Soli­da­ri­tät statt Kri­sen, Krie­ge und Rechtsruck!“

Gemein­sam ler­nen und fei­ern beim Som­mer­se­mi­nar und Som­mer­fest der ISO Rhein-Neckar

 

N. B.

Trotz Som­mer­hit­ze und Urlaubs­zeit war unser Semi­nar am 17. August 2024 in Mann­heim gut besucht.

DGB-Demo in Mannheim, 1. Mai 2024. (Foto: Avanti².)

DGB-Demo in Mann­heim, 1. Mai 2024. (Foto: Avanti².)

Die Anwe­sen­den beschäf­tig­ten sich mit den viel­fa­chen, zuse­hends dra­ma­ti­schen Kri­sen. Wir erar­bei­te­ten gemein­sam Ideen, wie wir mit die­sen Kri­sen umge­hen kön­nen und wol­len. Zum anschlie­ßen­den Som­mer­fest ver­grö­ßer­te sich die Run­de noch mehr, und wir konn­ten neben wei­ter­ge­führ­ten Debat­ten auch gutes Essen und die gemein­sa­me Zeit genießen.

Aus­ge­hen von dem, was ist
Das Semi­nar ori­en­tier­te sich an dem Mani­fest-Ent­wurf unse­rer welt­wei­ten Orga­ni­sa­ti­on, der IV. Inter­na­tio­na­le. Die­ser Ent­wurf wird in Vor­be­rei­tung auf den 17. Welt­kon­gress 2025 inner­halb und im Umfeld der Vier­ten diskutiert.

Im ers­ten Teil des Semi­nars gab uns ein Genos­se einen Über­blick über die Kri­sen, die aktu­ell unse­re Gesell­schaft und unse­re Umwelt bedro­hen: Krie­ge, Hun­ger und Flucht, Kolo­nia­lis­mus und Ras­sis­mus, Unter­drü­ckung von Frau­en und LGBTIQA+, Armut, Gesund­heits­kri­se, sozia­le Kri­se, Ver­ein­ze­lung und Ent­so­li­da­ri­sie­rung, Auto­ri­ta­ris­mus sowie Faschis­mus. Und das alles mit­ten in der Kli­ma­ka­ta­stro­phe, wel­che die mensch­li­che Exis­tenz bedroht.

Als Ursa­che die­ser Kri­sen stell­te unser Refe­rent die Grund­dy­na­mi­ken des Kapi­ta­lis­mus her­aus: Aus­beu­tung und Unter­drü- ckung zur immer wei­te­ren Pro­fit­stei­ge­rung der gro­ßen Kon­zer­ne und Kapi­ta­lis­ten, die damit Mensch und Natur zer­stö­ren. In der Dis­kus­si­on kam die Fra­ge auf, wie wir der Kon­zen­tra­ti­on von Reich­tum und Macht bei einem ver­schwin­dend gerin­gen Teil der Mensch­heit begeg­nen kön­nen. Die meis­ten Teil­neh­men­den waren sich einig: ein grund­le­gen­der – revo­lu­tio­nä­rer – Umbruch ist nötig. Nur wie kom­men wir dahin?

Unse­re Alternativen
Im zwei­ten Teil stell­te unse­re Refe­ren­tin das Kon­zept des Über­gangs­pro­gramms vor. Anknüp­fend an die aktu­el­len gesell­schaft­li­chen Bedin­gun­gen und an das Bewusst­sein der arbei­ten­den Klas­se wird ein Sys­tem von Über­gangs­for­de­run­gen ent­wi­ckelt, die in ihrem Kern in Wider­spruch zur Logik des kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tems ste­hen und die Macht­fra­ge stellen.

Ein kon­kre­tes Bei­spiel hier­für ist die glei­ten­de Lohn­ska­la, durch die die Lohn­er­hö­hun­gen auto­ma­tisch an die Teue­rungs­ra­ten ange­passt wer­den. Ist dies jedoch wirk­lich eine revo­lu­tio­nä­re For­de­rung oder nicht doch eher eine refor­mis­ti­sche? Wenn der Kampf um eine Über­gangs­for­de­rung die Mas­sen umfas­send mobi­li­siert und als Gegen­macht orga­ni­siert, kann er in Ver­bin­dung mit der Stra­te­gie des Über­gangs­pro­gramms auch eine Brü­cke schla­gen zur revo­lu­tio­nä­ren Ent­wick­lung in Rich­tung Sozialismus.
In Grup­pen setz­ten sich die Teil­neh­men­den nach dem Refe­rat inten­siv mit eini­gen gesell­schaft­li­chen Berei­chen aus­ein­an­der, in denen der Mani­fest-Ent­wurf Ansatz­punk­te für Ver­än­de­run- gen und Mobi­li­sie­rung sucht.

Ange­regt wur­de dis­ku­tiert: Wel­che Gemein­gü­ter müs­sen für alle Men­schen zugäng­lich sein? Wel­che Wirt­schafts­zwei­ge kön­nen redu­ziert oder gar abge­schafft wer­den? Wie kön­nen öko­lo- gische Not­wen­dig­kei­ten zu mas­sen­taug­li­chen For­de­run­gen wer­den, auch wenn sie (schein­bar) Ver­zicht für gro­ße Bevöl­ke­rungs­tei­le im glo­ba­len Nor­den bedeu­ten? Statt der not­wen­di­gen Re- duk­ti­on des Indi­vi­du­al­ver­kehrs mit PKW kann bei­spiels­wei­se der Aus­bau des Öffent­li­chen Ver­kehrs­sys­tems in den Fokus rücken. Deut­lich wur­de jedoch, dass die Kli­ma­ka­ta­stro­phe uns vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen auch bei der Mobi­li­sie­rung stellt.

Was tun?
Unser drit­ter Refe­rent mach­te noch­mals deut­lich: Es braucht ei- nen radi­ka­len Bruch mit dem Sys­tem von Aus­beu­tung und Unter­drü­ckung. Das glo­ba­le Sys­tem des Kapi­ta­lis­mus kann nur auf welt­wei­ter Ebe­ne abge­schafft werden.

Das setzt vor­aus, dass die arbei­ten­den Klas­sen, die Aus­ge­beu­te­ten und Unter­drück­ten, sich selbst orga­ni­sie­ren. Dies erfor­dert fer­ner die Zusam­men­füh­rung unse­rer Kämp­fe und schließ­lich die Über­win­dung der Macht der Herr­schen­den durch unse­re eige­nen demo­kra­ti­schen, bedürf­nis­ori­en­tier­ten und öko­lo­gi­schen Ent­schei­dungs- und Planungsprozesse.

Die­se wer­den nicht von oben her­ab dik­tiert, son­dern in demo­kra­ti­schen Räten auf der jewei­li­gen gesell­schaft­li­chen Ebe­ne bestimmt – lokal, regio­nal, natio­nal, inter­na­tio­nal. Demo­kra­ti­sche Pla­nung und Ent­schei­dung sind jedoch nicht nur ein Fern­ziel unse­rer Stra­te­gie, son­dern auch eine Metho­de, um schon heu­te Kämp­fe zu initi­ie­ren, sie zu ver­bin­den und in ihnen die Per­spek­ti­ve einer ande­ren, einer sozia­lis­ti­schen Welt zu entwickeln.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Sep­tem­ber 2024
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