Vor einem Ende mit Schrecken?
M. G.
Am 8. November 1921 wurde die Grosskraftwerk Mannheim AG (GKM) gegründet. Die Anlage in Rheinau ist aktuell der größte Energieerzeuger in Baden-Württemberg.
Das Steinkohlekraftwerk nutzt die Technik der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Es erzeugt mit den drei Blöcken 6, 8 und 9 nicht nur Strom für rund 2,5 Millionen Menschen, sondern auch für Gewerbe und Industrie. Block 7 muss bis mindestens März 2025 als Systemreserve für das Stromnetz betriebsbereit gehalten werden. Für die Deutsche Bahn stellt das GKM rund 15 % des gesamten Bahnstroms in der Bundesrepublik zur Verfügung.
Zudem liefern die Anlagen Fernwärme für rund 120.000 Haushalte in der Rhein-Neckar-Region. Allein in Mannheim sind derzeit mehr als 60 % der Haushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen. Es ist über 800 Kilometer lang und gehört zu den größten in Europa. Der 2015 in Betrieb genommene Block 9 erreicht durch die Wärmeerzeugung mittels KWK Brennstoffausnutzungsgrade von bis zu 70 %.
Die „Liberalisierung des Strommarktes“ in den 1990er Jahren in Deutschland hat einen massiven Abbau von Beschäftigung zur Folge gehabt. Statt der einst 1.600 Arbeits- und Ausbildungsplätze gibt es im GKM derzeit nur noch rund 550.
2038 soll das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland vom Netz gehen. Die drei Eigentümer des GKM – RWE (40 %), EnBW (32 %) und MVV Energie (28 %) – gehen davon aus, dass das GKM spätestens 2033, wahrscheinlich aber schon 2030 abgeschaltet wird. Der Betriebsrat befürchtet, dass danach nur noch eine zweistellige Zahl von Beschäftigten weiterarbeiten könne.
Zurecht kritisiert die Umweltbewegung schon lange die hohen Emissionen von Schadstoffen und Treibhausgasen durch das GKM. Es ist keine Frage, dass die Kohleverstromung schnellstmöglich eingestellt werden muss. Aber das wird nicht gut gehen, ohne dass die soziale Frage (Arbeit und Ausbildung), mit der ökologischen (Klimaschutz) und der technischen (Versorgungssicherheit bei Strom und Fernwärme) verknüpft wird.
Bezeichnenderweise gibt es bisher kein wirksames Konzept zur Lösung dieser Probleme – weder von Seiten der etablierten, prokapitalistischen Politik noch von Seiten des Unternehmens. Es ist die Aufgabe vor allem der zuständigen Gewerkschaft ver.di, des Be-triebsrats und der Klimagerechtigkeitsbewegung, gemeinsam diesen Skandal nicht hinzunehmen und für Alternativen zu kämpfen.