Öko­so­zia­lis­ti­sche Kon­fe­renz 2025 in Köln

 

A. N.

Vom 20. bis 22. Juni fand in Köln die Öko­so­zia­lis­ti­sche Kon­fe­renz der ISO statt. Über 70 Genoss:innen und Aktivist:innen aus einer Viel­zahl an Betrie­ben und Bewe­gun­gen aus der gesam­ten Bun­des­re­pu­blik, aus Öster­reich, Frank­reich und Bra­si­li­en waren dafür ange­reist. Das Pro­gramm? Eine gute Mischung aus gro­ßen Podi­ums­dis­kus­sio­nen, Arbeits­grup­pen und infor­mel­lem Aus­tausch präg­ten die Konferenz.

Ökosozialistische Konferenz in Köln, 21. Juni 2025. (Foto: Wilfried Hanser)

Öko­so­zia­lis­ti­sche Kon­fe­renz in Köln, 21. Juni 2025. (Foto: Wil­fried Hanser)

Aber von vorn: Die ISO orga­ni­siert seit eini­gen Jah­ren die Öko­so­zia­lis­ti­sche Kon­fe­renz. Dort gibt es Raum, um die bren­nends­ten Fra­gen unse­rer Zeit zu dis­ku­tie­ren. Das Ziel ist es, aus vie­len spe­zi­fi­schen Initia­ti­ven mit der Zeit ein gemein­sa­mes öko­so­zia­lis­ti­sches Pro­jekt zu entwickeln.

Schon mit einem Blick ins Pro­gramm wird schnell klar: Als Ökosozialist:innen hal­ten wir die wei­ter beschleu­nig­te Kli­ma­zer­stö­rung für zen­tral. Unser Sozia­lis­mus beschränkt sich jedoch nicht auf die Öko­lo­gie. Er ver­bin­det die­se mit allen ande­ren gesell­schaft­li­chen Bereichen.

Gefahr von Rechts
Ins­be­son­de­re in der ers­ten Podi­ums­dis­kus­si­on wur­de an zwei Bei­spie­len deut­lich, wie­so Öko­lo­gie und sozia­le Fra­gen zusam­men­ge­dacht wer­den müs­sen. Ingar Sol­ty und Anto­nio Andrio­li dis­ku­tier­ten die Zer­stö­rung des „libe­ra­len Rechts-staats“ in den USA durch den Trum­pis­mus und in Bra­si­li­en durch den Bolsonarismus.
Die­se Zer­stö­rung geht in bei­den Staa­ten auch mit der mas­si­ven Aus­beu­tung der Natur ein­her. Sie führt zu einer wah­ren Kata­stro­phe für Men­schen und Umwelt.

Die erfolg­rei­che „Ein­heits­front“ mit Wahl- bünd­nis­sen gegen Bol­so­n­a­ro in Bra­si­li­en rief Hoff­nun­gen her­vor, die nun unter Lula zuneh­mend ent­täuscht wer­den. Das zeigt ein­mal mehr: Inner­halb des bestehen­den kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tems kön­nen die Ursa­chen der auto­ri­tä­ren, rech­ten und faschis­ti­schen Bedro­hun­gen nicht über­wun­den werden.

Wie aber ist die Situa­ti­on in Deutsch­land? Ste­hen wir bereits vor einem „neu­en 33“? Für wie rele­vant hal­ten wir die Fra­ge, ob die AfD „nur“ als rech­te oder doch als faschis­ti­sche Par­tei ein­zu­ord­nen ist? In einer Dis­kus­si­on mit reger und viel­fäl­ti­ger Betei­li­gung waren wir uns zumin­dest dar­in einig, dass die Gefahr sehr ernst zu neh­men ist und wir mit aller Kraft die Wah- rung unse­rer Grund- und Men­schen­rech­te ver­tei­di­gen müssen.

Glo­bal den­ken, lokal handeln
Adam Hanieh leg­te in einer Ver­an­stal­tung zu Impe­ria­lis­mus dar, dass die sich immer wei­ter ver­schär­fen­den Krie­ge und Kri­sen im „Nahen Osten“ nicht „nur“ eine huma­ni­tä­re Kata­stro­phe bedeu­ten. Viel­mehr hän­gen sie ins­be­son­de­re durch das gehäuf­te Vor­kom­men fos­si­ler Brenn­stof­fe in der Regi­on sowohl in ihrer Ursa­che als auch in ihren Aus­wir­kun­gen eng zusam­men mit der Klimazerstörung.

Geprägt war die Kon­fe­renz auch von der Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Völ­ker­mord in Gaza, den wei­te­ren Kri­sen im „Nahen Osten“ (Isra­el – Iran, Syri­en) und in der Ukraine.

Ein zwei­ter wich­ti­ger Strang der Kon­fe­renz war unser poli­ti­sches Han­deln an unse­ren Wohn- und Wirk­or­ten. Im glo­ba­len Kapi­ta­lis­mus und in der Kli­ma­zer­stö­rung hän­gen auch Arbeits­kämp­fe hier­zu­lan­de eng mit Krie­gen und Kri­sen auf der gan­zen Welt zusammen.

Beson­ders prä­gnant brach­te dies der Titel einer wei­te­ren Podi­ums­dis­kus­si­on auf den Punkt: „Stra­ßen­bah­nen statt Pan­zer“. Kämp­fe­ri­sche Aktivist:innen und Gewerkschafter:innen aus Ver­kehrs­wen­de-Initia­ti­ven sowie Gewerkschafter:innen aus der Zug- und der Auto­bran­che such­ten gemein­sa­me Ansatz­punk­te und fan­den jede Menge.

Klar wur­de, dass es nicht an den tech­ni­schen Begren­zun­gen liegt, dass die Auto­pro­duk­ti­on nicht in Zug- und ÖPNV- Pro­duk­ti­on umge­wan­delt wird. Und wenn man nicht so vie­le Züge wie Autos braucht? Wenn dadurch weni­ger Arbeit da ist? Thors­ten Don­ner­mei­er, IGM-Ver­trau­ens­mensch bei VW, dazu: „Na das ist doch wun­der­bar, wenn wir dann weni­ger arbei­ten müs­sen!“. Bei vol­lem Lohn- und Per­so­nal­aus­gleich, ver­steht sich von selbst.
Wel­che Schlussfolgerungen?

Nach den viel­fäl­ti­gen, teils auch kon­tro­ver­sen The­men und Dis­kus­sio­nen bleibt die Fra­ge, wie wir unse­re Kämp­fe stra­te­gisch zusam­men­füh­ren kön­nen. Wel­che poli­ti­schen Akteu­re soll­ten sich zusam­men­schlie­ßen? Wie ist das anzu­stel­len? Ant­wor­ten auf die­se und ande­re Fra­gen gilt es immer wie­der zu suchen. Wir blei­ben dran!

Haben die hier ange­ris­se­nen Ideen und Dis­kus­sio­nen Euer Inter­es­se geweckt? Dann schaut doch ein­fach in den nächs­ten Wochen immer wie­der mal in den You­Tube-Kanal der ISO. Dort wer­den nach und nach Video­mit­schnit­te vie­ler Ver­an­stal­tun­gen der ÖSK veröffentlicht.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Juli/August 2025
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