Zur Betriebsratswahl 2022 (Teil III)*
U. D.
Leider gibt es immer noch Betriebsräte, die nur vor der Betriebsratswahl aus ihrer Passivität erwachen. Wer eine aktive und aktivierende Gewerkschafts- und Betriebsratsarbeit machen will, darf ein solches Verhalten nicht akzeptieren. Wer Engagement fordert, muss im Rahmen seiner Kräfte auch selbst aktiv werden.
Nur wer kontinuierlich sichtbar und ansprechbar ist, kann auf Dauer überzeugen und Unterstützung in der Belegschaft finden. Das Eintreten für eine klare Position der Gegenmacht wird nur glaubwürdig, wenn Betriebsräte sich für ihre Kolleginnen und Kollegen einsetzen und keine Konflikte scheuen. Elementar ist dabei, immer die Belegschaft einzubeziehen, zu informieren und zu organisieren.
Strategisch vorgehen
Die meisten Menschen schmieden Pläne, verfolgen Ziele und bereiten ihre Aktivitäten vor. Auch Unternehmen tun das, um schneller oder mehr zu produzieren und ihre Profite zu steigern.
Umso erstaunlicher ist es, dass viele Betriebsräte ihre Arbeit nicht planen. Sie definieren keine Ziele, kümmern sich „nur“ um die unmittelbar anfallenden Probleme oder um das, was „ihr“ Unternehmen ihnen vorlegt. Mit einer strategischen Betriebsarbeit hat dies nichts zu tun.
Aber angesichts der realen Unternehmermacht hat die Festlegung von Zielen und eine gute Arbeitsplanung für Betriebsratsarbeit eine zentrale Bedeutung. Nur so kann man „Kurs halten“ und dem betrieblichen Hamsterrad entkommen.
Gut planen
Auch vor der Betriebsratswahl ist eine gute Planung wichtig, um die eigene Wahlvorbereitung nicht dem Zufall zu überlassen. Trotz aller Unterschiede gibt es dabei Punkte, die in allen Betrieben beachtet werden sollten.
1. Die Wahlen können genutzt werden, um eine Aktivengruppe aufzubauen bzw. diese zu vergrößern.
2. „Geeignete“ Kolleginnen und Kollegen werden frühzeitig auf eine Kandidatur angesprochen.
3. In regelmäßigen Treffen der Aktivengruppe werden die Wahl- Aktivitäten gemeinsam geplant und die Umsetzung überprüft.
4. Der Aktionsplan enthält die bis zum Wahltermin anstehenden Aktivitäten. Dabei wird das Was, Wie, Wann und Wer so konkret als möglich beschrieben.
5. Öffentlichkeitsarbeit und Wahlwerbung sollten Teil der Pla nung sein. Zum Beispiel Abteilungsbesuche und Einzelge spräche, Betriebs- und Abteilungsversammlungen, Diskus- sionen mit der Belegschaft, mit Vertrauensleuten und Be triebsräten, Erstellung von Flugblättern, T-Shirts und Buttons.
6. Es wird ein „Wahlprogramm“ erstellt, das in kurzen Sätzen die eigenen Positionen und Ziele beschreibt.
7. Die betriebliche Situation und die eigene Kraft müssen ehrlich beurteilt werden, um die vorhandenen Möglichkeiten realis tisch einzuschätzen und sich nicht „aufzureiben“.
8. Gerade in kleineren und mittleren Betrieben bietet eine Per sönlichkeitswahl den Beschäftigten die größten Einflussmöglichkeiten. Wenn man sich trotzdem für eine Listenwahl entscheidet, muss dies gut begründet und vermittelbar sein. Unabhängig davon, ob es zur Persönlichkeits- oder Listenwahl kommt, wirbt man für sich, die eigenen Kandidatinnen und Kandidaten bzw. die eigene Liste.
Langfristig denken
Ein Betriebsrat kann nicht alleine die Welt ändern oder die gewerkschaftliche und politische Organisierung der arbeitenden Klasse ersetzen. Aber es ist ein Unterschied, ob Betriebsräte sozialpartnerschaftliches „Co-Management“ wollen oder ausschließlich im Sinne der Belegschaftsinteressen aktiv sind.
Ein bewusster und aktiver Betriebsrat kann einen wichtigen Beitrag leisten, um die betrieblichen Arbeitsbedingungen zu verbessern, das innerbetriebliche Kräfteverhältnis zu Gunsten der Beschäftigten zu ändern und Klassenbewusstsein in der Belegschaft zu entwickeln.
Alles das sind Gründe genug, um Betriebsratstätigkeit als einen wichtigen Teil gesellschaftspolitischen Engagements im Betrieb zu verstehen und die Betriebsratswahlen gut und ernsthaft vorzubereiten.