Rückgang der Teuerung?
E. B.
Am 4. April 2023 fand erneut eine Kundgebung des Aktionsbündnisses „Solidarität statt Preistreiberei!“ auf dem Mannheimer Paradeplatz statt. In drei Redebeiträgen wurde neben der Solidarität mit den Warnstreiks in Deutschland und den gewerkschaftlichen Massenprotesten in Frankreich die anhaltende Teuerung, die Gewinnexplosion und die Mobilisierung für den Ostermarsch am 8. April angesprochen.
Vor allem die Miete ist den Ausführungen bei der Protestaktion zufolge ein enormer Preistreiber.
16 Prozent der Haushalte in Deutschland geben den Angaben des Statistischen Bundesamtes zufolge für das Jahr 2022 einen Großteil ihres Einkommens für Miete aus. Wer einen Vertrag nach 2019 abgeschlossen hat, zahle meist deutlich mehr.
Mieten kaum bezahlbar
Mindestens 40 Prozent des Einkommens, so die Wiesbadener Behörde, geht bei 3,1 Millionen Haushalten für die Miete drauf. Im Schnitt belief sich die Mietbelastung für alle Mieterinnen und Mieter nach offiziellen Angaben im vergangenen Jahr auf 27,8 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens.
Ein weiterer großer Preistreiber sind Lebensmittel. Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes steigen die Preise bei Nahrungsmitteln weiterhin stark an. Im Februar 2023 sind die Lebensmittelpreise (plus 21,8 %) sogar stärker als die Energiepreise (plus 19,1 %) gestiegen.
Die Teuerung bei Mieten, bei Lebensmitteln und Energie treffen Menschen mit geringem Einkommen besonders hart. Das sei, so ein Sprecher des Aktionsbündnisses, ein nicht hinnehmbarer Skandal, zumal die Reichen immer mehr Vermögen und Konzerne immer mehr Gewinne anhäufen könnten.
Gewinnexplosion bei Konzernen
Die hundert umsatzstärksten Konzerne in Deutschland haben ihren Umsatz in den ersten 9 Monaten von 2022 um 30 Prozent gesteigert.
Die 99 umsatzstärksten Unternehmen (ohne Uniper) erzielten gleichzeitig in Deutschland mit 145 Milliarden Euro Rekordgewinne, ein Plus von 22 Prozent zum Vorjahr.
Insgesamt wurde im selben Zeitraum ein Rekordniveau von 1,8 Billionen Euro an offiziell von Firmen ausgewiesenen Profiten erreicht.
Als besonders robust erweisen sich die Geschäfte der deutschen Autoindustrie.
Autofirmen besonders profitabel
Volkswagen konnte nicht nur mit dem Börsengang der Tochtergesellschaft Porsche gut 19 Milliarden Euro einnehmen. Auch im operativen Geschäft wurden Gewinne in Höhe von 17 Milliarden Euro erzielt (plus 23 Prozent). Mercedes folgt auf Platz zwei mit 15 Milliarden Euro (plus 26 Prozent).
Auf Platz drei konnte sich die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd vorschieben, die angesichts zeitweise rekordhoher Frachtraten die Profite auf gut 14 Milliarden Euro mehr als verdoppeln konnte.
Leichte Gewinnzuwächse auf 12 Milliarden Euro erzielte die Telekom. Der Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech auf Platz sechs, kommt mit gut 9 Milliarden Euro Profit weiterhin auf eine ausgesprochen hohe Gewinnmarge von 72 Prozent, der höchste Wert unter den 100 umsatzstärksten Unternehmen. Auf mehr als 50 Prozent kommt sonst nur noch Hapag-Lloyd mit 53 Prozent.
Asoziale Verhältnisse
Diese Gewinnexplosion bei Unternehmen ist Ausdruck der asozialen Verhältnisse im deutschen Kapitalismus und gleichzeitig ein riesiger Preistreiber. Sie wird flankiert und gerechtfertigt durch eine spalterische Regierungs-Politik, die sich den Interessen von Superreichen und Konzernen verpflichtet sieht.
Am Dienstag, den 9. Mai 2023, findet um 18 Uhr die nächste Kundgebung gegen Teuerung auf dem Mannheimer Paradeplatz statt.
In dem Aufruf des Aktionsbündnisses „Solidarität statt Preistreiberei!“ heißt es: „Es ist höchste Zeit, das Übel an der Wurzel zu packen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Weitere Informationen auf www.instagram.com/solistattpreistreiberei.