Erinnerung an Hugo Blanco (1934 - 1923)
R. G.
Hugo Blanco war ein peruanischer Revolutionär und charismatischer Führer der indigenen Bauernbewegung in Peru. Über viele Jahrzehnte war er ein weltweit bekanntes Mitglied der IV. Internationale. Am 25. Juni 2023 starb er. Aus diesem Grund widmete ihm die ISO Rhein-Neckar ihren Juli-Infoabend.
Zu Beginn wurde in einem Kurzreferat das Leben und Handeln Hugo Blancos mit der Geschichte der letzten 70 Jahre verknüpft; danach der Film „Hugo Blanco, Río Profundo“ von Malena Martínez Cabrera aus dem Jahr 2019 gezeigt.
Gelungene Einführung
Der Referent erinnerte an die welthistorischen Veränderungen nach dem II. Weltkrieg, die Hugo Blancos Leben begleiteten: Der Zerfall der alten Kolonialreiche und das Entstehen neuer globaler Machtzentren, die erfolgreichen Revolutionen in China, Kuba, im Iran und in Nicaragua sowie deren autoritäre Degeneration, die antikolonialen Revolutionen und antiimperialisti- schen Bewegungen in Afrika, Asien und Lateinamerika und nicht zuletzt die demokratischen Bewegungen in den stalinistischen Ländern sowie die Kämpfe in den imperialistischen Zentren.
All dies entfachte während der ersten Lebenshälfte Blancos global die Hoffnung, den Kapitalismus überwinden zu können. Es entstand eine Generation von jungen Revolutionär:innen, die überzeugt waren, dass der Sozialismus in naher Zukunft möglich sei. Viele davon ließen sich mit politischer oder beruflicher Karriere wieder in das bürgerlich-kapitalistische System integrieren. Aber einige blieben sich und ihren Auffassungen treu und führten den Kampf weiter. Hugo Blanco war einer von ihnen.
Beeindruckender Film
Der Film überzeugt mit einer poetischen Bildsprache. Zugleich ist er ein zutiefst politischer Film über Peru, über die indigene Kultur, über die Kämpfe der bäuerlichen Gemeinschaften um Land und Natur sowie über den beeindruckenden Menschen Hugo Blanco.
Anhand von Filmdokumenten und Zeitungsartikeln sowie Interviews mit Indigenen und Kampfgefährt:innen führt der Film zurück bis in die 1960er Jahre. Er beschreibt die Ausbeutung und Rechtlosigkeit der indigenen Bauern und macht so deren Kämpfe gegen die Großgrundbesitzenden ver- ständlich. Kämpfe, in denen sich die Indigenen immer wieder mit Waffen gegen den brutalen Terror der Großgrundbesitzer und deren Banden verteidigen mussten.
Ein wichtiger Teil des Films sind die Gespräche der Regisseurin mit Hugo Blanco über frühere Zeiten und seine heutigen Einschätzungen. Diese werden immer wieder unterbrochen von aktuellen Filmaufnahmen, die Hugo Blanco unter anderem beim Besuch indigener Gemeinschaften, bei seiner Teilnahme an Aktionen gegen naturzerstörende industrielle Großprojekte und in der Redaktion der von ihm mitherausgegebenen Zeitung Lucha indigenas (dt.: Indigener Kampf) zeigen.
So gelingt es dem Film hervorragend, die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart des Menschen und politischen Aktivisten Hugo Blanco herzustellen.
Lohnende Zeitreise
Die anschließende Diskussion machte deutlich, wie sehr Hugo Blanco die Teilnehmenden beeindruckt hatte. Seine Stand- haftigkeit, sich nicht von einer möglichen parlamentarischen Karriere oder Geld kaufen zu lassen und sich nicht mit schlechten Kompromissen zufrieden zu geben. Seine tief in ihm verwurzelte Überzeugung, nicht stellvertretend für die indigenen Gemeinschaften handeln zu wollen, sondern für deren eigenständige Praxis und Selbstorganisation einzutreten. Und nicht zuletzt, seine bis zu seinem Tod aktive Verbundenheit mit dem Kampf der Indigenen gegen Unterdrückung und Ausbeutung sowie um Land, Natur und Selbstbestimmung.
Unser Infoabend ließ Geschichte lebendig werden, indem er sie mit dem Leben des Menschen und Aktivisten Hugo Blanco verband. Für die Teilnehmenden eine lohnende Zeitreise.