US-Gewerk­schaf­te­rin in Mannheim:

Das ande­re Ame­ri­ka lebt

 

G. K. / P. O.

Veranstaltung mit Diane Feeley in Mannheim, 11.09.2017. Foto: Avanti².

Ver­an­stal­tung mit Dia­ne Fee­ley in Mann­heim, 11.09.2017.  Foto: Avanti².

Trump, Popu­lis­mus und arbei­ten­de Klas­se“ lau­te­te der Titel einer span­nen­den Ver­an­stal­tung am Mon­tag, dem 11. Sep­tem­ber 2017, im  Mann­hei­mer Gewerkschaftshaus.

50 Kol­le­gIn­nen waren gekom­men, um sich über wesent­li­che Hin­ter­grün­de und aktu­el­le Ent­wick­lun­gen in den USA unter Trumps Prä­si­dent­schaft zu informieren. 
Trumps Prä­si­dent­schaft hat einer­seits poli­ti­sche Kon­flikt­la­gen in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten und in aller Welt spür­bar verschärft. 
Ande­rer­seits sind gegen die reak­tio­nä­re Poli­tik des mit der extre­men Rech­ten ver­ban­del­ten Mul­ti­mil­li­ar­därs im Wei­ßen Haus schon jetzt Mil­lio­nen US-Bür­ge­rIn­nen auf die Stra­ße gegangen.

Die Häu­fung von Mas­sen­pro­tes­ten wäh­rend sei­ner erst kurz wäh­ren­den Amts­zeit könn­te zu dem Schluss ver­lei­ten, dass Trump mit der Poli­tik sei­ner Vor­gän­ger gebro­chen hat. Dian­ne Fee­ley sieht jedoch Trump trotz sei­ner popu­lis­ti­schen Aus­fäl­le in weit­ge­hen­der Kon­ti­nui­tät mit den Prä­si­den­ten der USA seit Jim­my Car­ter und Ronald Rea­gan. Die­se hät­ten bereits in den Jah­ren 1979 bis 1981 mit dem neo­li­be­ra­len Umbau der USA begon­nen. Alle spä­te­ren Prä­si­den­ten hät­ten die­sen Kurs fort­ge­setzt und die USA immer wei­ter nach rechts gerückt.

Pro­test­wel­len
Vier Pro­test­wel­len, so Dian­ne Fee­ley, habe es seit sei­nem Amts­an­tritt am 20. Janu­ar 2017 gegeben. 
Zunächst fand kurz danach der Women’s March on Washing­ton – ein Pro­test­marsch für Frau­en- und Men­schen­rech­te - statt. Allein in Washing­ton demons­trier­ten eine hal­ben Mil­li­on Frau­en und Män­ner. Über­all in den USA und welt­weit kam es zu öffent­li­chen Soli­da­ri­täts­ak­tio­nen. An die­sem Tag pro­tes­tier­ten ins­ge­samt etwa zwei Mil­lio­nen Men­schen, vor allem Frau­en, gegen Trump.

Wei­te­re Pro­tes­te ent­zün­de­ten sich an Trumps Ein­rei­se­ver­bo­ten für Aus­län­de­rIn­nen. Auf den Flug­hä­fen gab es im gan­zen Land zahl­rei­che Kund­ge­bun­gen. Rechts­an­wäl­tIn­nen boten den vom Ein­rei­se­ver­bot betrof­fe­nen Men­schen direkt vor Ort Unter­stüt­zung an. 
Am 22. April fand der March for Sci­ence – der „Marsch für die Wis­sen­schaft“ – eben­so wie zuvor der Frau­en­marsch ein gro­ßes inter­na­tio­na­les Echo. In mehr als 600 Städ­ten welt­weit gab es Soli­da­ri­täts­kund­ge­bun­gen. Anlass waren wis­sen­schafts­feind­li­che Äuße­run­gen von Trump. So leug­ne­te er unter ande­rem den Kli­ma­wan­del und des­sen Fol­gen. Fak­ten haben sich sei­nen poli­ti­schen Kon­zep­ten „anzu­pas­sen“.

Schließ­lich folg­te die vier­te Wel­le auf die gewalt­tä­ti­ge Demons­tra­ti­on von Neo-Nazis und ande­ren rechts­extre­men Grup­pen am 13. August in Char­lot­tes­ville. Gegendemonstrant-Innen wur­den von den Nazis tät­lich ange­grif­fen, eine Anti­fa­schis­tin von einem Rechts­extre­mis­ten ermor­det und wei­te­re Akti­vis­tIn­nen zum Teil schwer ver­letzt. Trump jedoch distan­zier­te sich zunächst nicht von den brau­nen Tätern. 
Hin­ter all‘ die­sen Pro­test­ak­tio­nen stand kei­ne lan­des­wei­te, orga­ni­sie­ren­de Kraft, die einen lang­an­hal­ten­den Wider­stand sichern könn­te. Die Mobi­li­sie­run­gen erfolg­ten viel­mehr meist über „sozia­le“ Medi­en, und bis­her sind meist kei­ne dau­er­haf­ten Struk­tu­ren entstanden.

Gewerk­schaf­ten
Bestän­di­ger Wider­stand wird in den USA auch dadurch erschwert, dass der Grad der gewerk­schaft­li­chen Orga­ni­sie­rung stark zurück­ge­gan­gen ist. Zwar sind noch 16 Mil­lio­nen US-Bür­ge­rIn­nen Gewerk­schafts­mit­glie­der. Aber auch orga­ni­sier­te Bas­tio­nen wie die Leh­re­rIn­nen wer­den immer mehr angegriffen.
Dian­ne Fee­ley gab einen Über­blick über die Lage der arbei­ten­den Men­schen in den USA. Sie skiz­zier­te den schwie­ri­gen Kampf für gewerk­schaft­li­che Orga­ni­sie­rung, der durch Kon­zern­stra­te­gien, Geset­ze und Ras­sis­mus erschwert wird.
Die Ver­an­stal­tung fand mit Unter­stüt­zung ins­be­son­de­re der IG Metall Mann­heim, von attac Mann­heim, der IG BCE Wein­heim und dem Zukunfts­fo­rum Gewerk­schaf­ten Rhein-Neckar statt.
Ein Fazit des Abends lau­te­te: Es gibt enor­me Pro­ble­me und Gefah­ren, aber das ande­re Ame­ri­ka ist auf­ge­wacht und in Bewe­gung für die Ver­tei­di­gung demo­kra­ti­scher und sozia­ler Rech­te gekommen.

aus der Rhein-Neckar Bei­la­ge zur Avan­ti Okto­ber 2017
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