Soli­da­ri­tät statt Preis­trei­be­rei!“ Frau­en von Teue­rung beson­ders betroffen

E. B.

Das Akti­ons­bünd­nis „Soli­da­ri­tät statt Preis­trei­be­rei!“ hat­te am 7. März 2023 erneut zu einer Kund­ge­bung auf dem Mann­hei­mer Para­de­platz auf­ge­ru­fen. Im Mit­tel­punkt der Ver­an­stal­tung stan­den die Soli­da­ri­tät mit den Warn­streiks in Deutsch­land und den gewerk­schaft­li­chen Mas­sen­pro­tes­ten in Frank­reich sowie die beson­de­re Betrof­fen­heit von Frau­en durch die Preis­trei­be­rei. Wir doku­men­tie­ren im Fol­gen­den den ent­spre­chen­den Redetext.

Anfang 2023 ver­kün­de­ten Medi­en einen Rück­gang der Teue­rung. Die aktu­ell bekannt­ge­ge­ben Zah­len spre­chen jedoch eine ande­re Spra­che. Im Febru­ar 2023 sind die Ver­brau­cher­prei­se in Deutsch­land gegen­über dem Vor­jah­res­mo­nat nach vor­läu­fi­gen Anga­ben um 8,7 Pro­zent gestiegen. 
Laut den aktu­el­len Zah­len des Pari­tä­ti­schen Woh­fahrts­ver­bands hat die Armut hier­zu­lan­de eine trau­ri­ge Rekord­mar­ke erreicht: „Mit 16,6 Pro­zent muss­ten 2021 13,8 Mil­lio­nen Men­schen in Deutsch­land zu den Ein­kom­mens­ar­men gerech­net wer­den. Noch nie wur­de auf der Daten­ba­sis des Mikro­zen­sus eine höhe­re Armuts­quo­te für das Bun­des­ge­biet gemessen.“

Armut weib­lich
Bei Frau­en lag die Armuts­quo­te im Jahr 2021 bei 17,5 Pro­zent. Dies bedeu­tet, dass 17,5 Pro­zent der Frau­en in Deutsch­land von rela­ti­ver Ein­kom­mens­ar­mut betrof­fen waren.
Es kann kein Zwei­fel dar­an bestehen, dass die Rekord­teue­rung der letz­ten Mona­te die­se skan­da­lö­se Ent­wick­lung noch wei­ter beschleu­nigt hat. Wir soli­da­ri­sie­ren uns auch des­halb aus­drück­lich nicht nur mit den gewerk­schaft­li­chen Tarif­be­we­gun­gen bei der Deut­schen Post AG und im Öffent­li­chen Dienst, son­dern auch mit den gewerk­schaft­li­chen Mas­sen­streiks gegen die „Ren­ten­re­form“ in Frankreich.
Laut Die Zeit vom 3.2.2023 lag nach Zah­len des Sta­tis­ti­schen Bun­des­am­tes für das Jahr 2022 der durch­schnitt­li­che Stun­den­lohn von Män­nern in Deutsch­land bei 24,36 Euro, der von Frau­en ledig­lich bei 20,05 Euro. Das ist ein Unter­schied von knapp 18 Pro­zent. Rech­net man die­sen Pro­zent­wert in Tage um, arbei­ten Frau­en 66 Tage, vom 1. Janu­ar bis zum 7. März 2023, dem „Equal Pay Day“, umsonst. 
Bei der ers­ten Erhe­bung 2016 betrug die Lohn­lü­cke zwi­schen Frau­en und Män­nern noch 23 Pro­zent. Sie ist also etwas klei­ner gewor­den, aber bei die­ser Geschwin­dig­keit wird es noch mehr als 50 Jah­re dau­ern, bis Män­ner und Frau­en den glei­chen Stun­den­lohn erhalten.

Kundgebung auf dem Mannheimer Paradeplatz, 7. März 2023.  Foto: Avanti².

Kund­ge­bung auf dem Mann­hei­mer Para­de­platz, 7. März 2023. Foto: Avanti².

Frau­en­löh­ne niedriger
Deutsch­land hat eine der größ­ten Ein­kom­mens­lü­cken zwi­schen Frau­en und Män­nern in Euro­pa. Das ist nicht nur ein Armuts­zeug­nis, son­dern ein Resul­tat von Diskriminierung. 
Zudem sind beson­ders vie­le Frau­en wegen Sor­ge­ar­beit für die Fami­lie in Teil­zeit tätig, und sie arbei­ten sehr häu­fig in sys­tem­re­le­van­ten Beru­fen, in denen bezeich­nen­der­wei­se nied­ri­ge­re Löh­ne gezahlt wer­den – bei­spiels­wei­se in der Pfle­ge-, in der Gesund­heits- und der Bildungsbranche. 
Selbst wenn man die­se Fak­to­ren bei der Berech­nung der Lohn­lü­cke zwi­schen Frau­en und Män­nern berück­sich­tigt, bleibt noch immer eine „berei­nig­te“ Ein­kom­mens­dif­fe­renz von sie­ben Pro­zent, die zu einem erheb­li­chen Teil auf ande­ren Dis­kri­mi­nie­run­gen beruht.
Bei einem mitt­le­ren Ein­kom­men von 3.500 Euro im Monat für einen Mann bedeu­tet dies, dass eine Frau 245 Euro im Monat weni­ger erhält. Die all­ge­mei­ne Ent­gelt­lü­cke von 18 Pro­zent bedeu­tet sogar eine Dif­fe­renz von 630 Euro im Monat.

Die schlech­te­re Bezah­lung führt ent­schei­dend zu zahl­rei­chen wei­te­ren Benach­tei­li­gun­gen von Frau­en. Die Besei­ti­gung der Lohn­lü­cke zwi­schen Män­ner und Frau­en wür­de die Armut, vor allem für allein­er­zie­hen­de Müt­ter und ihre Kin­der, deut­lich redu­zie­ren. Sie wür­de zudem die Stel­lung von Frau­en in der Part­ner­schaft stär­ken und ihre Alters­ar­mut deut­lich reduzieren.
Die Benach­tei­li­gung von Frau­en fällt nicht vom Him­mel. Sie ist Aus­druck einer spal­te­ri­schen Poli­tik, die den Inter­es­sen von Super­rei­chen und Kon­zer­nen dient. 
Wir mei­nen: Es ist höchs­te Zeit, das Übel an der Wur­zel zu packen.“

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen des Akti­ons­bünd­nis­ses gibt es unter: instagram.com/solistattpreistreiberei

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar April 2023
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