Unse­re Chan­ce – Résistance”

Star­kes Herbst­se­mi­nar der ISO Rhein-Neckar

 

N. B.

Eine enga­gier­te Run­de von Akti­ven traf sich am 15. Novem­ber 2025 zum Herbst­se­mi­nar der ISO Rhein-Neckar in Mannheim.

Herbstseminar der ISO Rhein-Neckar, 15. November 2025. (Foto: N.B.)

Herbst­se­mi­nar der ISO Rhein-Neckar, 15. Novem­ber 2025. (Foto: N.B.)

Im Mit­tel­punkt stan­den die Kri­sen des glo­ba­len Kapi­ta­lis­mus und die Mög­lich­kei­ten der Résis­tance – des Wider­stands. Gut aus­ge­ar­bei­te­te Refe­ra­te und inten­si­ve Dis­kus­sio­nen ermög­lich­ten ein wirk­lich gelun­ge­nes Seminar.

Sor­gen und Hoffnungen
Die Lis­te der mit­ein­an­der ver­schränk­ten Kri­sen der heu­ti­gen Zeit ist lang. Ein Impuls­pla­kat mit der Über­schrift „Die­se poli­ti­sche Ent­wick­lung macht mir im Moment gro­ße Sor­gen“ füll­ten die Anwe­sen­den zu Beginn des Semi­nars schnell mi ihren Kom­men­ta­ren: Kapi­tal so stark wie noch nie – Bal­lung von Macht – Migra­ti­ons­po­li­tik – Faschis­mus – auto­ri­tä­re Angrif­fe der Herr­schen­den – irra­tio­na­les Aus­le­ben von Wut und Frust – Teue­run­gen und sozia­le Angrif­fe – mili­tä­ri­sche Mobil­ma­chung und vie­les mehr.

Das zwei­te Pla­kat mit der Über­schrift „Die­se poli­ti­sche Ent­wick­lung macht mir Hoff­nung“ gin­gen wir Teil­neh­men­den zöger­li­cher an, doch es fan­den sich schließ­lich eini­ge nicht all­zu gerin­ge „Mut­ma­cher“: Arbeits­kämp­fe, Streiks, Soli­da­ri­tät – gro­ße Nach­fra­ge bei Kriegs­dienst­ver­wei­ge­rung – Mil­lio­nen gegen Ras­sis­mus und Faschis­mus – welt­weit gro­ße Streik- und Pro­test­be- wegun­gen – Soli­da­ri­tät mit Palästinenser:innen – zuneh­men­des Infra­ge­stel­len des aktu­el­len Systems.

Die Kri­se hat System
Unser ers­ter Refe­rent ging ins­be­son­de­re auf den Klas­sen­cha­rak­ter der ange­spro­che­nen Kri­sen ein. Im Kapi­ta­lis­mus ste­hen die Kapitalist:innen den Arbeiter:innen gegen­über, die gezwun­gen sind, ihre Arbeits­kraft zu ver­kau­fen. Die Inter­es­sen bei­der Sei­ten sind gegen­sätz­lich. Kurz gefasst: Umso mehr die Arbeiter:innen für einen nied­ri­ge­ren Lohn arbei­ten müs­sen, umso höher wer­den die Pro­fi­te des Kapi­tals. Den Kapitalist:innen liegt also eini­ges dar­an, die­se „Ord­nung“ auf­recht zu erhal­ten. Daher kämp­fen sie mit allen Mit­teln um unse­re Köp­fe, also unser Den­ken, aber im Zwei­fels­fall auch um die gewalt­sa­me Durch­set­zung des „Rechts des Stär­ke­ren“. Sowohl die ideo­lo­gi­sche als auch die gewalt­vol­le bis mili­tä­ri­sche Durch­set­zung erle­ben wir in den aktu­el­len Krie­gen und Krisen.

Um dem zu begeg­nen, sah unser Refe­rent zwei Vor­aus­set­zun­gen: Ers­tens eine gut orga­ni­sier­te Bewe­gung der arbei­ten­den Klas­se und zwei­tens eine Visi­on, die das Poten­zi­al hat, über eine kurz­fris­ti­ge Rebel­li­on hin­aus­zu­ge­hen und eine län­ger­fris­ti­ge Per­spek­ti­ve aufzuzeigen.

Ins­be­son­de­re um die Visi­on ging es in der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on immer wie­der. Wie kön­nen wir mehr Men­schen für sozia­lis­ti­sche Ideen gewin­nen? Wie lässt sich das gro­ße Ziel einer demo­kra­ti­schen sozia­lis­ti­schen Gesell­schaft mit den klei­ne­ren und grö­ße­ren Kämp­fen der Gegen­wart verbinden?

Ein Ergeb­nis unse­rer Debat­te war: Wir set­zen an den Bedürf­nis­sen an, die für die arbei­ten­de Klas­se zen­tral sind. Dazu gehö­ren Grund­be­dürf­nis­se wie Woh­nen, (gute) Ernäh­rung und Gesund­heit, aber auch Bil­dung, Kul­tur, Infor­ma­ti­on und sinn­stif­ten­de Arbeit.

Orga­ni­sie­ren, kämp­fen, gewinnen
Im zwei­ten Semi­nar­teil nahm uns der zwei­te Refe­rent mit auf eine leben­di­ge Rei­se durch Erkennt­nis­se aus jahr­zehn­te­lan­ger Orga­ni­zing-Arbeit in Betrie­ben und ande­ren Berei­chen. Immer wie­der wur­de dabei deut­lich, welch zen­tra­le Rol­le ein gut struk­tu­rier­tes, durch­dach­tes Vor­ge­hen mit einem har­ten Kern von Akti­ven spielt.

Zum Abschluss des Semi­nars sahen wir uns eine kur­ze Doku­men­ta­ti­on des beein­dru­cken­den Gene­ral­streiks in Ita­li­en am 3. Okto­ber die­ses Jah­res an, bei dem Hun­dert­tau­sen­de, wenn nicht gar Mil­lio­nen Men­schen ihre Arbeit nie­der­leg­ten. Das geschah aus Soli­da­ri­tät mit der kurz zuvor von Isra­el gestopp­ten Gaza-Hilfs­flot­te und mit den Men­schen in Paläs­ti­na – ein sehr ermu­ti­gen­des Bei­spiel dafür, was mög­lich ist, wenn Men­schen sich zur Gegen­wehr zusammenschließen.

Wie wei­ter?
Aus dem Semi­nar und den ange­reg­ten Dis­kus­sio­nen, die noch lan­ge nicht zu Ende geführt sind, neh­men wir uns Mut fürs Wei­ter­ma­chen mit und das Vor­ha­ben, uns mit eini­gen der im Semi­nar ange­schnit­te­nen Berei­che inten­si­ver auseinanderzusetzen.

Den Auf­takt macht eine „Aus­zeit mit Ein­stein“ im Vor­weih­nachts­tru­bel am 13. Dezem­ber. Dabei wer­den wir uns gemein­sam mit Albert Ein­steins Text „War­um Sozia­lis­mus?“ befas­sen. Wir freu­en uns schon auf die inten­si­ve Fort­set­zung unse­res Austauschs!

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Dezem­ber 2025
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