BARBARA SCHULZ
Der kleine Unterschied und seine großen Folgen
Auch beim profanen Gelderwerb ist er zu sehen. Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung DIW erzielten 27,5 Millionen männliche Berufstätige ein Bruttoeinkommen von 920 Millionen Euro, 26,8 Millionen Kolleginnen nur 436 Millionen (2007, neuere Zahlen sind nicht vorhanden). Zur Lohngruppe der 10.000 bis 15.000 Euro Verdienenden zählen 1,8 Millionen Männer und 2,7 Millionen Frauen, zur Lohngruppe der 200.000 bis 500.000 Euro Verdienenden 188.000 Männer, aber nur 29.000 Frauen. Bei Einkommen über 500.000 Euro stehen 46.000 Männern gerade einmal 7.000 Frauen gegenüber. Die Einkommen aus Firmengewinnen differieren noch deutlicher: Hier haben Frauen nur 27 % der Gewinne. Die höhere Lebenserwartung der Frauen verschafft ihnen bei den Einkommen aus Vermietung einen Gleichstand, Erbschaft lässt sie ein entsprechendes Einkommen erzielen. Interessanterweise tragen Frauen eine höhere steuerliche Belastung, beim Ehegattensplitting akzeptieren sie einen höheren Steuersatz. Das kann sich bei Lohnersatzleistungen negativ für sie auswirken.
Ob Kinder oder… Berlin
Zum „Marsch für das Leben“ haben sich am Samstag, dem 21. September etwa 5.000 Menschen aus ganz Deutschland in Berlin eingefunden. Die Teilnehmenden marschierten für den Schutz des Lebens „vom Anfang bis zum Ende“, gegen „Abtreibung und Sterbehilfe“. Ein wenig bigott erscheinen die weißen Kreuzchen, die zum Gedenken an die Ungeborenen getragen werden schon, aber selbst Papst Franziskus hat „herzliche Grüße“ an die Teilnehmenden geschickt. Wenn mensch sich gegen diese „Lebensschützer“ wendet, ist er/sie ja nicht für Abtreibung, sondern für das Recht, selbst zu entscheiden. Frauen haben sich dieses Recht zu allen Zeiten genommen, sei es legal oder illegal. Und bei einer illegalen Abtreibung ist das Risiko, dabei zu Grunde zu gehen, allemal größer. Wenn mit dem Wachsen der Erwerbslosenzahlen die Geburtenzahlen bei den 20- bis 25-jährigen zurückgehen, sollte mensch sich vielleicht etwas anders überlegen, um den Kindersegen zu ermöglichen.
Bundesrepublik
Auch die erfolgreiche Parteigründung Alternative für Deutschland (AfD) möchte nicht nur Gendermainstreaming abschaffen (wer hat das eigentlich „angeschafft“?), sondern auch für jede Frau zwei bis drei Kinder: so Frauke Petry, Spitzenkandidatin in Thüringen. Sie spricht sich auch für ein Volksbegehren für die Verschärfung der Abtreibungsgesetzgebung aus. Die ganze Genderforschung ist des Teufels und schon gar die Respektierung der Grundrechte für Homo- und Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle. Heide Oestreich nennt die AfD einfach eine Männerpartei.
Spanien
Hier hat die konservative Regierung der Partido Popular (PP) eine Verschärfung der Abtreibungsgesetze vorbereitet. Die geltende liberalere Gesetzgebung hatte die Regeln der Francozeit abgelöst. Es kam zu heftigen Protesten gegen dieses Vorhaben. Nun sieht es so aus, als zöge die Regierung ihr Vorhaben erst einmal zurück, um sich ganz dem Kampf gegen die Abstimmung zur Unabhängigkeit in Katalonien widmen zu können. Jetzt kommt die Einsicht: „Wir können kein Gesetz machen, das sofort geändert wird, sobald eine andere Regierung an die Macht kommt“, so Regierungschef Rajoy.
Prostitution
Über eine neue Gesetzgebung in der Frage der Prostitution wird schon seit einiger Zeit debattiert, mit sehr weit auseinanderfallenden Meinungen. Von einem Kontaktverbot mit Bestrafung der Freier bis zur freien Sexarbeit reichen die Vorschläge. Eine gewisse Regulierung wird wohl Platz greifen. Bordelle sollen genehmigt werden, Angebote wie Flatrate-Sex verboten sein, Prostituierte sollen sich anmelden müssen. Dabei würden sie sich outen, was z.B. Dona Carmen, ein Verein für die Rechte von Prostituierten, ablehnt, weil es diskriminierend ist. Eine regelmäßige Pflichtuntersuchung lehnt selbst die Frauen- und Familienministerin Manuela Schwesig ab. Solange Sexarbeit legal ist, und ihre Illegalisierung kann mensch sich wohl kaum wünschen, ist es auch nicht sinnvoll, die Nachfrage zu illegalisieren und die Freier zu bestrafen. Ein ungelöstes Problem bleibt die Zwangsprostitution, die betroffenen Frauen sind nicht handlungsfähig. Und dass Freier den Zwang erkennen und fair handeln, ist in keiner Weise erwartbar. Eine befremdliche Variante der Ausübung der Sexarbeit ist die Aufstellung von Verrichtungsboxen, etwas nüchtern in Bonn, fröhlich farbig in der Schweiz – Beispiel Altstetten. Die Arbeit in den Boxen ist „stadtverträglich“ und auch „menschenwürdig“. Die Sexarbeiterinnen lösen ein Tagesbillet und bekommen dafür Raum und Sicherheit. Damit soll der Straßenstrich vom Züricher Hauptbahnhof und der Langstraße abgeleitet werden.Über Hilfen wird wenig gesagt.
Und zum Schluss etwas Positives
Da freut sich frau, wenn sie von einer „Revolution in der Kittelschürze“ liest! Hausangestellte in Bolivien haben sich in einer Gewerkschaft organisiert. Sie kämpfen für geregelte Arbeitszeiten, einen freien Sonntag und für höheren Lohn, denn ihr Lohn liegt unterhalb des Mindestlohnes. Da sie häufig im Wohnbereich der „Arbeitgebenden“ ( hier ist die Bezeichnung besonders makaber) einquartiert sind, ist ihre Verfügbarkeit kaum begrenzt. Der erkämpfte freie Tag wird oft zur Weiterbildung, zum Schulbesuch genutzt. Die Arbeitskämpfe der Frauen haben zur Konvention 189 „menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte“ der International Labour Organization (ILO) geführt, die in bolivianisches Recht überführt werden soll.