Kein Pro­fit mit unse­rem Grund­recht auf Wohnen?

Span­nen­der Info­abend der ISO Rhein-Neckar im Oktober

 

A. N.

Mit eini­gen Inter­es­sier­ten und Enga­gier­ten kamen wir am Frei­tag­abend, den 25. Okto­ber 2024, in Mann­heim und digi­tal zusam­men, um uns mit dem The­ma Mie­ten zu befas­sen: Wer zahlt? Wie viel? An wen? Wer pro­fi­tiert? Und müs­sen wir das alles so hinnehmen?

Protestaktion der Mieter:innen-Initiative in Heidelberg, 19. September 2024. (Foto: Privat.)

Pro­test­ak­ti­on der Mieter:innen-Initiative in Hei­del­berg, 19. Sep­tem­ber 2024. (Foto: Privat.)

Unse­re Refe­ren­tin gab einen Über­blick über die aktu­el­le Situa­ti­on von Men­schen in Deutsch­land, die kei­nen eige­nen Wohn­raum besit­zen und auf Miet­woh­nun­gen ange­wie­sen sind. Nach die­sen Fak­ten und eini­gen grund­le­gen­den Über­le­gun­gen zum The­ma Woh­nen und Mie­ten gab sie uns Ein­bli­cke in eine neue Mieter:innen-Initiative in Hei­del­berg. Die­ser Zusam­men­schluss stellt sich aktu­el­len und ange­kün­dig­ten Miet­erhö­hun­gen sowie ande­ren Unsäg­lich­kei­ten der städ­ti­schen Woh­nungs­bau­ge­sell­schaft GGH entgegen.

Woh­nen oder gesell­schaft­li­che Teilhabe?
Mehr als die Hälf­te der Men­schen in Deutsch­land wohnt zur Mie­te. 7,4 Mio. Haus­hal­te geben min­des­tens 30 % ihres Ein­kom­mens für die Mie­te aus. Und es wird nicht weni­ger: Die Mie­ten sind in den letz­ten vier Jah­ren um mehr als 7 % gestie­gen und ein Ende der Pro­fit­ma­xi­mie­rung durch Mie­ten ist nicht in Sicht.

Was das kon­kret bedeu­tet, zeigt die aktu­el­le Hei­del­berg-Stu­die: Fast 1/3 der Fami­li­en in Hei­del­berg geben an, zu wenig Geld für Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten der Kin­der zu haben. Hohe Mie­ten füh­ren somit auch zu gesell­schaft­li­chem Aus­schluss. Das bedeu­tet auch eine mas­si­ve phy­si­sche und psy­chi­sche Gesund­heits­be­las­tung durch krank­ma­chen­de Luft­ver­schmut­zung, Lärm­be­las­tung und Hit­ze, vor allem dort, wo Woh­nen noch halb­wegs bezahl­bar ist. Gleich­zei­tig wächst stän­dig die bedrü­cken­de Sor­ge vor der nächs­ten Miet- und Nebenkostenerhöhung.

Pro­fit mit unse­rer Miete
Und wohin flie­ßen die hohen Mie­ten? Davon pro­fi­tie­ren weder die Bauarbeiter:innen, Bauplaner:innen und ande­ren Arbeiter:-innen, die die Ware Wohn­raum her­stel­len, noch die Mieter:innen, die den Wohn­raum bewoh­nen. Viel­mehr fließt das Geld zu den­je­ni­gen, die ohne­hin schon aus­rei­chend davon haben: Hausbesitzer:innen, Immo­bi­li­en­fir­men, Aktionär:innen gro­ßer Woh­nungs- konzerne.

Sei­tens der GGH in Hei­del­berg wird argu­men­tiert, man brau­che ein höhe­res Bud­get für neue Inves­ti­tio­nen in neu ent­ste­hen­den Wohn­raum. Dass die­se Inves­ti­tio­nen neue Gewin­ne gene­rie­ren, wird ver­schwie­gen. Die­je­ni­gen, die mit ihren Mie­ten die Inves­ti­tio­nen ermög­li­chen, wer­den von den Gewin­nen wenig sehen.

Ein Quar­tier wehrt sich
Beson­ders bri­sant ist dabei, dass die GGH 100%ige Toch­ter­ge­sell­schaft der Stadt Hei­del­berg ist. Gemein­nüt­zig­keit und Mieter:innenbeirat wur­den in den letz­ten Jah­ren auf­ge­ge­ben, dafür sieht die Stra­te­gie 2035 „tur­nus­ge­mä­ße Erhö­hun­gen“ der Mie­te vor, also alle 15 Mona­te. Mit einer Erhö­hung von durch­schnitt­lich etwa 9 % im Herbst die­ses Jah­res waren die Mieter:innen nicht mehr bereit, dies so hinzunehmen.

Unse­re Refe­ren­tin berich­te­te, wie inner­halb weni­ger Wochen im Höl­len­stein-Quar­tier der GGH aus ver­ein­zel­ten Mieter:innen, die einen Brief gegen die Erhö­hung ver­fass­ten, eine Initia­ti­ve gewach­sen ist. Der für ihre Tref­fen genutz­te Gemein­schafts­raum reich­te schon bald nicht mehr aus. Sie ver­stän­dig­te sich gemein­sam über ihr Vor­ge­hen, ver­fass­te einen Offe­nen Brief und sam­mel­te schließ­lich 250 Unter­schrif­ten gegen die Miet­erhö­hung und ande­re Miss­stän­de (vgl. Avan­ti², Nr. 122 von Okto­ber 2024).

Die aktu­el­le Miet­erhö­hung konn­te nicht ver­hin­dert wer­den, doch die Mieter:innen sind ent­schlos­sen, sich für die Zukunft noch bes­ser auf­zu­stel­len und zu ver­net­zen. Im Okto­ber wähl­ten sie ein Mieter:innen-Komitee aus 10 Per­so­nen mit drei Spre­che­rin­nen, die die Mieter:innen auch nach außen vertreten.

Mieter:innen und Beschäf­tig­te Hand in Hand?
Auf unse­rem Info­abend wur­de zudem die Fra­ge auf­ge­wor­fen, wie die Mieter:innen mit den Beschäf­tig­ten der GGH und der Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men im Quar­tier (Rei­ni­gungs­ar­bei­ten, Gar­ten­pfle­ge etc.) Kon­takt auf­neh­men und soli­da­risch agie­ren kön- nen. Kann über Betriebs­rä­te und gewerk­schaft­li­che Struk­tu­ren hier eine Brü­cke gebaut wer­den zwi­schen Mieter:innen und Beschäf­tig­ten, als zwei Grup­pen, auf deren Rücken mit Wohn­raum Pro­fit gemacht wird? Genos­sen der ISO Rhein-Neckar erklär­ten sich bereit, über ihr brei­tes gewerk­schaft­li­ches Netz­werk hier­bei zu unterstützen.

Die Initia­ti­ve hat sich auch vor­ge­nom­men, sich mit GGH-Mieter:innen ande­rer Quar­tie­re in Hei­del­berg wei­ter zu ver­net­zen. Mit­te Novem­ber wird es ein ers­tes Ver­net­zungs­tref­fen geben. Mieter:innen und Unterstützer:innen kön­nen über die Mail­adres­se miete.hoellenstein@gmx.de Kon­takt mit der Initia­ti­ve aufnehmen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Novem­ber 2024
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