R. G.
Weltweit gewinnen reaktionäre und faschistische Kräfte an Einfluss. Gleichzeitig nimmt die Gewalt gegen Frauen zu und werden Frauenrechte eingeschränkt. Wie untrennbar dies miteinander verbunden ist, diskutierten wir bei unserem Infoabend im März 2024 unter der Fragestellung „Warum sind Frauen besonders vom Faschismus bedroht?“.
Unserer Referentin gelang es sehr gut, in dieses Thema einzuleiten. Dabei konzentrierte sie sich in ihrem Vortrag auf wesentliche Aspekte der Frauenunterdrückung durch den Faschismus – die Alltagskultur, die Rolle als Pflegende, die Rolle als Mutter sowie die Gewalt gegen Frauen.
Aspekte der Unterdrückung
Der Faschismus verfestigt die alltägliche Unterdrückung von Frauen. Er drängt Frauen ins „Private“ und weist ihnen die Rolle von Pflegenden zu. Dies steht im engen Zusammenhang mit Kürzungen im Sozialbereich. Denn die notwendige Betreuungs- und Pflegearbeit muss dann im familiären Umfeld geleistet werden, und dies geschieht vor allen durch Frauen.
Frauen sind im faschistischen Weltbild erst dann wirkliche Frauen, wenn sie (möglichst viele) Kinder geboren haben und Mütter sind. Dabei sollen sich Frauen in schlimmster „rassehygienischer“ Tradition nur mit Männern des „eigenen Volkes“ paaren und so das „eigene Volk“ vermehren.
Diese zugewiesenen Rollen machen es Frauen kaum möglich, eine existenzsichernde Vollzeitstelle anzunehmen. So werden sie noch stärker in die Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung und/oder von „ihren“ Männern gezwängt. Je größer diese Abhängigkeit ist, desto mehr sind Frauen männlicher Gewalt ausgeliefert.
Auch die Militarisierung der Gesellschaft erzeugt Gewalt gegen Frauen. Denn diese steht – wie der Faschismus – für ein aggressives Männerbild und legitimiert Gewalt als Konfliktlösung. Von dieser Gewalt sind Frauen besonders betroffen; in zugespitzter Form durch den gezielten Einsatz sexualisierter Gewalt gegen Frauen in Kriegen.
Was tun?
Zum Schluss entwickelte unsere Referentin eine Perspektive des Widerstands. Gegen die gesellschaftliche Entwicklung und die faschistische Bedrohung muss der Kampf für eine solidarische Gesellschaft, in der es keine sozialen Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den Klassen mehr gibt, geführt werden.
Aktuell bedeutet dies unter anderem, für gleiches Entgelt bei vergleichbarer Arbeit sowie für Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich einerseits, aber gegen die Vergewaltigungs-Unkultur und gegen Kürzungen im sozialen und gesundheitlichen Bereich andererseits zu kämpfen.
Diskussion mit Tiefgang
Ein Diskussionsthema war, inwiefern der historische Faschismus die Durchsetzung des „radikalsten Patriarchats“ gewesen sei. Dabei wurde klar, dass der Faschismus ein extrem tiefer historischer Einschnitt war, dessen Folgen bis heute nachwirken. Er zerschlug gewaltsam nicht nur die alte Arbeiterbewegung, sondern auch die politische Frauenbewegung und beseitigte die durch diese erkämpften Errungenschaften.
Ein weiterer Punkt war die Frauenunterdrückung in der kapitalistischen, neoliberalen parlamentarischen Demokratie. Denn auch in den industriell entwickelten, kapitalistischen Ländern ist Armut nach wie vor weiblich, erfahren Frauen mehrfache Unterdrückung und sind Frauen alltäglicher Gewalt ausgesetzt.
Diskutiert wurde auch, dass „moderne“ Faschisten hinter einer „frauenfreundlichen“ Maske weiterhin ihr reaktionäres Frauenbild vertreten. Daran ändern auch Frauen in faschistischen Führungspositionen nichts. Im Kern ist der „moderne“ Faschismus der „alte“ Faschismus geblieben: autoritär, männerorientiert und frauenfeindlich.
Am Ende ging es um die Frage, was angesichts der realen faschistischen Gefahr getan werden kann. Die Teilnehmenden waren sich darin einig, dass mehr Aufklärung über den Faschismus und die Entwicklung glaubwürdiger gesellschaftlicher Solidarität notwendig sind.
Wichtige Schritte dabei sind der Aufbau einer solidarischen Front, die antifaschistische Arbeit in Betrieben und Gewerkschaften und die wirksame Unterstützung gesellschaftlicher und gewerkschaftlicher Frauenkämpfe.