K. M. / T. R.
In Pakistan leben 210 Millionen EinwohnerInnen. Es ist das Land mit der fünftgrößten Bevölkerung der Erde. Unter den Staaten mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit ist es der zweitgrößte.
Deutschland ist einer von Pakistans wichtigsten Handelspartnern. Maschinen, chemische Erzeugnisse und Metalle werden nach dort exportiert, Textilien und landwirtschaftliche Erzeugnisse hierher importiert.
Seit der im Jahr 1947 erlangten Unabhängigkeit hat es in Pakistan vier Militärdiktaturen gegeben. Relativ kurz waren die Perioden demokratisch gewählter Regierungen. Die Afghanistan-Kriege haben Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Das Entstehen der Taliban-Bewegung und die bis heute andauernden Drohnen-Angriffe des US-Militärs sind weitere schwerwiegende Probleme. Alle diese Faktoren haben zur Destabilisierung und Polarisierung im Lande beigetragen.
Die bisher letzte Militärdiktatur wurde 2008 durch eine ursprünglich von Anwälten initiierte Bewegung beendet, die von immer größeren Bevölkerungskreisen unterstützt worden war. Da die derzeitige zivile Regierung in eine zunehmend massivere Krise geraten ist, versucht das Militär, wieder an Einfluss zu gewinnen. Kürzlich erfolgte die Absetzung des gewählten Ministerpräsidenten durch den Obersten Gerichtshof. Das ist ein großer Schritt auf dem Weg in eine erneute Militärherrschaft.
Unterdrückung
Die alltägliche Repression ist in Pakistan vielfältig und erschreckend. Die Bandbreite reicht vom Verschwindenlassen von AktivistInnen bis hin zu Lynchmorden. Es gibt manipulierte Prozesse unter dem Deckmantel des „Krieges gegen den Terror“ mit drakonischen Strafen. Auch der Missbrauch der „Blasphemie-Gesetzgebung“ ist eine der Methoden zur Verfolgung kritischer Kräfte.
Zu den jüngsten Opfern der Unterdrückung in Pakistan zählen der Umwelt- und Bürgerrechtsaktivist Baba Jan aus Gilgit Baltistan ebenso wie die Führung der BäuerInnennbewegung auf den Militärfarmen von Okara.
Unter diesen bedrohlichen Bedingungen sind die gewerkschaftlichen und politischen Organisationen der pakistanischen ArbeiterInnenbewegung aktiv.
Doch wo Druck ist, dort wächst auch Widerstand.
Widerstand
Es gibt gewerkschaftliche Aktionen gegen die Privatisierungen etwa der staatlichen Fluggesellschaft PIA und des größten Stahlherstellers PSM. Organisierte KollegInnen setzen sich für eine Anhebung des Mindestlohns und die Einhaltung von Arbeitssicherheitsbestimmungen ein. Die lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen in Pakistan wurden 2012 weltweit bekannt, als es zu verheerenden Bränden in Textil- und Schuhfabriken kam.
Eine BäuerInnenbewegung protestiert gegen Landraub durch die Armee. Die Selbstorganisation von Frauen macht Front gegen ihre extreme Benachteiligung in allen Lebensbereichen. Solidaritätsaktionen mit ethnischen und religiösen Minderheiten wenden sich gegen deren brutale Diskriminierung. Nicht zuletzt werden auch Friedenszüge gegen die Kriegstreiberei zwischen Pakistan und Indien organisiert. Alle diese Bewegungen gehören zu dem breiten Spektrum sozialer Proteste gegen Repression und Ausbeutung.
Im Mannheimer Gewerkschaftshaus findet am Mittwoch, dem 30. Mai 2018, um 19:00 Uhr eine interessante Veranstaltung zu den aktuellen Entwicklungen in Pakistan statt. Sie wird vom Aktionsbündnis „Wir zahlen nicht für Eure Krise!“, der Mannheimer IG Metall, von Attac und anderen unterstützt.
Der Referent, Farooq Tariq, hat den Gewerkschaftsdachverband Pakistan Workers Confederation mitbegründet. Seit Jahrzehnten ist er in zahlreichen sozialen Bewegungen aktiv. Wegen seines Engagements ist er von pakistanischen Militärregierungen exiliert und inhaftiert worden.