ISO-Info­abend

Die Betriebs­rats­wah­len 2022

R. G.

Die Betriebs­rats­wah­len 2022 sind für die ISO Rhein-Neckar seit Mona­ten ein zen­tra­les The­ma. Inhalt­lich und prak­tisch spie­gelt es sich in Semi­na­ren, in regel­mä­ßi­gen Tref­fen, der Avan­ti² und in der per­sön­li­chen Bera­tung wider – und nun auch im Febru­ar in unse­rem monat­li­chen ISO-Infoabend.

Dies­mal gestal­te­ten meh­re­re Teil­neh­men­de inhalt­lich die hybri­de Ver­an­stal­tung. Im Ein­lei­tungs­re­fe­rat wur­de die klas­sen­po­li­ti­sche Bedeu­tung der Betriebs­rats­wah­len auf­ge­zeigt. Danach infor­mier­ten und dis­ku­tier­ten Betriebs­rä­te aus der Regi­on über ihre Wahl­vor­be­rei­tun­gen und die dabei auf­tre­ten­den betrieb­li­chen Konflikte.

Kundgebung bei GE Mannheim, 6. September 2016. (Foto: Avanti².)

Kund­ge­bung bei GE Mann­heim, 6. Sep­tem­ber 2016. (Foto: Avanti².)

Es herrscht Klassenkrieg […]“
War­ren Buf­fet, einer der reichs­ten Män­ner der Welt, soll bereits 2006 gesagt haben: „Es herrscht Klas­sen­krieg, rich­tig, aber es ist mei­ne Klas­se, die Klas­se der Rei­chen, die Krieg führt, und wir gewin­nen.“ Davon aus­ge­hend zeig­te unser ers­ter Refe­rent auf, wie die­ser Feld­zug auf staat­li­cher und auf betrieb­li­cher Ebe­ne geführt werde.

Er sei nicht jeder­zeit offen sicht­bar. Aber der gesam­te Staats­ap­pa­rat von der Ver­wal­tung, der Gesetz­ge­bung, über Poli­zei und Mili­tär bis hin zu den Schu­len sei dar­auf aus­ge­rich­tet, die Ver­tei­lung von Macht und Reich­tum zu Guns­ten einer klei­nen Min­der­heit zu orga­ni­sie­ren und abzusichern.

Das­sel­be gesche­he auch im Betrieb. Wenn auch mit ande­ren Mit­teln. Aber in der Arbeits­welt wür­den die gegen­sätz­li­chen Klas­sen­in­ter­es­sen von Kapi­tal und Arbeit sehr unmit­tel­bar und deut­lich auf­ein­an­der­sto­ßen. Dadurch fal­le es viel schwe­rer, die­sen Gegen­satz zu übertünchen.

Nicht zuletzt des­halb sei Betriebs­rats­ar­beit ein wich­ti­ger Teil der poli­ti­schen und gewerk­schaft­li­chen Orga­ni­sie­rung der arbei­ten­den Klas­se. Trotz aller inte­gra­ti­ven gesetz­li­chen Fes­seln des Betriebsverfassungsgesetzes.

Die Kapi­tal­sei­te und ihre Hel­fer sei­en sich des­sen sehr bewusst. Des­halb wür­den sie mit allen Mit­teln ver­su­chen, Betriebs­rä­te ent­we­der „ein­zu­bin­den“ oder deren Enga­ge­ment „zu unter­bin­den“. Eine Fol­ge davon sei, dass immer weni­ger Beschäf­tig­te einen Betriebs­rat und / oder einen Tarif­ver­trag hätten.

Aus den Höh­len der Löwen
Im Anschluss berich­te­ten BR-Mit­glie­der aus ihrer betrieb­li­chen Wirk­lich­keit. Akti­ve und an den Beleg­schafts­in­ter­es­sen ori­en­tier­te Kol­le­gen und Kol­le­gin­nen wür­den immer häu­fi­ger von Unter­neh­mens­lei­tun­gen attackiert.

Sie wür­den als arbeits­platz­ge­fähr­dend und streit­süch­tig dif­fa­miert. Die­se Fir­men­sicht wür­de durch­aus auch Unter­stüt­zung bei Tei­len von Beleg­schaf­ten fin­den. Ins­be­son­de­re bei Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen mit Nähe zum Management.

Die Bekämp­fung durch das Kapi­tal sei gera­de auch bei den Betriebs­rats­wah­len spür­bar. Fir­men­lei­tun­gen wür­den sogar zur Bil­dung von unter­neh­mens­na­hen Wahl­lis­ten auffordern.
Das Ziel sei offen­sicht­lich: Unter­neh­men woll­ten einen Betriebs­rat, der ihre Krei­se nicht stört und mit dem sich Ver­än­de­run­gen und Per­so­nal­ab­bau „sozi­al­ver­träg­lich“, aber vor allem schnell, güns­tig und ohne öffent­li­chen Lärm umset­zen lassen.

Jetzt, so kurz vor der Wahl, gin­ge es vor allem noch dar­um, in der Beleg­schaft mas­siv für die eige­nen Posi­tio­nen, die eige­nen Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten sowie die eige­ne Lis­te zu werben.

Was bleibt zu tun?
Die Dis­kus­si­on beschäf­tig­te sich unter ande­rem mit der Fra­ge, wel­che Betriebs­rats­ar­beit ange­sichts der sich ver­schär­fen­den Kri­se in Gesell­schaft und Arbeits­welt sowie des mas­si­ven Rück­gangs von Klas­sen­be­wusst­sein not­wen­dig sei.

Unter­neh­mens­na­he Lis­ten sei­en ein direk­tes Instru­ment, um im „Klas­sen­krieg“ die ideo­lo­gi­schen Posi­tio­nen des Kapi­tals in die Beleg­schaft zu tra­gen. Das müs­se deut­lich gemacht und dar­auf poli­tisch geant­wor­tet wer­den. So gin­ge es kon­kret dar­um, ob die Beleg­schaft einen akti­ven und bei Bedarf kon­flikt­fä­hi­gen Betriebs­rat oder einen „abni­cken­den“ wolle.

Aber zusätz­lich zu den BR-Wah­len müs­se es ein Ziel sein, eine Basis von Akti­ven auch außer­halb des Betriebs­ra­tes auf­zu­bau­en. Nur dadurch kön­ne eine brei­te Orga­ni­sie­rung, Akti­vie­rung und Ein­be­zie­hung der Beschäf­tig­ten erreicht wer­den. Nur ein sol­ches über den Betriebs­rat hin­aus­ge­hen­des gewerk­schaft­li­ches Enga­ge­ment mache es mög­lich, Gegen­macht im Betrieb auf­zu­bau­en und erfolg­reich wei­ter zu entwickeln.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar März 2022
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