Von mas­si­ven Kri­sen und viel­fa­chem Widerstand

Span­nen­des Herbst­se­mi­nar der ISO Rhein-Neckar

 

N. B.

Es war ein Tag vol­ler Pro­gramm, Pro­test, Aus­tausch und Soli­da­ri­tät. Am Sams­tag, den 16.11.2024, tra­ten etwa 1.300 Men­schen dem AfD-Lan­des­par­tei­tag in Ketsch ent­ge­gen. Anschlie­ßend setz­te sich eine klei­ne­re Grup­pe von Akti­ven in Mann­heim zusam­men, um im Herbst­se­mi­nar der ISO Rhein-Neckar Ant­wor­ten auf die vie­len bren­nen­den Fra­gen und Pro­ble­me unse­rer Zeit zu erarbeiten.

Demo gegen AfD in Ketsch, 16. November 2024. (Foto: H. S.)

Demo gegen AfD in Ketsch, 16. Novem­ber 2024. (Foto: H. S.)

Die Ereig­nis­se der loka­len und welt­wei­ten Poli­tik über­schla­gen sich und das nicht zum Guten.

Rechts­ruck inter­na­tio­nal und lokal
Mit der Wahl von Trump zum Prä­si­den­ten der USA kommt im mäch­tigs­ten Land der Welt ein radi­kal Rech­ter an die Macht. Er bestimmt schon mit sei­ner Kabi­netts­be­set­zung, wodurch sei­ne Amts­zeit geprägt sein wird – durch eine Poli­tik zur hem­mungs­lo­sen Stei­ge­rung von Pro­fi­ten der Reichs­ten und mas­si­ve Ein­schrän­kun­gen und Abschaf­fung grund­le­gen­der sozia­ler und poli­ti­scher Rech­te der arbei­ten­den Klas­se, ins­be­son­de­re der Migrant:innen, Frau­en und ande­rer unter­drück­ter und benach­tei­lig­ter Gruppen.

In Deutsch­land macht die AfD sich dar­an, das früh­zei­ti­ge Ende der Ampel­ko­ali­ti­on zu nut­zen, um ihre rech­te Het­ze wei­ter zu ver­brei­ten und den „Wahl­kampf“ für ihre Stär­kung zu nut­zen. Und auch regio­nal heißt es, auf Ereig­nis­se kurz­fris­tig zu reagie­ren. Am 16.11.2024 fand in Ketsch im Rhein-Neckar-Kreis der AfD-Lan­des­par­tei­tag statt. Des­halb ent­schlos­sen wir uns, das ISO-Herbst­se­mi­nar spä­ter begin­nen zu las­sen, um sicht­bar am Fest der Viel­falt in Ketsch und der Gegen­de­mons­tra­ti­on zum Par­tei­tag teil­neh­men zu kön­nen. Bei­des wur­de von einem brei­ten Bünd­nis von anti­fa­schis­ti­schen und demo­kra­ti­schen Grup­pen aus der Regi­on organisiert.

Wider­stand lokal und international
Gestärkt von einer lau­ten und bun­ten Demo mit einer soli­da­ri­schen Grund­stim­mung kamen wir am spä­te­ren Nach­mit­tag zu unse­rem ver­kürz­ten Herbst­se­mi­nar in Mann­heim zusam­men. Knapp setz­ten wir uns mit den oben skiz­zier­ten Ent­wick­lun­gen ver­stärk­ter poli­ti­scher, sozia­ler und wirt­schaft­li­cher Angrif­fe im ver­schärf­ten Klas­sen­kampf von oben aus­ein­an­der. Anschlie­ßend mach­ten wir uns dar­an, Mög­lich­kei­ten der Gegen­wehr zu betrach­ten und Alter­na­ti­ven jen­seits von Kapi­tal­macht und Demo­kra­tie­feind­lich­keit anzu­den­ken. Hier­für lasen und dis­ku­tier­ten wir gemein­sam das letz­te Kapi­tel des öko­so­zia­lis­ti­schen Mani­fest-Ent­wurfs der IV. Inter­na­tio­na­le, deren deut­sche Sek­ti­on die ISO ist.

Mit dem inter­na­tio­na­len Blick der Autor:innen des Mani­fests wer­den Kämp­fe welt­weit genannt, die sich dem Klas­sen­kampf von oben wider­set­zen: „Zadist:innen“ in Frank­reich, die Land gegen sozi­al und öko­lo­gisch schäd­li­che Groß­pro­jek­te ver­tei­di­gen; argen­ti­ni­sche Frau­en im Kampf um das Recht auf Abtrei­bung; Sioux in den USA im Wider­stand gegen die XXL-Pipe­line durch ihr Land; gewerk­schaft­li­che Strö­mun­gen in Latein­ame­ri­ka, den USA und Euro­pa, die mit dem Gebot zur Erwirt­schaf­tung von immer mehr Pro­fit bre­chen; Befrei­ungs­be­we­gun­gen mit einer Nähe zu öko­so­zia­lis­ti­schen Alter­na­ti­ven in Chia­pas, Roja­va und Mind­a­nao; die Via Cam­pe­si­na als inter­na­tio­na­les Bünd­nis von Kleinbäuer:innen und Landarbeiter:innen.

So viel­fäl­tig und unüber­sicht­lich die gesell­schaft­li­che Kri­se ist, so viel­fäl­tig und unüber­sicht­lich sind auch die Ansät­ze und Bewe­gun­gen der Gegen­wehr. Dies spie­gelt sich auch in dem Text wider, den die Teil­neh­men­den in vie­len Stel­len als sprach­lich schwer zugäng­lich empfanden.

Soli­da­risch Kämp­fe zusammenführen
Ange­sichts der sich wei­ter ent­fal­ten­den öko­lo­gi­schen und poli­ti­schen Ver­hee­run­gen erscheint es umso dring­li­cher, eine über­grei­fen­de klas­sen­po­li­ti­sche Bewe­gung auf­zu­bau­en. Sie muss mit der Logik der bestehen­den Ver­hält­nis­se bre­chen und Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on und den Auf­bau von Selbst­ver­wal­tungs­or­ga­nen in den Mit­tel­punkt stel­len – sowohl in ihrer Stra­te­gie als auch in ihrem Ziel.

Ent­spre­chend der gesell­schaft­li­chen und poli­ti­schen Lage beweg­te sich die Stim­mung in unse­rem Herbst­se­mi­nar zwi­schen Sor­ge und Nie­der­ge­schla­gen­heit einer­seits und Hoff­nung und Wider­stands­wil­le ande­rer­seits. In die­ser Situa­ti­on emp­fin­den wir es mehr denn je als not­wen­dig, dass wir uns regel­mä­ßig zu Semi­na­ren wie die­sem zusam­men­fin­den, um uns zu stär­ken, Stra­te­gien wei­ter zu ent­wi­ckeln und Soli­da­ri­tät zu leben.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Dezem­ber 2024
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