DEN ABBAU BEKÄMPFEN!

Ent­las­sun­gen verhindern

 

U. D.

Stel­len­ab­bau, Umstruk­tu­rie­rung, Ver­la­ge­rung: Das sind zur­zeit die Bot­schaf­ten der Kon­zer­ne. Ob Che­mie-, Metall- und Auto­in­dus­trie, ob Ban­ken, Bau­in­dus­trie, Logis­tik oder Ver­si­che­run­gen − über­all wer­den Arbeits­plät­ze ver­nich­tet oder gan­ze Stand­or­te geschlossen.

Protest bei Bombardier (heute Alstom) Mannheim, 16. Juli 2020. (Foto: Helmut Roos.)

Pro­test bei Bom­bar­dier (heu­te Als­tom) Mann­heim, 16. Juli 2020. (Foto: Hel­mut Roos.)

Zehn­tau­sen­de Beschäf­tig­te nam­haf­ter Groß­un­ter­neh­men wie BASF, Bay­er, Bosch, BMW, Con­ti­nen­tal, Leo­ni, Mer­ce­des-Benz, Mie­le, Opel, Schaeff­ler, Thys­sen-Krupp, VW und ZF sind betrof­fen und in der Fol­ge auch Zulie­fe­rer, Hand­wer­ker, der Ein­zel­han­del, Kom­mu­nen und Regionen.

In der „Monopol”-Region Rhein-Neckar trifft es die Beleg­schaf- ten von Als­tom, BASF, Daim­ler, SAP, Uni­le­ver und ZF-Wabco.

Zyni­sche Begründung
Begrün­det wer­den die­se als „Anpas­sung“ schön­ge­re­de­ten An- grif­fe mit „Stand­ort­nach­tei­len” wie den hohen Ener­gie-, Roh­stoff- und Lohn­kos­ten. Dass die Kon­zer­ne in den letz­ten Jah­ren trotz- dem Rekord-Pro­fi­te erzielt haben und damit die Taschen der Groß­ak­tio­nä­re füll­ten, wird bewusst „ver­ges­sen“.

Jetzt gehe es dar­um, die Unter­neh­men zukunfts- und beschäf­ti- gungs­si­cher zu machen. Doch den Kon­zer­nen geht es weder um die Stand­or­te noch um die Beschäf­tig­ten. Es geht ihnen aus- schließ­lich dar­um, den größt­mög­li­chen Pro­fit zu erzielen.

Die Logik des Kapi­tals: Pro­fi­te vor Menschen
Kapi­ta­lis­mus bedeu­tet wie­der­keh­ren­de Kri­sen. Die neo­li­be­ra­le Poli­tik hat die­se Kri­sen ver­stärkt. Sie hat die Aus­beu­tung von Mensch und Natur ver­schärft, das Arbeits­recht und Sozi­al­leis­tun­gen ver­schlech­tert, Kapi­tal­steu­ern gesenkt, den glo­ba­len Kapi­tal­markt dere­gu­liert und Wider­stand unterdrückt.

Das alles hat zu einer bis­lang kaum vor­stell­ba­ren Kon­zen­tra­ti­on von Macht und Reich­tum auf weni­ge Per­so­nen geführt. Genau das wol­len Kapi­ta­lis­ten wie Albrecht, Schwarz, Quandt oder Musk auch in Zukunft. Sie haben ihre Ent­schei­dung längst getrof­fen: Pro­fi­te vor Menschen.

Schluss mit dem neo­li­be­ra­len Wahnsinn
Wir kön­nen uns den neo­li­be­ra­len Wahn­sinn nicht mehr leis­ten. Mit Arbeits­plät­zen und Stand­or­ten geht auch gesell­schaft­li­cher Reich­tum in Form von Gebäu­den, Anla­gen und Wis­sen verloren.

Dar­um ist der euro­pa­wei­te Kampf gegen neo­li­be­ra­le Poli­tik not­wen­dig. Gegen Arbeits­platz­ver­nich­tung und Stand­ort­schlie­ßun­gen erfor­dert das unter ande­rem: pro­gres­si­ve Besteue­rung der Unter­neh­mens­pro­fi­te, Offen­le­gung der Geschäfts­bü­cher, Veto­recht der Beschäf­tig­ten bei Ent­las­sun­gen, Pro­duk­ti­ons­ver­la­ge­run­gen und Stand­ort­schlie­ßun­gen sowie die 30-Stun­den­wo­che bei vol­lem Lohn- und Personalausgleich.

Protestaktion der ZF-Belegschaft in Mannheim, 10. September 2024. (Foto: Helmut Roos.)

Pro­test­ak­ti­on der ZF-Beleg­schaft in Mann­heim, 10. Sep­tem­ber 2024. (Foto: Hel­mut Roos.)

Sozi­al­part­ner­schaft“ lähmt
Auf die Angrif­fe reagie­ren vie­le Beleg­schaf­ten, Betriebs­rä­te, Ver­trau­ens­leu­te und Gewerk­schaf­ten mit den ein­ge­üb­ten, kampf­lo­sen Refle­xen jahr­zehnt­langer „Sozi­al­part­ner­schaft“:

Die Maß­nah­men wer­den kri­ti­siert und ernst­haf­te Gesprä­che gefor­dert. Es kommt zu Pro­test­ak­tio­nen. Meis­tens nur am jewei­li­gen Stand­ort, manch­mal auch konzernweit.

Am Ende wer­den Sozi­al­plä­ne und Umstruk­tu­rie­run­gen ver­ein­bart. Dabei gelingt es zwar oft, Ent­las­sun­gen zu ver­hin­dern oder hohe Abfin­dun­gen aus­zu­han­deln, doch die Arbeits- und Aus­bil­dungs­plät­ze oder die Stand­or­te sind verloren.

Jetzt Wider­stand organisieren
Die Angrif­fe der Unter­neh­men auf „ihre“ Beleg­schaf­ten sind nicht zu tren­nen von den Angrif­fen von Kapi­tal und Poli­tik auf das Arbeits­recht, die sozia­len Siche­rungs­sys­te­me und die öffent­li­chen Dienst­leis­tun­gen wie Gesund­heit, Bil­dung, Energie.

Gegen die­sen Gene­ral­an­griff hilft nur ein gemein­sa­mer Wider­stand, der über einen Stand­ort, den Kon­zern, die Bran­che oder natio­na­le Gren­zen hin­aus orga­ni­siert wird.

Die Pro­test­ak­tio­nen der IG Metall bei VW, bei Bosch oder wie in Mann­heim bei ZF-Wab­co zei­gen, dass die Beleg­schaf­ten kampf­be­reit sind. Doch die Gewerk­schafts­füh­run­gen sind bis­her nicht bereit, die „Sozi­al­part­ner­schaft“ auf­zu­kün­di­gen und den gemein­sa­men Abwehr­kampf zu organisieren.

Aber Abwar­ten hilft nicht wei­ter. Es muss jetzt inner­halb und außer­halb der Betrie­be und Gewerk­schaf­ten gemein­sam gehan­delt wer­den. Dabei setzt sich die ISO Rhein-Neckar aktiv für fol­gen­de For­de­run­gen ein:

• Abbau bekämp­fen – Ent­las­sun­gen verhindern
• Arbeits- und Aus­bil­dungs­plät­ze statt Dividenden
• Offen­le­gung der Geschäftsbücher
• Stand­ort- und bran­chen­über­grei­fen­de Soli­da­ri­tät und Aktionen
• Ver­net­zung betrof­fe­ner Belegschaften
• 30-Stun­den­wo­che bei vol­lem Lohn- und Personalausgleich

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Novem­ber 2024
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