Frank­reich - Kei­ne Pau­se für den Widerstand!

 M. G.

Frank­reichs Staats­prä­si­dent Macron und sei­ne Schat­ten­re­gie­rung machen kei­ne Pau­se. Und der Ras­sem­blem­ent Natio­nal war­tet gedul­dig auf sei­ne Stun­de, trotz der Klat­sche in der Natio­nal­ver­samm­lung. Dort hat die faschis­ti­sche Par­tei es nicht geschafft, einen ein­zi­gen wich­ti­gen Pos­ten zu besetzen.

„Die Liebe wird triumphieren“ − Paris, 7. Juli 2024. (Foto: Photothèque Rouge/Martin Noda/Hans Lucas.)

Die Lie­be wird tri­um­phie­ren“ − Paris, 7. Juli 2024. (Foto: Pho­to­t­hè­que Rouge/Martin Noda/Hans Lucas.)

Die mitt­ler­wei­le ein­ver­nehm­lich von der Neu­en Popu­lä­ren Front (NFP) als Kan­di­da­tin für das Amt der Pre­mier­mi­nis­te­rin vor­ge­schla­ge­ne Lucie Cas­tets wur­de von Macron prak­tisch igno­riert. Er reagier­te statt­des­sen mit einem Auf­ruf zum „poli­ti­schen Frie­den“ wäh­rend der Olym­pia­de. Nach dem Ergeb­nis der Par­la­ments­wah­len war das eine ver­ächt­li­che Miss­ach- tung der Wäh­le­rin­nen und Wäh­ler, die er selbst an die Urnen geru­fen hatte.

Wann Macron nun eine Pre­mier­mi­nis­te­rin ernennt, ist wei­ter unklar. Doch die Zeit drängt, weil der Haus­halts­ent­wurf für das Jahr 2025 den par­la­men­ta­ri­schen Instan­zen vor­ge­legt wer­den muss.

Wei­te­re sozia­le Angriffe
Obwohl die Regie­rung Attal nach dem Ergeb­nis der Par­la­ments­wah­len nur noch pro for­ma amtiert, wur­den im Eil­tem­po meh­re­re Durch­füh­rungs­de­kre­te für reak­tio­nä­re Geset­ze ver­öf­fent­licht: Ein­wan­de­rungs­ge­setz, Ende der Sonn­tags­ru­he in den Wein­ber­gen und anti­öko­lo­gi­sche Maß­nah­men. Zudem set­zen die Macht­ha­ber ihre anti­so­zia­le Poli­tik fort mit Maß­nah- men wie den neo­li­be­ra­len „Bil­dungs­re­for­men“, dem wei­te­ren Sozi­al­ab­bau oder der Unter­drü­ckung der Unab­hän­gig­keits­ak­ti­vis­ten in Kanaky.

Auch das Kapi­tal ver­liert kei­ne Zeit. Um sei­ne Gewin­ne zu sichern, plant bei­spiels­wei­se Valeo die Schlie­ßung von drei Stand­or­ten in Frank­reich und den Abbau von mehr als 1.000 Arbeits­plät­zen. In Nan­tes wer­den 250 Arbeits­plät­ze bei Sau­nier-Duval abge­baut; der fran­zö­si­sche Bau­ver­band kün­digt den Abbau von 150.000 Arbeits-plät­zen bis 2025 an. Auch die Haus­halts­kür­zun­gen wer­den sich in Stel­len­strei­chun- gen nie­der­schla­gen, in nicht besetz­ten Leh­rer­stel­len, in weni­ger Beam­ten bei der Ar- beits­auf­sicht und in wei­te­ren Ver­schlech­te­run­gen im Gesundheitswesen.

Ansät­ze zur Gegen­wehr
Die CGT-Gewerk­schaft der Eisenbahner:innen hat­te zu lan­des­wei­ten Kund­ge­bun­gen am 18. Juli 2024 auf­ge­ru­fen. Sie wur­den zwar von ver­schie­de­nen Kräf­ten der Lin­ken sowie von den Komi­tees für die Umset­zung des Pro­gramms der NFP unter­stützt, aber sie waren zu schwach besucht, um Druck zu machen.

Hin­ge­gen waren die Mobi­li­sie­run­gen gegen die natur­zer­stö­ren­den „Mega-Bas­sins“ − die rie­si­gen Was­ser­re­ser­voirs für die Agrar­in­dus­trie − erfolg­rei­cher. Tau­sen­de Men­schen auch aus ande­ren Län­dern ver­sam­mel­ten sich um den 20. Juli 2024 in Poi­tou. Sie dis­ku­tier­ten und pro­tes­tier­ten nicht nur gemein­sam, son­dern fei­er­ten auch ihren Wider­stand gegen die­se unsin­ni­gen Pro­jek­te. Den Demons­trie­ren­den gelang es zudem, die von der Staats­macht ge- such­te gewalt­tä­ti­ge Kon­fron­ta­ti­on weit­ge­hend zu vermeiden.

Sol­che Kämp­fe zei­gen mög­li­che Wege auf, um wie­der in die Offen­si­ve zu kom­men. Sie ver­bin­den die Idee eines men­schen­wür­di­gen Lebens mit guter Arbeit, guter Ernäh­rung und Respekt vor dem Pla­ne­ten. Sie stel­len die gemein­sa­me Soli­da­ri­tät und die kol­lek­ti­ve Orga­ni­sa­ti­on in den Vordergrund.

Ver­stär­kung des Widerstands
Auch ande­re Pro­tes­te, wie die gegen die Olym­pi­schen Spie­le, die Gegen­wehr gegen Ent­las­sun­gen und Stand­ort­schlie­ßun­gen oder die Soli­da­ri­täts­de­mons­tra­tio­nen mit der paläs­ti­nen­si­schen und der kana­ki­schen Bevöl­ke­rung, müs­sen nach Auf-fas­sung unse­rer Genoss:innen der Neu­en Anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Par­tei (NPA) Sam­mel­punk­te des Wider­stands sein. Denn die Herr­schen­den wer­den auch in Frank­reich nicht lockerlassen.

Die NPA schlägt des­halb vor, nach dem Ende der Som­mer­pau­se die Sofort­maß­nah­men des Pro­gramms der NFP durch­zu­set­zen − höhe­re Löh­ne, Rück­nah­me der „Ren­ten­re­form“, ein Ende der ras­sis­ti­schen und sexis­ti­schen Dis­kri­mi­nie­rung und des Kolo­nia­lis­mus, die Umver­tei­lung des Reich- tums und die Bewah­rung des Planeten.

Der Weg zur Durch­set­zung der sozia­len und öko­lo­gi­schen Inter­es­sen der arbei­ten­den Klas­se und der Unter­drück­ten kann nur durch mas­sen­haf­te Mobi­li­sie­run­gen auf der Stra­ße und in der Arbeits­welt geeb­net werden.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Sep­tem­ber 2024
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