Coro­na und kein Ende - Was nun?“

F. K.

Unter die­sem Titel fand am 10. Dezem­ber 2021 eine über­re­gio­nal gut besuch­te und gelun­ge­ne Online-Ver­an­stal­tung von #Zero­Co­vid Rhein-Neckar statt. Refe­rent war Win­fried Wolf, Mit­in­itia­tor von #Zero­Co­vid.

Fak­ten­reich ana­ly­sier­te und bewer­te­te Win­fried Wolf die aktu­el­le Pan­de­mie-Situa­ti­on. Dabei spann­te er einen wei­ten Bogen: Von der dra­ma­ti­schen Ent­wick­lung der Pan­de­mie über das Ver­sa­gen der Poli­tik bis hin zu den sei­ner Mei­nung nach not­wen­di­gen Maß­nah­men zur Pandemie-Bekämpfung.

Aktionstag #ZeroCovid in Mannheim, 10. April 2021. ( Foto: helmut-roos@web.de.)

Akti­ons­tag #Zero­Co­vid in Mann­heim, 10. April 2021. ( Foto: helmut-roos@web.de.)

Zick-Zack statt Solidarität
Das Ver­sa­gen der Anti-Pan­de­mie-Poli­tik beleg­te Wolf in meh­re­ren Punk­ten. Es habe kei­ne „Welt­so­li­da­ri­tät“ gege­ben. Die WHO sei „abge­taucht“. Die meis­ten armen Län­der die­ser Welt hät­ten eine Impf­quo­te von unter zehn Pro­zent. Eine kon­se­quen­te, glo­ba­le Zero­Co­vid-Poli­tik habe es nicht gegeben.

In Deutsch­land ver­fol­ge die Pan­de­mie-Poli­tik einen ver­hee­ren­den Zick-Zack-Kurs. Dies hät­te die Pan­de­mie nicht ein­ge­dämmt, dafür aber wesent­lich zur Stär­kung des Lagers der Coro­na-Leug­nung beigetragen.

Obwohl vor der vier­ten Wel­le gewarnt wor­den sei, habe die Poli­tik die Feh­ler der vor­her­ge­hen­den Wel­len wie­der­holt. Dies for­der­te unnö­ti­ge Todes­op­fer. Die Situa­ti­on in den Kran­ken­häu­sern habe sich trotz gegen­tei­li­ger Erklä­run­gen ver­schlech­tert. Allei­ne wäh­rend der bis­he­ri­gen Pan­de­mie sei­en 20 Kran­ken­häu­ser geschlos­sen wor­den; wei­te­re 30 sol­len fol­gen. Im Inten­siv­be­reich stün­den inzwi­schen 15 bis 20 % weni­ger Bet­ten zur Ver­fü­gung, weil das not­wen­di­ge Per­so­nal auf­grund schlech­ter Arbeits­be­din­gun­gen gekün­digt habe.

Im Ver­lauf der Pan­de­mie sei­en für die Wirt­schaft gewal­ti­ge Geld­be­trä­ge zur Ver­fü­gung gestellt wor­den. 70 – 80 % davon hät­ten Kon­zer­ne und gro­ße Unter­neh­men erhal­ten. Im Ver­gleich dazu sei­en die Selbst­stän­di­gen, Knei­pen­be­sit­zer, Künst­ler und ande­re nahe­zu leer ausgegangen.

Gegen Virus und Kapital
Die Pan­de­mie hän­ge sei­ner Mei­nung nach direkt mit dem Kapi­ta­lis­mus zusam­men. Sie sei ein glo­ba­les Pro­blem und ori­en­tie­re sich nicht an Staats­gren­zen. Sie stel­le die sozia­le Fra­ge, da die Gefahr einer Erkran­kung und eines schwe­ren oder töd­li­chen Ver­laufs maß­geb­lich von der sozia­len Lage der Men­schen abhän­ge. Der Kapi­ta­lis­mus zer­stö­re natür­li­che Lebens­räu­me und ver­än­de­re das Kli­ma. Damit begüns­ti­ge er das Ent­ste­hen von Zoo­no­sen und Pan­de­mien. Die Pan­de­mie kön­ne daher nur inter­na­tio­nal und soli­da­risch erfolg­reich bekämpft wer­den. Aber genau dazu sei der Kapi­ta­lis­mus nicht in der Lage.

Zum Schluss skiz­zier­te Wolf Kern­punk­te einer lin­ken Pan­de­mie-Poli­tik. Die Ein­däm­mung des Virus erfor­de­re einen gene­rel­len soli­da­ri­schen Shut­down. Das Per­so­nal der Gesund­heits­äm­ter müs­se schnell und mas­siv auf­ge­stockt wer­den, um die „Nach­ver­fol­gung“ von Infek­ti­ons­ket­ten zu ermög­li­chen. Die Rei­chen hät­ten für die Pan­de­mie-Bekämp­fung zu zah­len, wäh­rend Arme und „klei­ne“ Exis­ten­zen zu unter­stüt­zen sei­en. Die Welt­wirt­schaft müs­se umge­baut, das heißt die kapi­ta­lis­ti­sche „Glo­ba­li­sie­rung“ müs­se rück­gän­gig gemacht wer­den. Im Mit­tel­punkt die­ser Poli­tik dürf­ten nicht Wachs­tum und Pro­fit, son­dern müss­ten Mensch, Umwelt und Natur stehen.

Was tun?
Die leb­haf­te Dis­kus­si­on griff die vor­ge­tra­ge­nen The­sen auf und brach­te zusätz­li­che Aspek­te ein. So wur­den der „Coro­na-Auf­schwung“ der Faschis­ten, die Unfä­hig­keit und Inkom­pe­tenz der ver­ant­wort­li­chen Poli­tik, aber auch die unge­nü­gen­de Umset­zung des Arbeits­schutz­ge­set­zes in den Be- trie­ben diskutiert.

Dabei wur­de auch ver­sucht, prak­ti­sche Schluss­fol­ge­run­gen aus der Ver­an­stal­tung zu zie­hen. Win­fried Wolf infor­mier­te, dass es im Janu­ar 2022 eine drit­te Num­mer der Zero­Co­vid-Zei­tung geben wer­de. Jedoch sei das Inter­es­se dar­an bis­her deut­lich gerin­ger als bei den vor­he­ri­gen Aus­ga­ben. Die Anwe­sen­den bestä­tig­ten, dass es der­zeit schwie­rig sei, vor Ort Unter­stüt­zung zu fin­den. Den­noch müs­se ver­sucht wer­den, die­se Zei­tung zu ver­brei­ten und mit prak­ti­schen Initia­ti­ven zu verbinden.

Schließ­lich wur­de vor­ge­schla­gen, eine Fol­ge-Dis­kus­si­on zu orga­ni­sie­ren, in der die prak­ti­sche Arbeit im Mit­tel­punkt ste­hen soll­te. Ange­sichts der uner­war­tet gro­ßen Zahl an Teil­neh­men­den und der posi­ti­ven Beur­tei­lung der Ver­an­stal­tung, soll­te dies Anfang 2022 geschehen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Janu­ar 2021
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