R. G.
Dies war das spannende wie hochaktuelle Thema des Online-Infoabends der ISO-Gruppe Rhein-Neckar am 17. Juli 2020.
Ultra-nationalistische, reaktionäre bis offen faschistische Strömungen und Bewegungen gewinnen in der gesamten Welt zunehmend Unterstützung. Dies gilt seit Jahren auch für Deutschland. Umso wichtiger ist es, zu verstehen, wie solche Bewegungen entstehen und wie sie bekämpft werden können. Das Ziel des Abends war, dazu einen Beitrag zu leisten.
Von Weimar bis heute
Der Referent spannte einen historischen Bogen von den Anfängen der faschistischen Bewegung in Deutschland vor rund 100 Jahren bis hin zum Entstehen der AFD und dem rechten Terror in den letzten Jahren.
Dabei begann er bei der Bekämpfung der Novemberrevolution durch die Ebert-Sozialdemokratie und dem dadurch begünstigten Aufschwung der faschistischen NSADP in der „Weimarer Republik“.
Hochaktuell: Trotzkis Faschismusanalyse
Eine der weitsichtigsten Analysen des Faschismus sei die von Leo Trotzki gewesen (L. Trotzki: Führungsperson der russischen Revolution, politischer Gegner von Stalins bürokratischer Diktatur, verfolgt und auf Befehl Stalins ermordet).
So habe Trotzki unter anderem folgende Voraussetzungen für den Aufstieg des Faschismus genannt: Eine schwere (wirtschaftliche, politische und soziale) Krise des kapitalistischen Systems, die Verschärfung des Klassenkampfs von oben, die Infragestellung der bürgerlich-parlamentarischen Demokratie, die Stärkung einer faschistischen Massenbewegung, das Entstehen einer sozialen Massenbasis und nicht zuletzt die Unterstützung durch das Großkapital.
Gerade auch hinsichtlich der notwendigen Taktik im Kampf gegen den Faschismus seien Trotzkis Vorschläge aktuell. Eine zentrale Achse bilde dabei der Aufbau einer „Einheitsfront“ der arbeitenden Klasse. Folgerichtig habe er die Politik der SPD und der stalinistischen KPD, die eine solche Einheitsfront verhinderten, scharf kritisiert.
Gemeinsam gegen Faschismus
Auch wenn die aktuelle Krise noch nicht so tiefgreifend sei wie die von 1929–1933, bestünde kein Grund, die faschistische Gefahr zu leugnen oder zu verharmlosen.
Bereits jetzt müssten politische Antworten gefunden und gemeinsame und solidarische Strukturen aufgebaut werden. Die Erfahrungen und Lehren der Weimarer Zeit sowie die Analyse Trotzkis seien dafür unverzichtbar.
Aus Avanti² Rhein-Neckar September 2020