In Gewerk­schaf­ten und Betrie­ben – Gemein­sam gegen Rechts­ruck und AfD

 

U. D.

Die AfD steht mit ihrem Pro­gramm und ihren Zie­len den Gewerk­schaf­ten grund­sätz­lich feind­lich gegen­über. Ihr Auf­schwung stellt für die Gewerk­schaf­ten eine rea­le Bedro­hung dar.

Eine Gewerkschaftsfahne bei Antifa-Demo in Mannheim, 27. Januar 2024. (Foto: helmut-roos@web.de.)

Eine Gewerk­schafts­fah­ne bei Anti­fa-Demo in Mann­heim, 27. Janu­ar 2024. (Foto: helmut-roos@web.de.)

Der AfD ist es gelun­gen, auf dem Nähr­bo­den der kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tem­kri­se mit ihren völ­kisch-ras­sis­ti­schen Paro­len gesell­schaft­li­chen Mas­sen­ein­fluss zu gewin­nen. Die damit ver­bun­de­ne Ver­än­de­rung der poli­ti­schen All­tags­kul­tur ist auch in den Betrie­ben und Gewerk­schaf­ten spürbar.

Über­durch­schnitt­li­che Zustimmung
Seit Jah­ren zei­gen Unter­su­chun­gen, dass inner­halb der Arbeits­welt im Ver­gleich mehr Men­schen rech­te Posi­tio­nen ver­tre­ten als außer­halb. Kein Wun­der also, dass auch die AfD dort eine über­durch­schnitt­li­che Zustim­mung erfährt.

Der AfD gelingt es, Gewerk­schaf­ten, gewerk­schaft­li­che Betriebs- räte und Ver­trau­ens­leu­te als Teil des herr­schen­den Sys­tems zu dif­fa­mie­ren. Die­se Pro­pa­gan­da kann an rea­len nega­ti­ven Erfah­run­gen anknüp­fen und wirkt des­halb für vie­le Beschäf­tig­te glaub­haft. Denn zahl­rei­che Betriebs­rä­te und gewerk­schaft­li­che Struk- turen han­deln oft nicht als kon­flikt­be­rei­te Inter­es­sen­or­ga­ni­sa­tio­nen, son­dern als „Co-Mana­ger“ und „Sozi­al­part­ner“.

Gewerk­schaft­li­cher Antifaschismus
Vie­le Gewerkschafter:innen sind seit Jah­ren und Jahr­zehn­ten aktiv gegen Faschis­mus. Sie orga­ni­sie­ren Demons­tra­tio­nen, Kund­ge­bun­gen, Kon­zer­te und Aktio­nen. Den­noch stel­len die Gewerk- schaf­ten in ihrer Gesamt­heit nicht die Speer­spit­ze des anti­fa­schis­ti­schen Kamp­fes dar.

Ihre Füh­run­gen ver­öf­fent­li­chen Erklä­run­gen, Flug­blät­ter, Bro­schü­ren und Hand­lungs­vor­schlä­ge. Meist sind sie aber bis­her nicht bereit, ent­schlos­sen ihre Mit­glied­schaft zu mobi­li­sie­ren. Betrieb­li­che Aktio­nen wie in Köln und Mann­heim am 21. März, dem inter­na­tio­na­len Tag gegen Ras­sis­mus, sind noch sel­te­ne Aus­nah­men. Sie sind aber zwin­gend erfor­der­lich, um gegen die faschis­ti­sche Gefahr akti­ve gewerk­schaft­li­che Gegen­macht auf­zu- bau­en und ent­schlos­se­ne all­ge­mei­ne Kampf­maß­nah­men zu pro­pa­gie­ren und vorzubereiten.

Ange­sichts der sich ver­schär­fen­den Kri­se des Kapi­ta­lis­mus und des damit ver­bun­de­nen Erstar­kens des faschis­ti­schen Lagers sind Taten und ein schar­fer Kurs­wech­sel erforderlich.

Die Zeit drängt
Die Gewerk­schaf­ten müs­sen end­lich das Kind beim Namen nen­nen und ent­spre­chend han­deln. Es geht bei Höcke, AfD & Co. – trotz demo­kra­ti­scher Mas­ke­ra­de – nicht „nur“ um „Rechts­extre­mis­mus“, son­dern um die exis­ten­zi­el­le Bedro­hung durch Faschismus.

Wenn in man­chen Betrie­ben Gewerkschafter:innen sich nicht mehr trau­en, anti­fa­schis­ti­sche und gegen die AfD gerich­te­te Posi­tio­nen zu ver­tre­ten, weil ver­ba­le Angrif­fe, Aus­trit­te oder gar Gewalt dro­hen, dann haben dort die Rech­ten bereits gewonnen.

Die­se Ent­wick­lung kön­nen die Gewerk­schaf­ten nur umkeh­ren, wenn sie eine gewerk­schaft­li­che Bewe­gung der anti­fa­schis­ti­schen Akti­on orga­ni­sie­ren. Die Gewerk­schaf­ten haben es in der Hand. Ent­we­der sie pas­sen sich wie vor 1933 erneut an, oder sie kämp­fen mit aller gewerk­schaft­li­chen Kraft gegen die blau/braune Bedro­hung an.

Was tun?
Es ist drin­gend erfor­der­lich, end­lich gegen AfD & Co. inner­halb und außer­halb der Betrie­be kon­se­quent Posi­ti­on zu bezie­hen und zu mobilisieren.

Dar­um set­zen wir uns in den Betrie­ben und Gewerk­schaf­ten für fol­gen­de Punk­te ein:
• für eine akti­ve und orga­ni­sier­te Aus­ein­an­der­set­zung mit fa schis­ti­schen Kräf­ten in Betrieb und Gewerkschaft
• für den Auf­bau gewerk­schafts­über­grei­fen­der anti­fa­schis­ti­scher Akti­ons­grup­pen auf loka­ler Ebe­ne und deren regio­na­le und natio­na­le Koordinierung
• für den Kampf gegen faschis­ti­sche Kan­di­da­tu­ren bei Betriebs rats- und Vertrauensleutewahlen
• für brei­te Auf­klä­rung über den Zusam­men­hang von Faschis­mus und Kapitalismus
• für eine kämp­fe­ri­sche Stra­te­gie gegen den Klas­sen­kampf von oben und den Auf­bau einer soli­da­ri­schen Front
• für die Dis­kus­si­on über soli­da­ri­sche und öko­lo­gi­sche Alter­na tiven zum Kapitalismus
• für gewerk­schaft­li­che Aktio­nen bis hin zum Gene­ral­streik gegen die Über­tra­gung von poli­ti­schen Ämtern an faschis­ti­sche Kräfte.

Dabei ver­trau­en wir nicht auf ande­re, son­dern nur auf die eige­ne Kraft und die eigen­stän­di­ge gewerk­schaft­li­che Aktion.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Mai 2024
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