Die Gefahr des Faschis­mus – Was tun?

ISO Rhein-Neckar Info­abend Febru­ar 2024

 

R. G.

Die Gefahr des Faschis­mus – Was tun?“ lau­te­te das The­ma des Info­abends der ISO Rhein-Neckar im Febru­ar 2024. Ange­sichts des gesell­schaft­li­chen Rechts­rucks, des Auf­stiegs der AfD und der davon aus­ge­hen­den Bedro­hung ein hoch­ak­tu­el­les Thema.

ISO-Rhein-Neckar, Infoabend zu Faschismus am 24.02.2024.

ISO-Rhein-Neckar, Info­abend zu Faschis­mus am 24.02.2024.

Unse­rem Refe­ren­ten gelang es sehr anschau­lich, einen Bogen von der neu­en anti­fa­schis­ti­schen Mas­sen­be­we­gung über die Ein­ord­nung des his­to­ri­schen wie des aktu­el­len Faschis­mus bis hin zur not­wen­di­gen Gegen­wehr zu spannen.

Der Cor­rek­tiv-Bericht vom 10. Janu­ar 2024 über das Pots­da­mer Tref­fen hat die größ­te anti­fa­schis­ti­sche Mas­sen­be­we­gung seit 1945 aus­ge­löst. An mehr als 1.200 Kund­ge­bun­gen und Demons­tra­tio­nen nah­men bis­her etwa 3,4 Mil­lio­nen Men­schen teil (Stand 23.2.2024). Den­noch bleibt die AfD bei aktu­el­len Umfra­gen rela­tiv sta­bil. In Thü­rin­gen ist sie dem­nach immer noch die stärks­te Partei.

Funk­ti­on des Faschismus
In sei­ner Ana­ly­se bezog sich unser Refe­rent auf Leo Trotz­ki und Ernest Man­del. Der Faschis­mus ist mehr als Anti­se­mi­tis­mus. Er ist ein beson­de­res Staats­sys­tem, des­sen Auf­ga­be die gewalt­sa­me Absi­che­rung des Kapi­ta­lis­mus ist. Er schafft die Vor­aus­set­zung für die aggres­si­ve Durch­set­zung des „Rechts des Stär­ke- ren“ und damit der Kapi­tal­in­ter­es­sen. Der Faschis­mus ist untrenn­bar mit dem Kapi­ta­lis­mus verbunden.

Der Sieg des Faschis­mus in Deutsch­land 1933 hat­te zwei wesent­li­che Vor­aus­set­zun­gen: Ers­tens die blu­ti­ge Nie­der­schla­gung der Novem­ber­re­vo­lu­ti­on von 1918 durch die Alli­anz von Mehr­heits-Sozi­al­de­mo­kra­tie, Kapi­tal­ver­bän­den, Reichs­wehr und reak­tio­nä­ren Frei­korps. Zwei­tens – und das war letzt­lich entsch­ei- dend – der feh­len­de Wil­le von SPD, KPD und Gewerk­schaf­ten, nach 1929 eine gemein­sa­me Abwehr­front gegen den Faschis­mus zu bilden.

Heu­te ist der Neo­li­be­ra­lis­mus der Weg­be­rei­ter des Faschis­mus. Der Neo­li­be­ra­lis­mus stärkt die Macht der Kon­zer­ne und der Rei­chen, setzt radi­kal Pri­va­ti­sie­rung, Dere­gu­lie­rung und Fle­xi­bi­li­sie­rung durch, igno­riert die Kli­ma­zer­stö­rung und ver­stärkt Na- tio­na­lis­mus, Auf­rüs­tung und Kriegs­trei­be­rei. Er steht für Kon­su­mis­mus und Ego­is­mus. Dies alles schafft den gesell­schaft­li­chen und ideo­lo­gi­schen Nähr­bo­den für den Auf­stieg des Faschismus.

Die gif­ti­ge AfD-Mixtur
Die AfD steht für einen neu­en Faschis­mus. Sie knüpft an den vor­han­de­nen Ängs­ten an und stellt sich rhe­to­risch gegen das „Estab­lish­ment“. Sie orga­ni­siert mei­nungs­bil­den­de Kam­pa­gnen und ver­schlei­ert ihre men­schen­ver­ach­ten­den Zie­le. Ihre Metho­de ist, das Unsag­ba­re anzu­deu­ten, das Unsag­ba­re aus­zu­spre­chen und am Ende das Aus­ge­spro­che­ne umzusetzen.

Als viert­größ­te Bun­des­tags­par­tei ver­fügt sie über erheb­li­che Mit- tel aus der Par­tei­en­fi­nan­zie­rung. Mit ihren rund 350 Haupt­amt­li­chen ver­brei­tet sie erfolg­reich ihre Het­ze vor allem im Internet.

Was tun?
Der Vor­trag ende­te mit zehn Vor­schlä­gen für die anti­fa­schis­ti­sche Arbeit. Ange­sichts der rea­len Gefahr sind jetzt mehr per­sön­li­che und gemein­sa­me Akti­vi­tä­ten not­wen­dig. Ins­be­son­de­re steht der Auf­bau von Bünd­nis­sen, die bun­des­wei­te Ver­net­zung und die Stär­kung des anti­fa­schis­ti­schen Wider­stands an.

Wich­tig ist auch die Auf­klä­rung über den Faschis­mus und des­sen Zusam­men­hang mit dem kapi­ta­lis­ti­schen Kri­sen­sys­tem. Eben­so müs­sen ohne Ein­schrän­kung die uni­ver­sel­len Men­schen- und Grund­rech­te ein­ge­for­dert und ver­tei­digt werden.

Eine gute Gele­gen­heit für anti­fa­schis­ti­sche Akti­vi­tä­ten in den Betrie­ben – wie zum Bei­spiel Tor­ak­tio­nen und Ver­samm­lun­gen – ist der „Inter­na­tio­na­le Tag gegen Ras­sis­mus“ am 21. März.

Letzt­end­lich muss es gelin­gen, die Feh­ler von 1933 nicht zu wie- der­ho­len und eine außer­par­la­men­ta­ri­sche, soli­da­ri­sche Front gegen Rechts­ruck und Faschis­mus aufzubauen.

Breit­ge­fä­cher­te Diskussion
Das Refe­rat gab vie­le Impul­se für die Dis­kus­si­on. So ging es unter ande­rem um die Aus­brei­tung irra­tio­na­ler Ideen und die Bedeu­tung des Inter­nets für die Ver­brei­tung faschis­ti­scher Het­ze und von Falschmeldungen.

Ein wei­te­rer Punkt war die aktu­el­le Mas­sen­be­we­gung. Die­se ist bis­lang meist ein­heit­lich. Aber es zeich­nen sich ers­te Spal­tungs­ver­su­che ab, die von bür­ger­li­chen Krei­sen – nicht zuletzt von CDU/CSU, SPD, FDP und Grü­nen – betrie­ben würden.

Der Rechts­ruck zeigt sich auf vie­len Gebie­ten. So wies eine Teil­neh­me­rin dar­auf hin, dass Habecks Rede zum Anti­se­mi­tis­mus von rech­tem Gedan­ken­gut geprägt gewe­sen sei.

Das gemein­sa­me Fazit war, dass über­all außer­par­la­men­ta­ri­sche Bünd­nis­se auf­ge­baut und unter­stützt wer­den müss­ten. Nur so kön­ne letzt­end­lich die Schwä­che der Lin­ken und der Gewerk­schaf­ten über­wun­den und der Faschis­mus erfolg­reich bekämpft werden.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar März 2024
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