Skan­dal bei den Mann­hei­mer Parkhausbetrieben

Scha­dens­be­gren­zung durch Ver­tu­schen von BR-Mobbing?

 

H. N.

Protestaktion gegen BR-Mobbing bei MPB in Mannheim, 1. Juli 2025. (Foto: Solikomitee.)

Pro­test­ak­ti­on gegen BR-Mob­bing bei MPB in Mann­heim, 1. Juli 2025. (Foto: Solikomitee.)

Selbst Gün­ter Wall­raff pro­tes­tier­te gegen die üblen Vor­komm­nis­se bei den Mann­hei­mer Park­haus­be­trie­ben (MPB).

Der inter­na­tio­nal bekann­te Autor erklär­te am 18. Juni 2025: „Betriebs­rats­mob­bing ver­letzt ver­brief­te Rech­te im Betrieb. Die Stadt Mann­heim soll­te dafür Sor­ge tra­gen, dass sie sich als öffent­li­cher Arbeit­ge­ber sol­che Metho­den nicht zu eigen macht. Der Ver­such der Geschäfts­füh­rung der Mann­hei­mer Park­haus­be­trie­be, gegen den erst­mals gewähl­ten Betriebs­rat vor­zu­ge­hen, gefähr­det die Glaub­wür­dig­keit der Stadt Mann­heim als eine dem Gesetz ver­pflich­te­te Arbeitgeberin.”

Umgang auf Augen­hö­he?“
Einen Tag zuvor hat­te bereits ver.di Rhein-Neckar in einer Pres­se­info den bei MPB feh­len­den „Umgang auf Augen­hö­he“ beklagt.

Am 8. Mai 2023 wur­de von den etwa 50 MPB-Beschäf­tig­ten erst­mals ein Betriebs­rat (BR) gewählt. Aller­dings geschah das gegen den Wil­len der Geschäfts­füh­rung. Erst mit Unter­stüt­zung von ver.di konn­te sich ein Wahl­vor­stand kon­sti­tu­ie­ren und die BR-Wahl durch­ge­führt werden.

Gleich zu Beginn sei­ner Amts­zeit sah sich die neue Inter­es­sen­ver­tre­tung mit einer ille­ga­len Blo­cka­de­hal­tung kon­fron­tiert. Die Geschäfts­füh­rung igno­rier­te nicht nur sys­te­ma­tisch die im Betriebs­ver­fas­sungs­ge­setz fest­ge­leg­te Rol­le des BR, son­dern atta­ckier­te sogar den BR-Vor­sit­zen­den mit halt­lo­sen „Abmah­nun­gen“. Der BR sah sich daher gezwun­gen, wie­der­holt sei­ne Rech­te vor dem Arbeits­ge­richt gel­tend zu machen. In der Sum­me kam es so in zwei Jah­ren zu rund 20 arbeits­recht­li­chen Verfahren.

Die muss­ten von Anfang an um alles kämp­fen“, so Nad­ja Kür­ten, die für MPB ver­ant­wort­li­che Sekre­tä­rin von ver.di. Selbst um den Schlüs­sel für das Betriebs­rats­bü­ro. Dem neu­en MPB-Betriebs­rat sei – trotz ein­deu­ti­ger Rechts­la­ge – über Wochen hin­weg kein Schlüs­sel aus­ge­hän­digt wor­den. Erst als der Betriebs­rat des­we­gen Kla­ge erhob, sei der Schlüs­sel über­ge­ben wor­den – einen Tag vor dem ange­setz­ten Ter­min beim Arbeitsgericht.

Auto­ri­tä­re „Herr im Hause“-Politik
Mit ihrer auto­ri­tä­ren „Herr im Hause“-Politik gelang es der Geschäfts­füh­rung, eine Atmo­sphä­re der Angst in der MPB-Beleg­schaft zu schaf­fen. Mit­glie­der von ver.di baten des­halb ihre Gewerk­schaft um Unter­stüt­zung. Das Ange­bot von ver.di zu einem ver­mit­teln­den Gespräch nahm der dama­li­ge Geschäfts­füh­rer jedoch nicht wahr.

Der von ver.di spä­ter vor­an­ge­trie­be­ne Ver­such einer Media­ti­on mit dem der­zei­ti­gen Geschäfts­füh­rer Mar­cus Sprin­ger schei­ter­te eben­falls. Auch der Infor­ma­ti­ons­aus­tausch mit dem Ober­bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Specht (CDU) und dem Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den der MPB, Bür­ger­meis­ter Ralf Eisen­hau­er (SPD), führ­te zu kei­ner Ver­bes­se­rung der Lage.

Eine neue Eska­la­ti­on geschah bei einem Regel­ter­min mit dem Betriebs­rat. Gewerk­schafts­se­kre­tä­rin Kür­ten zufol­ge soll MPB-Geschäfts­füh­rer Sprin­ger zum Vor­sit­zen­den des Betriebs­rats gesagt haben: „Du warst die Axt in Wal­de und hast dich ver­hal­ten wie ein Arschloch.“

Die­ser belei­di­gen­de und nicht nur arbeits­recht­lich, son­dern auch straf­recht­lich rele­van­te Vor­fall brach­te das Fass zum Über­lau­fen. Nad­ja Kür­ten stell­te in die­sem Zusam­men­hang klar: „Wir wer­den solch einen Umgang mit Betriebsrät:innen […] nicht dul­den und erwar­ten eine drin­gen­de Klä­rung; Gege­be­nen­falls auch eine Maß­re­ge­lung der Geschäftsführung.“

Öffent­li­che Gegen­wehr
Gemein­sam mit dem Komi­tee „Soli­da­ri­tät gegen BR-Mob­bing!“ orga­ni­sier­te ver.di Rhein Neckar nun die öffent­li­che Gegen­wehr. Nach einer Flug­blatt­ver­teil­ak­ti­on vor dem Sitz der MPB am 18. Juni folg­te eine Kund­ge­bung mit Info­stand auf dem Mann­hei­mer Para­de­platz am 1. Juli 2025. Das Mot­to lau­te­te: „Mob­bing, Schi­ka­ne von Betriebs­rats­gre­mi­en und am Ende sogar Gewerk­schafts­zer­schla­gung. – Ist das ein gewoll­tes Schema?“

Nad­ja Kür­ten kri­ti­sier­te dort in ihrer kämp­fe­ri­schen Anspra­che scharf das Ver­hal­ten des MPB-Geschäfts­füh­rers als „Angriff auf […] unser demo­kra­ti­sches Grund­ver­ständ­nis“ und als Ver­stoß gegen Arti­kel 1 des Grund­ge­set­zes („Die Wür­de des Men­schen ist unan­tast­bar.“). Sie stell­te fest: „Wir haben wie­der ein­mal die Zustän­di­gen der Stadt infor­miert und ver­lan­gen nun ein Han­deln der Verantwortlichen!“

Im Anschluss an die Kund­ge­bung infor­mier­ten gewerk­schaft­lich Akti­ve auch die Mit­glie­der des Mann­hei­mer Gemein­de­rats über die unhalt­ba­ren Zustän­de bei MPB.

Bis­her ist außer bil­li­ger ver­ba­ler Beschwich­ti­gun­gen von den Ver­ant­wort­li­chen nichts zu hören. Die­se Ver­tu­schungs­ver­su­che sind ein zusätz­li­cher, ein poli­ti­scher Skan­dal zum ursprüng­li­chen Skan­dal des BR-Mob­bing bei MPB. Dem ist ent­ge­gen­zu­tre­ten – mit allen erfor­der­li­chen Mitteln.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Sep­tem­ber 2025
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