwehr
Am Ende sei­ner Aus­füh­run­gen ging unser Refe­rent auf die stra­te­gi­schen For­de­run­gen der IV. Inter­na­tio­na­le ein. Not­wen­dig sind umfas­sen­de Kon­troll­rech­te für die Beleg­schaf­ten bei den von der Kapi­tal­sei­te geplan­ten „Umstruk­tu­rie­run­gen“, um eine gesell­schaft­lich sinn­vol­le Kon­ver­si­on der Pro­duk­ti­on gewähr­leis­ten zu können.

Mas­si­ve Arbeits­zeit­ver­kür­zun­gen und das Ver­bot von Ent­las­sun­gen sind not­wen­di­ge flan­kie­ren­de Maß­nah­men. Gegen die fort­schrei­ten­de Rechts­ent­wick­lung der Gesell­schaft hilft nicht eine ein­zel­ne Kam­pa­gne. Es braucht ört­li­che Initia­ti­ven für brei­te Bünd­nis­se eben­so wie den Auf­bau soli­da­ri­scher Struk­tu­ren in Betrie­ben und Stadt­tei­len. Es braucht Struk­tu­ren für Nach­bar­schafts­hil­fe, Initia­ti­ven im Bereich Woh­nen oder Ver­kehr, um auf Dau­er der AfD etwas ent­ge­gen­set­zen zu kön­nen. Es geht letzt­end­lich um den Auf­bau einer bun­des­wei­ten soli­da­ri­schen anti­fa­schis­ti­schen Front.

In der sich anschlie­ßen­den, zunächst etwas zöger­li­chen, dann aber doch leb­haf­ter wer­den­den Dis­kus­si­on wur­den die ange­spro­che­nen The­men wei­ter ver­tieft und wich­ti­ge zusätz­li­che Aspek­te erör­tert. Unter ande­rem gab es kon­struk­ti­ve Vor­schlä­ge zur sprach­li­chen Ver­ein­fa­chung kom­pli­zier­ter Formulierungen.

Unter dem Strich bewer­te­ten Teilnehmer:innen auch die­sen ISO-Info­abend als sehr informativ.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Dezem­ber 2024
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