U. D.
Im Betrieb prallen die Interessen von Kapital und Arbeit aufeinander. Das spiegelt sich auch bei den im Frühjahr 2018 anstehenden Betriebsratswahlen wider.
Womit sind die meisten Belegschaften und ihre Betriebsräte konfrontiert? Mit einem immer aggressiveren Mix aus Rationalisierung und Personalabbau, aus Arbeitsverdichtung und Arbeitsdruck.
Themen wie Arbeitszeit und ihre zunehmende Entgrenzung und Flexibilisierung stehen ebenso auf der Tagesordnung wie Entgeltfragen. Das Verhalten von Vorgesetzten und die Funktion der Hierarchie in Unternehmen ist ein weiteres Konfliktfeld. Wie bekämpfen Betriebsräte die oft ungerechte und ungleiche Behandlung von Beschäftigten?
Nicht zuletzt haben somit psychische Belastungen in der Arbeitswelt eine wachsende Bedeutung. Aber immer noch ist auch der physische Gesundheitsschutz im Betrieb von großer Gewicht.
Welche Gefährdungen entstehen durch die Arbeitsumgebung - Klima, Lärm, Hitze, Staub und Licht - in der Produktion, im Lager, im Labor oder im Büro?
Diese Liste ließe sich leicht fortsetzen.
Ohne spezifische Fachkenntnisse und ohne fachübergreifendes Wissen ist keine wirksame Betriebsratsarbeit möglich.
Wofür kämpfen wir?
Unsere Interessen sind: gute, tariflich abgesicherte Regelungen beim Entgelt, der Arbeitszeit usw. - statt Niedriglöhne und Tarifflucht. Wir wollen „Gute Arbeit“ und den Erhalt unserer Arbeits- und Ausbildungsplätze.
Wir brauchen Festanstellung statt Leiharbeit und Werkverträge. Wir benötigen die Durchsetzung und Ausweitung unserer Rechte nicht nur im Betrieb. Zum Beispiel durch einen Schutz vor Entlassungen, zum Beispiel durch die Beseitigung von Gesundheitsgefährdungen mittels einer durch das Arbeitsschutzgesetz vorgeschrieben ganzheitlichen Gefährdungsanalyse/Gefährdungsbeurteilung.
Wir benötigen ein angstfreies Klima im Unternehmen. Wir wollen mit der Arbeit und nicht durch die Arbeit alt werden - und gesund in die Rente gehen.
Sozialpartnerschaft als Königsweg?
Selbst Jörg Hofmann (1. Vorsitzender der IG Metall) sagt: „Das Ringen zwischen Kapital und Arbeit kennt keinen Stillstand.“
Wir sind im Betrieb mit dem unversöhnlichen Interessengegensatz von Kapital und Arbeit konfrontiert. Deshalb ist vor allem anderen ein klares und umfassendes Verständnis dieses Gegensatzes („wir und die“) erforderlich.
Wir brauchen also kein „Co-Management“, sondern Gegenmacht im Betrieb. Das bedeutet den geduldigen Aufbau von harten Kernen aus „Widerständigen“ im Betriebsrat, im Vertrauenskörper und in der Belegschaft. Das sind KollegInnen, die etwas ändern wollen.
Ohne die Entwicklung starker, handlungsfähiger und demokratischer Strukturen unserer Interessenvertretung wird das nicht gehen.
Dabei müssen wir die Ausgangslage berücksichtigen und lernen, sowohl strategisch als auch taktisch zu denken und zu handeln. Wer nur kurzfristig denkt und arbeitet, läuft Gefahr, seine Kräfte falsch einzuteilen und die Orientierung zu verlieren. Wir benötigen daher wesentliche Ziele und eine kurz-, mittel- und langfristige Planung, um sie zu erreichen. Wo immer möglich, sollten wir dabei die Belegschaft einbeziehen.
Wir müssen kontinuierlich unser Handeln diskutieren und bilanzieren. Wir müssen lernen, dass sich nicht jeder Konflikt lohnt. Bei Auseinandersetzungen positionieren wir uns zwar gegen die Betriebshierarchie, vertreten aber die jeweils niedrigere Ebene gegen die jeweils höhere.
Nur gemeinsam sind wir stark!
Ohne einen achtsamen „Selbstschutz“ können wir leicht bei engagierter Betriebsratsarbeit verbrennen. Auch deshalb sollten wir unsere Tätigkeit bestmöglich „vernetzen“ und koordinieren. Das geht nicht ohne von- und miteinander zu lernen, sich auszutauschen und solidarisch zu diskutieren.
Wenn wir unsere gemeinsamen Interessen gegenüber der Kapitalseite betonen, sollten wir immer die Förderung von Selbstorganisation, Eigenaktivität und demokratischer Entscheidungsfindung im Blick haben.
Solidarität im Betrieb und außerhalb wird nur dann wirksam, wenn wir das Vertrauen in die eigene Kraft stärken und die Spaltung der Belegschaft durch das Kapital „aufheben“.
*Dieser Text ist die Zusammenfassung eines weiteren Referats auf unserem Seminar zu Betriebsratswahlen, das am 04. November 2017 in Mannheim stattgefunden hat.
aus der Rhein-Neckar Beilage zur Avanti Dezember 2017