Kli­ma ret­ten - Kapi­ta­lis­mus entsorgen

U. D.

Die Mensch­heit ist mit einer öko­lo­gi­schen Kata­stro­phe kon­fron­tiert. Die fort­schrei­ten­de Erd­er­wär­mung ver­ur­sacht grund­le­gen­de Ver­än­de­run­gen des Welt­kli­mas, der Kli­ma­zo­nen, der klein- wie der groß­räu­mi­gen Öko­sys­te­me und somit auch der heu­ti­gen Pflan­zen- und Tier­welt. Schon heu­te erle­ben Mil­lio­nen Men­schen Extrem­wet­ter­pe­ri­oden und Extrem­wet­ter­er­eig­nis­se und die Zer­stö­rung ihrer bis­he­ri­gen Lebengrundlagen.

ISO-Plakat in Mannheim, 27. April 2019. (Foto: Avanti².)

ISO-Pla­kat in Mann­heim, 27. April 2019. (Foto: Avanti².)

Bereits in den 1950er Jah­ren warn­ten Wis­sen­schaft­ler vor dem dro­hen­den öko­lo­gi­schen Kol­laps. Nichts geschah. Es ver­gin­gen Jahr­zehn­te mit neu­en Stu­di­en und neu­en War­nun­gen. Wie­der­um geschah nichts Entscheidendes.

Auch die Anfang Novem­ber 2021 statt­ge­fun­de­ne 26. UN-Kli­ma­kon­fe­renz (COP 26) in Glas­gow hat dar­in nichts geän­dert. Die als Erfolg bezeich­ne­te Abschluss­re­so­lu­ti­on beinhal­tet kei­ne schnell wirk­sa­men Ver­än­de­run­gen der glo­ba­len Pro­duk­ti­ons- und Lie­fer­ket­ten. Damit ist das Ziel der dras­ti­schen Min­de­rung des glo­ba­len CO₂-Aus­sto­ßes, um den Tem­pe­ra­tur­an­stieg bis Mit­te des Jahr­hun­derts auf 1,5 °C zu begren­zen, in wei­te Fer­ne gerückt.

Freie Fahrt für Profitmaximierung
Mit ihrem Koali­ti­ons­ver­trag macht die Ampel–Koalition deut­lich, dass von ihr kei­ne öko­lo­gi­sche und sozia­le Poli­tik für das Kli­ma und die arbei­ten­de Klas­se zu erwar­ten ist. Bereits in den „Son­die­rungs­ge­sprä­chen“ ist ein so simp­les und wirk­sa­mes Umwelt-Instru­ment wie das Tem­po­li­mit unter die „Ampel“-Räder gekom­men. Grund­le­gen­de Ver­bes­se­run­gen der sozia­len Lage der arbei­ten­den Klas­se oder eine Umver­tei­lung des gesell­schaft­li­chen Reich­tums? Fehlanzeige.

Auch zur 4. Coro­na-Wel­le oder zu den Ver­bre­chen gegen Geflüch­te­te an der bela­rus­sisch-pol­ni­schen Gren­ze gibt es kei­ne Ant­wor­ten, die kon­se­quent die Grund- und Men­schen­rech­te verteidigen.

Damit deu­tet vie­les auf eine – wenn auch grün getön­te − Fort­set­zung der neo­li­be­ra­len Poli­tik der Schrö­der- und Mer­kel-Jah­re hin. Das wird sowohl dem Kli­ma als auch der arbei­ten­den Klas­se teu­er zu ste­hen kommen.

Aus­beu­tung von Mensch …
„Der Mensch“ hat seit sei­ner Exis­tenz Natur und Lebens­räu­me ver­än­dert. Und dies meist nicht mit Rück­sicht auf die Natur. Der grund­sätz­li­che Unter­schied dazu ist, dass heu­te nicht nur lokal und regio­nal in die Natur ein­ge­grif­fen, son­dern das glo­ba­le Kli­ma und damit unse­re Lebens­grund­la­ge rück­sichts­los gefähr­det wird. Einen men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del in die­sem Aus­maß gab es erd­ge­schicht­lich bis­lang noch nicht.

Aber es ist nicht ein­fach der Mensch, der die­se Kata­stro­phe ver­ur­sacht. Es ist die Art und Wei­se wie er im Kapi­ta­lis­mus han­delt und produziert.
Die­sem längst über­hol­ten Wirt­schafts­sys­tem ist der Zwang zur Pro­fit­ma­xi­mie­rung und zur per­ma­nen­ten Aus­wei­tung der Märk­te und der Pro­duk­ti­on eigen. Es bedeu­tet die pri­va­te Aneig­nung des gesell­schaft­lich geschaf­fe­nen Reich­tums und die Unter­wer­fung des gesam­ten mensch­li­chen Lebens unter das Dik­tat der Pro­fit­ma­xi­mie­rung. Es beruht auf der bru­ta­len Aus­beu­tung von Mensch und Natur.

Ohne die­se zer­stö­re­ri­schen Eigen­schaf­ten kann der Kapi­ta­lis­mus nicht exis­tie­ren. Dar­an ändert auch ein grü­ner Anstrich nichts. Wer eine mensch­li­che, öko­lo­gi­sche, sozia­le und demo­kra­ti­sche Gesell­schaft will, muss die kapi­ta­lis­ti­sche Logik über­win­den, das heißt den Kapi­ta­lis­mus beseitigen.

Dies ist nur durch die bewuss­te Akti­on der arbei­ten­den Klas­se mög­lich. Sie allein hat die sozia­le Kraft, das Wis­sen und die Fähig­keit, die Kapi­tal­macht zu bre­chen und die Pro­duk­ti­on öko­lo­gisch, soli­da­risch und gemein­schaft­lich zu orga­ni­sie­ren. Was ihr heu­te noch dazu fehlt, sind das not­wen­di­ge Bewusst­sein und die kol­lek­ti­ve Erfah­rung. Dies zu ändern, ist eine der zen­tra­len poli­ti­schen Aufgaben.

… und Natur stoppen!
Kapi­ta­lis­mus kann weder sozi­al noch öko­lo­gisch noch inter­na­tio­na­lis­tisch sein. Dar­über muss sich die Kli­ma­ge­rech­tig­keits­be­we­gung bewusst werden.

Wer die Kli­ma­ka­ta­stro­phe auf­hal­ten will, der muss den glo­ba­len Kapi­ta­lis­mus angrei­fen und durch eine räte­de­mo­kra­tisch geplan­te, öko­lo­gi­sche und sozia­lis­ti­sche Bedürf­nis­öko­no­mie ersetzen.

Ein ers­ter Schritt in die­se Rich­tung ist es, eine soli­da­ri­sche öko­lo­gi­sche und sozia­le Front auf­zu­bau­en, die sich den Herr­schen­den die­ser Welt ent­ge­gen­stellt. Wer­den wir in die­sem Sin­ne über­all dort aktiv, wo wir leben, ler­nen und arbei­ten. Wir haben kei­ne wei­te­re Zeit zu verlieren!

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Dezem­ber 2021
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