Das Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen
W.A.
Am ersten Juniwochenende starteten wir von Mannheim aus zu einer weiteren Etappe unserer Reihe „Spurensuche“. Ziel war Bad Frankenhausen am Fuße des Kyffhäuser.
Bei der thüringischen Kleinstadt fand im Mai 1525 die letzte große Schlacht des Deutschen Bauernkriegs statt. Sie war der blutige Schlußpunkt des Aufstands der Bauern gegen die ausbeuterische Feudalherrschaft.
Die Erhebung hatte 1524 in Südwestdeutschland begonnen, konnte aber von den adeligen Herren und ihren kirchlichen und militärischen Helfershelfern grausam unterdrückt werden.
Der revolutionäre Prediger Thomas Müntzer (1489-1525) war in Thüringen die Führungsfigur der rebellierenden Bauern. Er fiel nach dem Gemetzel auf dem Schlachtberg oberhalb von Frankenhausen seinen Häschern in die Hände, wurde gefoltert und hingerichtet.
Zur Erinnerung an diese Ereignisse hat die stalinistische SED-Führung auf dem Schlachtberg einen zylindrischen Rundbau als Panoramamuseum errichten lassen. Es beherbergt das monumentale Gemälde des DDR-Malers Werner Tübke, das den offizielllenTitel Frühbürgerliche Revolution in Deutschland trägt.
Das 123 Meter lange und 14 Meter hohe Rundbild des Leipziger Künstlers gilt als das größte Werk dieser Art überhaupt. Das Bauernkriegspanorama ist mit Unterstützung einiger Helfer von 1976 bis 1987 entstanden. Der Maler musste seine aufreibende Arbeit zeitweilig unterbrechen, da er infolge der Überanstrengung erkrankte.
Ein faszinierendes Theater der Welt
Tübke schuf ein faszinierendes Abbild des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit. In seinem Zentrum befinden sich Thomas Müntzer und die Schlacht bei Frankenhausen. Ein wirkliches „theatrum mundi“ (Welttheater) mit 3.000 Einzelfiguren - darunter zahreichen historischen Personen - und in sich abgeschlossenen Themendarstellungen überwältigt die BesucherInnen.
Den Hintergrund des Werkes bildet der Kreislauf der vier Jahreszeiten. Tübke stellt in Anlehnung an den Stil europäischer Alter Meister eine faszinierende Abfolge von Szenen der Menschheitsgeschichte dar. Diese oft in Verbindung zueinander stehenden Grundmotive bringen das Drama von Herrschaft und Unterdrückung, von Fortschritt und Reaktion in beeindruckender Weise auf den Punkt.
Es ist kein geringes Verdienst der damaligen Kulturpolitik der DDR, dass sie Werner Tübkes „Ultimatum“ bei der Auftragsvergabe nachgegeben hat. Nur so konnte sich der von dem Meister gepflegte Stil des „magischen Realismus“ gegenüber dem damals vorherrschenden „sozialistischen Realismus“ durchsetzen.
Vor allem aber konnte so ein epochales Kunstwerk entstehen. Es hat nicht nur die antikommunistisch motivierte „Vergangenheitsbewältigung“ nach dem Ende der DDR überstanden. Es wird die Zeiten überdauern.
Nähere Informationen unter: www.panorama-museum.de