Soli­da­ri­tät statt Preistreiberei!“

Pro­fit­ma­xi­mie­rung Ursa­che der Teuerung

O. T.

Am 8. Novem­ber 2022 fand die drit­te Kund­ge­bung des Akti­ons­bünd­nis­ses „Soli­da­ri­tät statt Preis­trei­be­rei!“ in Mann­heim statt. Der Vor­sit­zen­de der Orts­grup­pe Wein­heim der IGBCE, Hel­mut Schmitt, setz­te sich in sei­ner dort gehal­te­nen Rede mit den Fol­gen der Preis­trei­be­rei auseinander.

Kundgebung gegen Teuerung in Mannheim, 8. November 2022. (Foto: NovoLuce.)

Kund­ge­bung gegen Teue­rung in Mann­heim, 8. Novem­ber 2022. (Foto: NovoLuce.)

Die Prei­se für Nah­rungs­mit­tel sei­en um 18,7 % gestie­gen. Strom sei um 21 %, leich­tes Heiz­öl um 108,4 % und Erd­gas um 95,1 % teu­rer gewor­den. Ins­be­son­de­re für Bezie­he­rin­nen und Bezie­her nied­ri­ger Ein­kom­men wer­de es immer weni­ger mög­lich, ihre Grund­be­dürf­nis­se nach Hei­zung, Strom, Mobi­li­tät und gesun­dem Essen zu befriedigen.

Die­se Ent­wick­lung sei kein deut­sches Phä­no­men, son­dern welt­weit zu beob­ach­ten. Der akti­ve Gewerk­schaf­ter warf in sei­ner Anspra­che die Fra­ge auf, wer oder was schuld an die­ser Ent­wick­lung sei.

Kli­ma als Verlierer
Hel­mut Schmitt zufol­ge ist es nicht allein der völ­ker­rechts­wid­ri­ge Über­fall Putins auf die Ukrai­ne, son­dern auch das jahr­zehn­te­lan­ge Fest­hal­ten an den fos­si­len Brenn­stof­fen und die dadurch erfolg­te Abhän­gig­keit von den Lie­fe­ran­ten die­ser Rohstoffe.

Der Krieg habe die­se Ent­wick­lung natür­lich beför­dert, aber die Ver­ant­wor­tung des „Wes­tens“ für die Eska­la­ti­on dür­fe nicht ein­fach aus­ge­blen­det wer­den. Wegen des Krie­ges und wegen der ver­stärk­ten Rück­grif­fe auf die fos­si­len Ener­gie­trä­ger sei das Kli­ma der gro­ße Verlierer.

Auf­grund der Ver­knap­pung von Res­sour­cen als Fol­ge der Sank­ti­ons­po­li­tik wür­den Roh­stoff­prei­se jetzt förm­lich explo­die­ren. Das käme nicht zuletzt dem rus­si­schen Regime zugute.

Deut­sche und inter­na­tio­na­le Kon­zer­ne wür­den den Ukrai­ne­krieg zum Vor­wand neh­men, um sich durch Spe­ku­la­ti­on mit Ener­gie, Ener­gie­roh­stof­fen und Lebens­mit­teln auf unser aller Kos­ten hem­mungs­los zu berei­chern. Hier zei­ge sich deut­lich, dass die mas­si­ven Preis­stei­ge­run­gen das Ergeb­nis einer Pro­fit-/Preis­spi­ra­le seien.

Unso­zia­les „Ent­las­tungs­pa­ket“
Mit ihrem 200 Mil­li­ar­den Euro teu­ren „Ent­las­tungs­pa­ket“ und der „Gas- und Strom­preis­brem­se“ wür­de die Regie­rung die Pro­fit-/Preis­spi­ra­le nicht in Fra­ge stel­len, son­dern sogar die Pro­fi­te noch subventionieren.

Die bis­her bekann­ten Ent­las­tungs­vor­ha­ben sei­en sozi­al völ­lig unaus­ge­wo­gen. So wür­den die Bezie­he­rin­nen und Bezie­her nied­ri­ger Ein­kom­men mit Ein­mal­zah­lun­gen abge­speist, die deut­lich hin­ter den Preis- bzw. Kos­ten­stei­ge­run­gen zurück­blie­ben. Hin­ge­gen pro­fi­tier­ten Rei­che, Super­rei­che und Kon­zer­ne von den Maß­nah­men in wesent­lich stär­ke­rem Umfang.

Die geplan­ten Ent­las­tungs­maß­nah­men wür­den die Ein­kom­mens­ver­lus­te der gro­ßen Mehr­heit nicht aus­rei­chend aus­glei­chen. Rent­ne­rin­nen und Rent­ner, Erwerbs­lo­se, Sozi­al­hil­fe­em- pfän­ge­rin­nen sowie Stu­die­ren­de wür­den beson­ders benach­tei­ligt. Des­halb bräuch­ten die Men­schen eine auto­ma­ti­sche Anpas­sung ihrer Ein­kom­men an die Preissteigerungen.

Neu­or­ga­ni­sa­ti­on der Wirtschaft
Dar­über hin­aus sei drin­gend eine demo­kra­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on der Wirt­schaft erfor­der­lich, um Berei­che wie die Ener­gie­ver­sor­gung oder den Woh­nungs­sek­tor der Spe­ku­la­ti­on und der Anhäu­fung von noch höhe­ren Gewin­nen zu entziehen.

Auch dür­fe nicht mehr län­ger akzep­tiert wer­den, dass die Gewin­ne der Kon­zer­ne wei­ter­hin pri­vat blie­ben, wäh­rend die Ver­lus­te der gro­ßen Mehr­heit der Bevöl­ke­rung ver­ge­sell­schaf­tet wür­den. Die Wirt­schaft müs­se für die Men­schen und die Umwelt da sein und nicht umgekehrt.

Vor die­sem Hin­ter­grund sei auch die von der Regie­rung initi­ier­te „kon­zer­tier­te Akti­on“ zwi­schen Regie­rung, Unter­neh­mer­ver­bän­den und Gewerk­schaf­ten abzu­leh­nen. Deren Ziel sei es, die Inter­es­sen der abhän­gig Beschäf­tig­ten den Kapi­tal­in­ter­es­sen unter­zu­ord­nen und die Gewerk­schaf­ten kampf­un­fä­hig zu machen.

Sehr deut­lich zei­ge dies der Tarif­ab­schluss in der che­mi­schen Indus­trie, der auf­grund der nicht aus­rei­chen­den tabel­len­wirk­sa­men Erhö­hun­gen lang­fris­ti­gen Lohn­ab­bau bedeu­te. Die rea­le Erhö­hung der Ein­kom­men sei nicht nur not­wen­dig, um die Kauf­kraft­ver­lus­te aus­zu­glei­chen. Es gehe auch um die Bekämp­fung der zuneh­men­den Spal­tung in arm und reich.

Die­se wer­de zuneh­mend von ras­sis­ti­schen und faschis­ti­schen Krei­sen aus­ge­nutzt, um auch das The­ma Teue­rung in ihrem Sin­ne zu beset­zen. Die Geschich­te habe gezeigt: Das Erstar­ken von Ras­sis­mus und Faschis­mus hän­ge unmit­tel­bar mit der sozia­len Fra­ge zusam­men. Der Kampf gegen Ras­sis­mus und Faschis­mus müs­se des­we­gen auch immer mit der Bekämp­fung sozia­ler Miss­stän­de ver­bun­den werden.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Dezem­ber 2022
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