U. D.
Das Jahr 2022 brachte mit Wucht die sich verschärfenden inneren Widersprüche und Krisen des Kapitalismus zum Ausdruck. Unter anderem die Pandemie, die Klimakatastrophe, den mörderischen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, die „Energiekrise“ und nicht zuletzt die Teuerung.
Weltweit bezahlt die arbeitende Klasse die Zeche mit schlechteren Arbeits- und Lebensstandards, mit ihrer Gesundheit, mit Hunger und Flucht oder gar mit dem Tod. Auf der anderen Seite vergrößert die herrschende Klasse weiter ihren Reichtum und ihre Macht.
Krisen, Krieg, Kapitalismus
Kapitalismus bedeutet Zwang zu permanentem Wachstum, private Aneignung des gesellschaftlich geschaffenen Reichtums, Profitmaximierung und rücksichtlose Ausbeutung von Natur und Mensch. Kapitalismus heißt zerstörerische Konkurrenz, Kampf um Vorherrschaft, Rohstoffe und Absatzmärkte und führt letztendlich zum Krieg.
Darum kann der Kapitalismus keine friedliche, demokratische, ökologische und auf Gleichheit und Solidarität aller Menschen beruhende Welt schaffen. Er kann die globalen, alle Le- bensbereiche erfassenden „Krisen“ der Menschheit (Klima, Demokratie, Gleichheit, Arbeit, Gesundheit, sozialer Zusammenhalt, Kultur, Krieg, Hunger, Flucht usw.) nicht lösen. Denn er selbst ist Ursache und Krisenbeschleuniger zugleich.
Kapitalismus überwinden
Das Gegenmodell zum kapitalistischen Chaos ist der ursprüngliche Sozialismus. Eine solidarische, ökologische und demokratische Gesellschaft ohne Hunger, Ausgrenzung, Unterdrückung und Krieg. Um sie zu erreichen, muss der Kapitalismus abgeschafft werden. Das kann nur durch die große Mehrheit einer politisch bewussten arbeitenden Klasse gemeinsam mit fortschrittlichen Initiativen und Bewegungen aus allen gesellschaftlichen Bereichen durchgesetzt werden.
Aber die arbeitende Klasse ist politisch nicht auf der Höhe der Zeit. Ihr sozialreformerischer Teil will den Kapitalismus nicht überwinden, sondern um jeden Preis am Leben halten. Ihr revolutionärer Teil ist noch zu schwach, um den Kapitalismus wirklich herausfordern zu können. In Verbindung mit den Krisen des Kapitalismus schafft dies den politischen Freiraum für das Entstehen nationalistischer, rassistischer, reaktionärer, autoritärer und faschistischer Bewegungen.
Hinterm Horizont geht’s weiter …
Trotz des Zurückweichens und der Niederlagen der arbeitenden Klasse in der gesamten Welt, gibt es immer wieder positive Beispiele für eine Wiederbelebung von bedeutenden Kämpfen. An erster Stelle seien hier die fraueninitiierte Demokratiebewegung im Iran sowie die Friedensbewegung in Russland genannt.
Im autoritären China gibt es fast täglich Streiks und Rebellionen gegen schlechte Arbeits- und Lebensbedingungen. In Deutschland werden trotz allem Gerede von „Sozialpartnerschaft“ Kämpfe gegen Umstrukturierungen, Entlassungen und – wie in den Krankenhäusern oder bei Amazon – für bessere Arbeitsbedingungen geführt. In Frankreich ist in der aktuellen Teuerungskrise der Kampfeswillen der arbeitenden Klasse wieder erwacht und hat zu Streiks und großen Demonstrationen geführt. Und nicht zuletzt hat sich zum Ende des Jahres auch in England die arbeitende Klasse wieder vehement und kämpferisch zu Wort gemeldet.
Jetzt Widerstand organisieren!
Diese Beispiele sollten uns Mut machen. Aber es reicht nicht aus, solidarische und bewundernde Blicke auf die Welt zu werfen. Die wirksamste Solidarität ist letztendlich, die Verhältnisse im eigenen Land zu verändern. Mit Wegducken und der trügerischen Hoffnung, es wird schon nicht so schlimm kommen, wird dies nicht gelingen.
Vielmehr ist es notwendig, sich zu empören, aufzumucken und überall, wo gelebt, gelernt und gearbeitet wird, selbst aktiv zu werden. Dabei sind kurzfristig umsetzbare Ziele zwar wichtig, aber nicht ausreichend. Wer grundlegende Veränderungen will, muss letztendlich die Abschaffung des Kapitalismus auf die Tagesordnung setzen.
Nicht zuletzt müssen die Aktiven aus unterschiedlichen Bereichen ihre Kräfte bündeln, um wirksamer zu werden. Ein Schritt in diese Richtung ist der Aufbau einer solidarischen Front, die sich den sozialen, ökologischen, wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen unserer Zeit stellt. Eine solche Front könnte neue Hoffnungen schaffen und den Kampf für eine andere, bessere Welt wieder auf die Tagesordnung setzen.
Warten wir nicht auf bessere Zeiten!