Wann, wenn nicht jetzt gegen den Klimawandel?*
O. T.
Greta Thunberg, die mittlerweile 16-jährige Initiatorin der Bewegung „Fridays for Future“ (FFF – Freitage für die Zukunft) wird von den oberen Kreisen der „Weltelite“ empfangen. Aber sie lässt sich in keiner Weise einbinden. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos etwa hat sie den dort anwesenden Konzernbossen und PolitikerInnen ins Gesicht gesagt, dass sie mit der Art ihres Wirtschaftens die Hauptverantwortlichen für den Klimawandel sind.
Was an Greta besticht, ist ihre Entschlossenheit und Unbedingtheit. Aus jedem ihrer Worte hört man heraus: Ihre Haltung ist nicht verhandelbar. Naturgesetze kennen keine politischen Kompromisse.
So sagte sie auf der UN-Klimakonferenz in Katowice zu den Anwesenden: „Unsere Zivilisation wird geopfert für die Gelegenheit für eine sehr kleine Zahl von Leuten, weiterhin enorme Summen Geld zu machen. Unsere Biosphäre wird geopfert, damit reiche Leute aus Ländern wie dem meinen in Luxus leben können. Es sind die Leiden der Vielen, die für den Luxus der Wenigen bezahlen.“
Und weiter führte sie aus: „Wir können eine Krise nicht lösen, ohne sie als Krise zu behandeln. Wir müssen die fossilen Brennstoffe im Boden lassen und wir müssen uns auf Gerechtigkeit konzentrieren. Und wenn Lösungen innerhalb dieses Systems so unmöglich zu finden sind, dann sollten wir vielleicht das System selbst ändern.“
In einer Welt der Fake News und des Wettkampfs darum, wer die Bevölkerung am besten belügen kann, ist ihre Gradlinigkeit eine große Ermutigung.
Unterstützung durch Wissenschaft
Unterstützung bekommt die Bewegung „Fridays for Future“ verstärkt auch von älteren Generationen. Über 23.000 WissenschaftlerInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben als „Scientists for Future“ (WissenschaftlerInnen für Zukunft) eine Stellungnahme unterzeichnet, um dem Anliegen der Klimabewegung Nachdruck zu verleihen.
Darin steht unter anderem: „Nur wenn wir rasch und konsequent handeln, können wir die Erderwärmung begrenzen, das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten aufhalten, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und eine lebenswerte Zukunft für derzeit lebende und kommende Generationen gewinnen.“
Für viele SchülerInnen sind deshalb Zeugnisnoten und Fehlstunden zweitrangig – sie stehen in keinem Verhältnis zu den Fakten. Sie wollen diesen Planeten erhalten und gehen für das auf die Straße, was die Wissenschaft seit Jahren belegt.
Reaktionen der Herrschenden?
Aufgrund des rasanten Aufschwungs der Bewegung „Fridays for Future“ rätselt die prokapitalistische Politik, wie sie darauf reagieren soll: mit Umarmungs- oder mit Blockadeversuchen? Die Alternative, sie zu ignorieren und möglichst totzuschweigen, funktioniert derzeit nicht mehr.
Auf der Münchner „Sicherheitskonferenz“ hatte Kanzlerin Merkel vor kurzem noch angezweifelt, ob der Protest der SchülerInnen tatsächlich selbst organisiert oder nicht doch etwa vom russischen Geheimdienst initiiert worden sei. Dass „alle deutschen Kinder […] plötzlich auf die Idee kommen, dass man diesen Protest machen muss, das kann man sich auch nicht vorstellen“, sagte Merkel. Später schwenkte sie um und äußerte verbal ihr Verständnis für die Klimaproteste der SchülerInnen.
Mittlerweile wird über rechtliche Konsequenzen zur Bestrafung der SchülerInnen wegen „Schwänzens“ nicht nur diskutiert, sondern sie werden schon teilweise umgesetzt.
Gegen den angeblichen Rechtsverstoß haben die SchülerInnen die besseren Argumente auf ihrer Seite:
• Die Regierung hält sich selbst nicht an die Klima-Vereinba rungen von Paris, obwohl sie diese nach den Regeln des Völ kerrechts ratifiziert hat.
• Der Gesetzgeber verstößt selbst gegen Artikel 2 (2) des Grundgesetzes, der das Grundrecht auf Leben und körperli che Unversehrtheit schützen soll.
Was tun?
Bis zum 15. März ist die Bewegung ständig gewachsen. Sie organisiert und vernetzt sich. Wie es weitergeht, das ist aber offen.
Eins jedoch ist sicher: Viele Jugendliche, die jetzt aktiv geworden sind, werden nicht einfach aufhören. Es geht buchstäblich um ihre Zukunft.
Die Feststellung „Unser Leben ist mehr wert als ihre Profite!“ muss in den Mittelpunkt der Auseinandersetzungen gestellt werden. Die Welt und damit unsere Zukunft darf nicht länger dem internationalen Kapital und seinen politischen Handlangern überlassen bleiben.
Da sind besonders die Gewerkschaften in der Pflicht. Sie stimmen noch immer in weiten Teilen in das Lied der „Sozialpartnerschaft“ mit der Gegenseite ein. Sie betonieren damit das System der Profitmaximierung.
Viele Massenaktionen im In- und im Ausland in den letzten Monaten zeigen, es ist wieder etwas in Bewegung gekommen. Was meist aber noch fehlt, ist das Vertrauen in die eigene Kraft und das Zusammenwachsen der Proteste. Dazu müssen wir beitragen. In diesem Sinne kämpfen wir gegen den Klimawandel und für einen Systemwechsel!
*[Dieser Text ist die gekürzte und überarbeitete Version des Referats auf unserem ISO-Diskussionsabend zur FFF-Bewegung am 22.03.2019.]