Teil III
O. T.
„Was tun nach den Betriebsratswahlen? Organisieren, bilden, kämpfen! “ – So nannten wir unser sehr positiv bewertetes Seminar für Aktive in Betrieb und Gewerkschaft. Wir veröffentlichen im Folgenden den dritten und letzten Teil eines der Referate, das sich auf das Buch Geheimnisse einer erfolgreichen Organizerin von Alexandra Bradbury u.a. stützt.
Taktisches Vorgehen bringt wichtige Vorteile
Stellt euch vor, das Management verbreitet falsche Behauptungen gegen euch – wie sollt ihr reagieren? Es kann verlockend sein, jeden einzelnen Punkt zu widerlegen, aber denkt noch mal darüber nach, ob ihr das wirklich tun wollt.
Das Management versucht abzulenken und zu verwirren. Wenn dieses Manöver funktioniert, dann werden sie weiterhin so viele Lügen in die Welt setzen, dass ihr nicht nachkommt, sie zu widerlegen. Wenn ihr in der Defensive seid, dann seid ihr – in diesem Moment – am Verlieren.
Vermeidet es, auf ihre Angriffe zu reagieren. Eure KollegInnen nehmen euch zum Vorbild und beobachten genau, wie ernst ihr die Attacken des Arbeitgebers nehmt. Ihr solltet ihre Aufmerksamkeit vielmehr auf eure gemeinsamen inhaltlichen Themen lenken – und nicht auf die Falschinformationen des Managements.
Wann sollte man reagieren? Im Grunde, wenn kein Weg mehr daran vorbeiführt. Wenn das Management es schafft, euer Thema zu seinen Gunsten zu verändern, dann solltet ihr in euren Flyern und Gesprächen darauf eingehen. Ziel ist es, das Feuer auszutreten und zurück zu eurem Thema zu kommen.
Wie soll man sich verhalten, wenn man zum Personalgespräch gerufen wird?
Angenommen das Management fängt an, Einzelne in die Ecke zu drängen. Wie könnt ihr die Leute darauf vorbereiten? Warnt sie davor und besprecht mit ihnen, was sie erwarten könnte. Es ist hilfreich sich in einem Rollenspiel darauf vorzubereiten, wie so ein Treffen ablaufen könnte.
Macht ihnen klar, dass es kein Heldentum braucht. Das Ziel des Vorgesetzten ist es entweder, euch einzuschüchtern oder Informationen herauszufinden. Deshalb sollte nur das Nötigste gesagt werden.
Wenn ein Betriebsrat vorhanden ist, hat jeder das Recht, eine Person aus dem Gremium (es muss nicht die/der Vorsitzende sein!) mit zum Gespräch zu nehmen.
Macht Notizen von dem, was der/die Vorgesetzte sagt. Vor allem, wenn ihr das Gefühl habt, dass sie/er eure Rechte missachtet, dann kontaktiert euren Gewerkschaftssekretär oder einen Anwalt Das Mitschreiben wird die/den Vorgesetzten vorsichtiger werden lassen – oder ihn/sie so provozieren, dass er/sie es eskalieren lässt. Wenn nicht während des Treffens, so schreibt euch unbedingt alles direkt nach dem Treffen auf.
Beantwortet Fragen zu eurer Arbeit, aber liefert keine zusätzlichen Informationen, nach denen ihr nicht gefragt werdet.
Wertet das Treffen danach mit einer Vertrauensperson oder einem Mitglied der Kerngruppe aus. Hierdurch kann die Vertrauensperson sicher gehen, dass es einem persönlich gut geht, und erfahren, ob Rechte missachtet wurden. Auf neue Ängste oder Bedenken kann sofort eingegangen werden, und vielleicht gibt es neue Informationen über den Plan des Managements.
Check-Liste: Was ist zu tun?
1. Vertrauensleute oder aktive Betriebsräte drehen täglich ihre Runden durch ihre Bereiche und pflegen Beziehungen zu allen Mitgliedern, nicht nur zu den gewählten Vertrauensleuten.2. In jedem Bereich und in jeder Schicht gibt es Vertrauensleute. Eine Liste mit ihren Namen wird regelmäßig aktualisiert und ist für alle BR- und VKL-KollegInnen einsehbar.3. Mitgliedertreffen finden regelmäßig statt und werden gut besucht.4. Über Infos (in den Bereichen, am Schwarzen Brett, per Mail etc.) findet eine beständige Kommunikation statt.5. Die Aktiven mobilisieren und nutzen kollektive Aktionen, um alltägliche Probleme vor Ort zu lösen. Juristische Klagen sind nicht unsere primäre Widerstandsform.6. Die Tarifverträge sind für alle einsehbar und gut zugänglich. Sie werden weit gestreut, sowohl digital als auch in Papierform.7. Gewerkschaftliche Vertrauensleute werden ausgebildet und sind in der Lage, allgemeine Probleme anzugehen, wie zum Beispiel eine offizielle Beschwerde einzuleiten.
Zum Schluss:
• Legt eure Ziele genau fest. Sprecht darüber, wie ein Erfolg aussehen würde bzw. was erreicht werden soll.
• Nutzt als Betriebsräte die Regelungen des BetrVG die zu Gunsten der Beschäftigten wirken – z. B. im Arbeits- und Gesundheitsschutz – und schöpft sie konsequent aus. Nehmt die dafür notwendigen Fachkräfte in Anspruch, die der Betrieb bezahlen muss.
• Beteiligt so weit wie möglich die Belegschaften an der Lösung von Problemen.
• Wenn Aktionen kollektiv sind, dann können nicht einzelne Personen angegriffen werden.
• Geht nicht einzeln, sondern mindestens zu zweit in Gespräche mit der Geschäfts- oder Personalleitung.
• Selbst kleine gemeinsame Aktivitäten sind besser als nur zu reden. Aktionen fördern Bindung. Bringt eine Petition in Umlauf. Tragt Buttons. Entwickelt Pläne, die kleine Schritte vorsehen. Jeder Schritt sollte langsam aber sicher die Sichtbarkeit und Stärke der Gruppe steigern.
• Haltet zusammen und werdet gemeinsam aktiv.
*[Teil I ist in Avanti² Nr. 47/48, Teil II in Avanti² Nr. 49 erschienen.]