Wider­stand statt ‚Brand­mau­er‘?“

Ermu­ti­gen­der Aus­tausch bei Kaf­fee und Marmorkuchen

N. B.

Eine mun­te­re Schar von Akti­ven setz­te sich am Sams­tag, den 26. April 2025, bei unse­rem Früh­jahrs­se­mi­nar mit der wach­sen­den faschis­ti­schen Bedro­hung und den Mög­lich­kei­ten des Wider­stands auseinander.

Demo gegen Rechts in Heidelberg, 15. Februar 2025. (Foto: Privat.)

Demo gegen Rechts in Hei­del­berg, 15. Febru­ar 2025. (Foto: Privat.)

In einer Auf­stel­lung unse­rer poli­ti­schen Tätig­keits­be­rei­che zeig­te sich die Viel­falt der Her­aus­for­de­run­gen: Anti­fa­schis­mus, Anti­mi­li­ta­ris­mus, Anti­ras­sis­mus, Betrieb und Gewerk­schaft, Femi­nis­mus und nicht zuletzt Klimagerechtigkeit.

Bedrü­cken­de Ent­wick­lun­gen neh­men wir in allen die­sen Fel­dern wahr, so dass die Fest­le­gung einer Rang­fol­ge schwer­fiel. Eine Teil­neh­me­rin äußer­te sich so: „Die Kli­ma­ka­ta­stro­phe stellt die größ­te Gefahr dar. Aber ich glau­be, der Anti­fa­schis­mus ist gera­de so dring­lich, dass wir uns dar­auf kon­zen­trie­ren müssen.“

Wie­der­holt sich Geschichte?
Anhand der Aus­gangs­fra­ge „Wie­der­holt sich Geschich­te?“ ver­glich unser Refe­rent im ers­ten Vor­trag des Semi­nars die Gegen­wart mit der Wei­ma­rer Repu­blik im Vor­feld der Nazi-Dik­ta­tur. Die Ver­tei­di­gung der Herr­schaft des Groß­ka­pi­tals war und ist für faschis­ti­schen Par­tei­en damals wie heu­te zentral.

Auch wenn die kon­kre­te poli­ti­sche Situa­ti­on jetzt selbst­ver­ständ­lich eine ande­re ist, zei­gen sich doch erschre­ckend vie­le Par­al­le­len. In einer Kri­se des glo­ba­len Kapi­ta­lis­mus ging es damals wie heu­te um die Neu­auf­tei­lung der Welt zwi­schen den impe­ria­len Mächten.

Und wie sind die Reak­tio­nen der bür­ger­li­chen Par­tei­en auf die faschis­ti­sche Bedro­hung? Sie rücken selbst immer wei­ter nach rechts, um angeb­lich so den Auf­schwung der Rech­ten zu ver­hin­dern. In Wirk­lich­keit stär­ken sie deren men­schen­ver­ach­ten­de Hetze.

In den 1920er und frü­hen 1930er Jah­ren gab es noch eine star­ke Arbei­ter­be­we­gung, für die Soli­da­ri­tät nicht nur ein Wort, son­dern geleb­te Pra­xis war. Den­noch schei­ter­te sie letzt­lich dar­an, dass KPD und SPD sich gegen­sei­tig bekämpf­ten, anstatt eine Ein­heits­front gegen den Faschis­mus zu bilden.

Bedrü­cken­de und stär­ken­de Emotionen
Wie damals pas­sen sich die Gewerk­schafts­vor­stän­de auch heu­te dem für die Exis­tenz ihrer Orga­ni­sa­tio­nen bedroh­li­chen Rechts­ruck an, statt ihn kon­se­quent zu bekämpfen.

Eine Teil­neh­me­rin frag­te des­halb: „War­um geht es bei den Gewerk­schaf­ten immer nur um die Löh­ne? War­um unter­stüt­zen sie kaum sozia­le Bewegungen?“ 
Ande­re Teilnehmer:innen berich­te­ten, wie sie die faschis­ti­sche Bedro­hung immer kon­kre­ter spü­ren, sei es im Betrieb, im öffent­li­chen Raum oder in Bezug auf die zuneh­men­de Mili­ta­ri­sie­rung. Bei vie­len löst das vor allem Wut und Sor­ge aus.

Es gilt, läh­men­den Ohn­machts­ge­füh­len bewusst ent­ge­gen­zu­steu­ern. Wie das geht, so ein Teil­neh­mer, kann man etwa am Bei­spiel von Genoss:innen ler­nen, die dem Nazi-Ter­ror in Kon­zen- tra­ti­ons­la­gern mit star­kem Zusam­men­halt und mit (grim­mi­gem) Humor trotzten.

Gegen­wehr oder rech­ter „Arbei­ter­po­pu­lis­mus“?
Aber wie kön­nen wir uns heu­te dem Rechts­ruck wider­set­zen? Unser zwei­ter Refe­rent ging ins­be­son­de­re auf die Lage in den Betrie­ben ein. Kräf­te wie die AfD nut­zen die jahr­zehn­te­lan­ge Ent­so­li­da­ri­sie­rung und Spal­tung, um einen „Arbei­ter­po­pu­lis­mus“ zu för­dern. Die demü­ti­gen­den Erfah­run­gen in einem Kapi­ta­lis­mus ohne pro­le­ta­ri­sches Klas­sen­be­wusst­sein kann die AfD gezielt für ihren aus­gren­zen­den Natio­na­lis­mus ausnutzen.

Die Gewerk­schafts­spit­zen set­zen die­ser gefähr­li­chen Ent­wick­lung lei­der kaum etwas ent­ge­gen, wie eini­ge Teilnehmer:innen aus eige­nen Erfah­run­gen berich­ten konnten.

Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on und Solidarität
Was bleibt uns also? Uns selbst zu orga­ni­sie­ren, indem wir Selbst­ver­tei­di­gung von unten auf­bau­en. In soli­da­ri­schen, prak­tisch wirk­sa­men Struk­tu­ren kann die Unter­stüt­zung durch bestehen­de Orga­ni­sa­tio­nen wie Gewerk­schaf­ten, Par­tei­en wie die Lin­ke oder Grup­pie­run­gen gegen Rechts ein­ge­for­dert werden.

Ein Bei­spiel für die­ses Vor­ge­hen ist das Komi­tee gegen Betriebs­rats­mob­bing: Die Din­ge selbst in die Hand neh­men und dabei mög­lichst vie­le Men­schen und Insti­tu­tio­nen einbinden.

Auch wenn die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem auf­halt­ba­ren Rechts­ruck immer wie­der bedrü­ckend wir­ken konn­te, schöpf­ten wir durch den Aus­tausch neu­en Mut.

Das Semi­nar stärk­te unse­ren Wil­len, unse­re Gegen­wehr fort­zu­füh­ren. Das bedeu­tet nicht zuletzt, dem zer­stö­re­ri­schen Pro­fit­sys­tem ver­stärkt den Kampf anzu­sa­gen: gemein­sam, soli­da­risch, inter­na­tio­nal und radi­kal demokratisch.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Mai 2025
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