Helmut Born*
Wie schon lange befürchtet wurde, ist der Signa-Konzern des Immobilienspekulanten Benko ins Straucheln geraten und musste Insolvenz anmelden. Damit ist seine Geschäftsgrundlage hinfällig geworden.
Die Zinsen sind in den letzten 18 Monaten kräftig gestiegen, und die Mieten für große Immobilien lassen sich nicht auf den von Signa kalkulierten Preisen halten. Die Krise am Immobilienmarkt hat zu einer massiven Abwertung der großen Immobilien des Konzerns geführt − mit entsprechend negativen Auswirkungen auf dessen Einnahmen und seine Finanzierungen.
Das Unternehmen Galeria Karstadt/Kaufhof gehört zu 100 % dem Signa-Konzern. Benko hatte Kaufhof 2019 von der US-amerikanischen Hudson Bay Companie für etwa 2 Milliarden Euro erworben. Diese wiederum hatte Kaufhof 2014 von der Haniel-Gruppe gekauft, die sich zuvor entschlossen hatte, ihre Anteile an der Düsseldorfer Metro Group abzustoßen. Jahre vorher hatte Benko schon Karstadt übernommen und konnte mit dem Erwerb von Kaufhof die Deutsche Warenhaus AG gründen.
Das Geschäftsmodell Benkos
Das Geschäftsmodell Benkos für die Warenhäuser sah vor, dass die Filialen, die in seinen Besitz kamen, sofort in eine eigenständige Gesellschaft ausgegliedert werden sollten. Dies bedeutete, dass die Filialen mit einer stark erhöhten Miete belastet wurden, die heute von „Experten“ als für den Einzelhandel völlig überzogen bezeichnet werden. Das sind die gleichen „Experten“, die das vor der Insolvenz von Signa nie gesehen haben.
Nach dem Erwerb von Kaufhof trotzte Benko der zuständigen Gewerkschaft ver.di einen Sanierungstarif ab, bei dem die Beschäftigten auf einen Teil ihres Einkommens verzichten mussten. Dies war zuvor schon bei Karstadt jahrelange Praxis. Ferner baute der Konzern so viele Arbeitsplätze ab, dass man sich wundern musste, wie mit so einer geringen Personaldecke ein Warenhaus überhaupt noch betrieben werden konnte.
Wie wir wissen, folgten in den letzten Jahren zwei Insolvenzen von Galeria Karstadt/Kaufhof, bei denen bis Ende Januar 2024 insgesamt 50 Filialen geschlossen wurden, obwohl der Staat zur Rettung des Konzerns 680 Millionen Euro beigesteuert hatte.
Alternativen zum Arbeitsplatz-Abbau
Die Existenzkrise des Signa-Konzerns reißt auch Galeria Kauf-hof/Karstadt mit in den Abgrund. Galeria musste die inzwischen dritte Insolvenz anmelden. Jetzt geht wieder bei den Beschäftigten die Angst vor Arbeitsplatzverlust um.
Der Vorstand und der Insolvenzverwalter strahlen zwar Optimismus aus und behaupten, dass es „Investoren“ gäbe, die das Unternehmen übernehmen würden. Aber es wird schwierig werden, solch einen Käufer für das gesamte Unternehmen zu finden. Es wird auf den Wirtschaftsseiten von Zeitungen eher ver- mutet, dass eine Zerschlagung des Unternehmens droht.
Eines dürfte allerdings klar sein. Für jeden „Investor“ steht die Profitabilität seiner Geldanlagen im Mittelpunkt. Da spielt der Kaufpreis für solch eine Beteiligung eine ganz wichtige Rolle. Ob Galeria Kaufhof/Karstadt zu einem Schnäppchenpreis zu haben sein wird, steht in den Sternen.
Am besten für die Beschäftigten und das Warenhaus als Betriebsform wäre sicherlich eine Beteiligung der Öffentlichen Hand. Dann könnte das Unternehmen Spekulanten entrissen werden, und die Interessen der Beschäftigten könnten besser durchgesetzt werden.
Manche Kommunen haben ehemalige Filialen von Galeria Kauf- hof/Karstadt übernommen und ein an die örtlichen Bedingungen angepasstes Konzept umgesetzt. Diese Kaufhäuser könnten durch- aus dem gesamten Unternehmen als Vorbilder dienen, vorausgesetzt, dass es unter öffentliche Kontrolle kommt.
Ver.di sollte sich in diesem Zusammenhang an die Artikel 14 und 15 des Grundgesetzes erinnern, die eine Enteignung und Vergesellschaftung von Unternehmen sowie von Grund und Boden ermöglichen.
* [Ehemaliger Betriebsratsvorsitzender Kaufhof Düsseldorf.]