Antikriegstag in Mannheim
H. S.
Am Antikriegstag, dem 1. September 2025, fanden in Mannheim zwei Veranstaltungen gegen Krieg und Militarisierung statt.

Antikriegstag in Mannheim, 1. September 2025. (Foto: H. S.)
Zum einen gab es eine Demonstration mit Kundgebung, zu der Friedensbündnis Mannheim, DIDF, ISO/IV. Internationale Rhein-Neckar, Nahostgruppe, IGBCE-Ortsgruppe Weinheim und SDAJ Mannheim aufgerufen hatten. Zum anderen lud der DGB im Anschluss an die Demo zu einer Veranstaltung im Haus der evangelischen Kirche ein. Sie wurde von den Naturfreunden, dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt, der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, sanctclara, VVN-BdA und DFG-VK unterstützt.
traßendemo gegen Krieg und Aufrüstung
Die Demonstration startete am Plankenkopf und endete mit einer Kundgebung auf dem Schlossplatz. Die etwa 70 Demonstrierenden waren sich darüber einig, dass Kriege als Mittel der Politik nicht zur gesellschaftlichen Normalität werden dürfen.
Verschiedenen Redner:innen setzten sich mit den aktuellen Kriegen, insbesondere in der Ukraine und im Gazastreifen, auseinander und forderten deren sofortige Beendigung.
Weitere Waffenlieferungen Deutschlands ins Ausland, die geplante Kriegspflicht und die Militarisierung der Gesellschaft wurden strikt abgelehnt.
Zum Abschluss der Kundgebung berichtete eine Vertreterin von „ewwe longt’s!“ vom „Rheinmetall-Entwaffnen-Camp“ in Köln Ende August. Dort war es am Tag zuvor, während einer Antikriegsdemo, zu schweren Ausschreitungen der Polizei (gewalttätige Einkesselung von Demonstrierenden) gekommen. Das Vorgehen der Polizei stieß auch in Mannheim auf große Empörung.
Zum Abschluss der Kundgebung riefen die Organisatoren zur Teilnahme an den bundesweiten Friedensdemos am 3. Oktober in Stuttgart bzw. Berlin unter dem Motto „Nie wieder kriegstüchtig!“ auf.
Die ISO Rhein-Neckar war mit einem großen Transparent „Kriegstreiber stoppen – überall!“ vertreten. Außerdem verkauf- ten unsere anwesenden Aktiven Avanti², die Monatszeitung der ISO Rhein-Neckar, und verteilten die neue Aktionszeitung für Eisenbahn statt Panzerwahn.
Saalveranstaltung zum Völkerrecht
Diese Veranstaltung war mit rund 90 Teilnehmer:innen etwas besser besucht als die Demo. Hauptthema war die Missachtung des Völkerrechts vor dem Hintergrund der derzeit stattfindenden Kriege.
Zu diesem Thema referierte Matthias Goldmann, Professor für internationales Recht aus Wiesbaden. Er kritisierte in seinen Ausführungen die selektive Anwendung des Völkerrechts und forderte dessen konsequente, gleichberechtigte Durchsetzung als Grundlage kollektiver Sicherheit und Friedenssicherung.
Das Gewaltverbot der UN-Charta ist, so Goldmann, die zentrale Norm des Völkerrechts, wird aber in der Praxis ungleich angewendet. Russlands Angriff auf die Ukraine ist ein klarer Bruch des Völkerrechts und wird international geächtet und sanktioniert.
Goldmann bemängelte, dass dies in anderen Fällen längst nicht so gehandhabt wird. Als Beispiele nannte er die andauernde Besatzung palästinensischer Gebiete durch Israel oder den Irakkrieg. Dort fehlten weitgehend vergleichbare Konsequenzen.
Solche doppelten Standards, kritisierte der Professor, untergraben die Glaubwürdigkeit des Völkerrechts und nähren den Eindruck, dass es nur den Interessen mächtiger Staaten dient.
Goldmann forderte die Rückbesinnung auf Grundpfeiler ein – wie kollektive Sicherheit, verbindliche Abrüstungsschritte, gleiche Anwendung der Regeln auf alle Staaten.
Weiterhin verlangte er die Stärkung der Vereinten Nationen, ernsthafte Abrüstungsverhandlungen und die Reduzierung nuklearer Arsenale statt neuer Aufrüstungswellen.
Notwendigkeit einer kritischen Opposition
Schließlich, so führte er aus, ist eine konsequente, nicht selektive Rechtsdurchsetzung Voraussetzung für Vertrauen und wirksame Friedenssicherung.
Goldmann stellte klar, dass Militarisierung und Kriegslogik nicht alternativlos sind. Jedoch erfordert Frieden ein aktives politisches Handeln, eine kritische Opposition gegen die auf militärische Stärke ausgerichtete deutsche Außen- und Rüstungs- politik und entschiedene Schritte hin zu Verständigung und Abrüstung.
In der nachfolgenden Diskussion wurden das Fehlen solcher Punkte im aktuellen DGB-Aufruf zum Antikriegstag kritisiert, weil dieser sich nicht glaubwürdig von der aktuellen Kriegs- und Aufrüstungspolitik distanziert.
Der kommende Antikriegstag am 1. September 2026 benötigt jedenfalls eine entschiedenere, nicht zuletzt gewerkschaftliche Mobilisierung.
