M. G.
Die meisten Medien verbreiten unablässig die Erzählung von der „Krise der Autoindustrie“. Damit ist nicht der bewusst verhinderte soziale und ökologische Umbau dieser mächtigen Branche gemeint. Nein, es geht um die öffentlichkeitswirksame Unterstützung der Jagd nach immer weiter steigenden Profiten zum Beispiel bei Mercedes-Benz und bei Daimler-Truck.

IGM-Streik beim Benz in Mannheim-Waldhof, 2. Februar 2018. (Foto: Privat.)
Worin besteht dieser Lesart zufolge nun die Krise bei Mercedes-Benz? Die Netto-Profite betrugen 2023 14,5 Mrd. €, 2024 aber „nur“ 10,4 Mrd. €. Zur Erinnerung: 2021 lag diese Zahl bei 11,1 Mrd. €.
„Profit, Profit, Profit!“
Einer der Vorgänger des jetzigen Mercedes-Bosses Källenius hieß Schrempp. Als letzterer nach seinen wichtigsten Unternehmenszielen gefragt wurde, lautete seine Antwort: „Profit, Profit, Profit!“. Schrempp war ein begeisterter Anhänger Jack Welchs, des globalen Management-Superstars der 1990er Jahre und Erfinders der „Diktatur der Zahlen“.
Die Folgen dieser strategischen Orientierung sind mittlerweile bei Mercedes unübersehbar. Der Konzern wurde und wird permanent umgebaut.
Die ehemalige Daimler AG firmiert nach der Abspaltung der Nutzfahrzeugsparte als Mercedes-Benz Group AG. Bei der Bilanzpressekonferenz am 20. Februar 2025 verkündete die Konzernleitung, wie sie die „Krise“ überwinden will – durch eine Umsatz- Rendite von mehr als 10 Prozent in 2026.
Nicht zuletzt sollen dazu „Kostensenkungen“ beitragen. Das Management will rund fünf Mrd. Euro bis Ende 2026 „einsparen“.
Im Fokus stehen dabei die Beschäftigten. Geplant ist Medienberichten zufolge die Kürzung des bezahlten Weihnachts- und Silvesterurlaubs sowie der jährlichen „Erfolgs-Prämie“.
Die Rede ist vom Abbau von bis zu 20.000 Arbeitsplätzen. Dieser soll zunächst durch „natürliche Fluktuation“ und „freiwillige Abfindungen“ geschehen. Derzeit werde „noch nicht“ an „betriebsbedingte Kündigungen“ gedacht.
Abbau auch bei Daimler Truck?
Auch bei dem Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck, an dem Mercedes-Benz nur noch einen Anteil von 30 Prozent hält, soll es „Kostensenkungen“ geben.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Kaeser fordert für das Unternehmen Daimler Truck sogar 15 Prozent Umsatz-Rendite. Das ist das Doppelte der bisherigen Marge im Europageschäft des Konzerns.
Bis 2030 will deshalb die Daimler Truck-Chefin Rådström die jährlichen „Kosten“ vor allem zu Lasten der Beschäftigten um mindestens eine Milliarde Euro drücken. Der Schwerpunkt der Kürzungen soll laut der Managerin in Deutschland stattfinden. Auch Werksschließungen schließt sie nicht aus. Es wird gemunkelt, dass es um den Abbau von 5.000 Stellen geht.
Es wäre ein großer Fehler, wenn sich die Beschäftigten sowohl bei Daimler Truck als auch bei Mercedes-Benz nicht gegen diese und weitere zu erwartende Angriffe wappnen würden.
Es gibt keinen ernstzunehmenden Grund, vor der von oben verordneten „Diktatur der Zahlen“ einzuknicken. Vor allem sollten sich die Belegschaften der einzelnen Werke nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern gemeinsam und solidarisch für ihre Interessen kämpfen.
Hier, in ihrem Kernbereich der Fahrzeugindustrie, ist die zuständige Gewerkschaft IG Metall gefordert, jetzt endlich – im Unterschied zu Volkswagen 2024 – wirkliche Gegenwehr zu organisieren. Das bedeutet auch, die Frage der Verkürzung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohn- und Personalausgleich neu aufzuwerfen.
Es gibt kein Recht auf Profitmaximierung!