M. G.
Am 21. September 1921 findet am frühen Morgen eine katastrophale Explosion im Oppauer Stickstoffwerk der BASF statt. Mindestens 559 Menschen sterben, rund 2.000 werden zum Teil schwer verletzt. Über tausend Gebäude werden in dem angrenzenden Ludwigshafener Vorort zerstört. Selbst im 300 Kilometer Luftlinie entfernten München ist die Explosion zu hören.
Rund 400 Tonnen des Düngemittels Ammoniumsulfatnitrat explodieren. Kunstdünger ist seinerzeit der wichtigste Gewinnbringer der BASF. Eine kurzfristige Änderung des bisherigen Produktionsverfahrens lässt ein hochbrisantes Vorprodukt entstehen. Die damals übliche kontrollierte Sprengung zur Auflockerung des verfestigten Stoffs im Lagersilo gerät deshalb außer Kontrolle.
Harmlose Düngemittel?
Die gefährlichen Eigenschaften des Stickstoffdüngers kennt sein Entdecker, der Chemiker Fritz Haber, sehr genau. 1909 entwickelt er das „Haber-Bosch-Verfahren“ zur Herstellung von Ammoniak – dem Grundstoff sowohl für Sprengstoff als auch für Dünger. Haber gilt zudem als „Vater des Gaskriegs“ im Ersten Weltkrieg. Ohne ihn hätte das deutsche Kaiserreich viel früher kapitulieren müssen.
Nach dem Krieg kann die BASF die Produktion in Oppau schnell wieder auf angeblich harmlose Düngemittel umstellen. Mit diesem Trick gelingt es der profitorientierten Unternehmensleitung, sich der nach dem Versailler Friedensvertrag vorgeschriebenen Kontrollen zu entziehen. Dadurch wird wahrscheinlich die Entdeckung des explosiven Vorprodukts verhindert und die Katastrophe erst ermöglicht.