F. K.
Unter diesem Titel fand am 10. Dezember 2021 eine überregional gut besuchte und gelungene Online-Veranstaltung von #ZeroCovid Rhein-Neckar statt. Referent war Winfried Wolf, Mitinitiator von #ZeroCovid.
Faktenreich analysierte und bewertete Winfried Wolf die aktuelle Pandemie-Situation. Dabei spannte er einen weiten Bogen: Von der dramatischen Entwicklung der Pandemie über das Versagen der Politik bis hin zu den seiner Meinung nach notwendigen Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung.
Zick-Zack statt Solidarität
Das Versagen der Anti-Pandemie-Politik belegte Wolf in mehreren Punkten. Es habe keine „Weltsolidarität“ gegeben. Die WHO sei „abgetaucht“. Die meisten armen Länder dieser Welt hätten eine Impfquote von unter zehn Prozent. Eine konsequente, globale ZeroCovid-Politik habe es nicht gegeben.
In Deutschland verfolge die Pandemie-Politik einen verheerenden Zick-Zack-Kurs. Dies hätte die Pandemie nicht eingedämmt, dafür aber wesentlich zur Stärkung des Lagers der Corona-Leugnung beigetragen.
Obwohl vor der vierten Welle gewarnt worden sei, habe die Politik die Fehler der vorhergehenden Wellen wiederholt. Dies forderte unnötige Todesopfer. Die Situation in den Krankenhäusern habe sich trotz gegenteiliger Erklärungen verschlechtert. Alleine während der bisherigen Pandemie seien 20 Krankenhäuser geschlossen worden; weitere 30 sollen folgen. Im Intensivbereich stünden inzwischen 15 bis 20 % weniger Betten zur Verfügung, weil das notwendige Personal aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen gekündigt habe.
Im Verlauf der Pandemie seien für die Wirtschaft gewaltige Geldbeträge zur Verfügung gestellt worden. 70 – 80 % davon hätten Konzerne und große Unternehmen erhalten. Im Vergleich dazu seien die Selbstständigen, Kneipenbesitzer, Künstler und andere nahezu leer ausgegangen.
Gegen Virus und Kapital
Die Pandemie hänge seiner Meinung nach direkt mit dem Kapitalismus zusammen. Sie sei ein globales Problem und orientiere sich nicht an Staatsgrenzen. Sie stelle die soziale Frage, da die Gefahr einer Erkrankung und eines schweren oder tödlichen Verlaufs maßgeblich von der sozialen Lage der Menschen abhänge. Der Kapitalismus zerstöre natürliche Lebensräume und verändere das Klima. Damit begünstige er das Entstehen von Zoonosen und Pandemien. Die Pandemie könne daher nur international und solidarisch erfolgreich bekämpft werden. Aber genau dazu sei der Kapitalismus nicht in der Lage.
Zum Schluss skizzierte Wolf Kernpunkte einer linken Pandemie-Politik. Die Eindämmung des Virus erfordere einen generellen solidarischen Shutdown. Das Personal der Gesundheitsämter müsse schnell und massiv aufgestockt werden, um die „Nachverfolgung“ von Infektionsketten zu ermöglichen. Die Reichen hätten für die Pandemie-Bekämpfung zu zahlen, während Arme und „kleine“ Existenzen zu unterstützen seien. Die Weltwirtschaft müsse umgebaut, das heißt die kapitalistische „Globalisierung“ müsse rückgängig gemacht werden. Im Mittelpunkt dieser Politik dürften nicht Wachstum und Profit, sondern müssten Mensch, Umwelt und Natur stehen.
Was tun?
Die lebhafte Diskussion griff die vorgetragenen Thesen auf und brachte zusätzliche Aspekte ein. So wurden der „Corona-Aufschwung“ der Faschisten, die Unfähigkeit und Inkompetenz der verantwortlichen Politik, aber auch die ungenügende Umsetzung des Arbeitsschutzgesetzes in den Be- trieben diskutiert.
Dabei wurde auch versucht, praktische Schlussfolgerungen aus der Veranstaltung zu ziehen. Winfried Wolf informierte, dass es im Januar 2022 eine dritte Nummer der ZeroCovid-Zeitung geben werde. Jedoch sei das Interesse daran bisher deutlich geringer als bei den vorherigen Ausgaben. Die Anwesenden bestätigten, dass es derzeit schwierig sei, vor Ort Unterstützung zu finden. Dennoch müsse versucht werden, diese Zeitung zu verbreiten und mit praktischen Initiativen zu verbinden.
Schließlich wurde vorgeschlagen, eine Folge-Diskussion zu organisieren, in der die praktische Arbeit im Mittelpunkt stehen sollte. Angesichts der unerwartet großen Zahl an Teilnehmenden und der positiven Beurteilung der Veranstaltung, sollte dies Anfang 2022 geschehen.