I. F.
Am Sonntag, den 25. Oktober 2020, fand sich um 11 Uhr morgens bei strahlendem Wetter auf einem schönen kleinen Platz im Mannheimer Stadtteil Almenhof eine Gruppe von Menschen mit einem ganz besonderen Anliegen ein. Der begrünte kleine Platz liegt zwischen Lassallestraße und Karl-Marx-Straße.
Anlass war eine Einladung der Initiative Frauenwege zur Benennung von Straßen und Plätzen auf dem Almenhof nach Frauen. Bisher sind diese Namen ausschließlich revolutionären Männern vorbehalten, eine Tatsache die sich dringend ändern muss.
Die Wiese mit dem Spielplatz und dem alten Baumbestand geben dem kleinen Platz eine geradezu parkartige Anmutung. Da er bis jetzt noch keinen Namen trägt, bietet er sich deshalb unbedingt für eine Benennung an.
150. Jahrestag naht
Am 5. März 2021 jährt sich der Geburtstag Rosa Luxemburgs zum hundertfünfzigsten Mal. Dies ist ein perfekter Anlass, den parkähnlichen Platz mit dem Namen dieser mutigen und klugen Kämpferin für Menschenrechte und Menschenwürde zu benennen.
Die Initiative hat sich schon lange für diesen Schritt eingesetzt, und mittlerweile ist einiges ins Rollen gekommen. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass es in Zukunft einen Rosa-Luxemburg-Platz (oder -Park) auf dem Almenhof geben wird.
Ziel der Einladung am 25. Oktober 2020 war es, zum einen die Anwohnerinnen und Anwohner mit der Person Rosa Luxemburgs etwas vertrauter zu machen. Zum anderen sollte noch einmal hervorgehoben werden, wie sehr diese Frau eine solche Würdigung verdient hat.
Beeindruckende Lesung
Einige auf dem Almenhof lebende Menschen hatten sich eingefunden – darunter die Stadträtinnen Claudia Schöning-Kalender und Elke Zimmer. Sie folgten sehr interessiert einer kurzen Lesung von Texten zur Biografie und zur Politik Rosa Luxemburgs durch die Schauspielerin Bettina Franke.
Bettina Franke konnte sich dabei auf ihre Vorarbeiten für die beiden Mannheimer Veranstaltungen im Jahr 2019 anlässlich des 100. Jahrestags der Ermordung von Rosa Luxemburg beziehen. Damals hatte sie zuerst im Gewerkschaftshaus und dann in der Abendakademie gemeinsam mit dem Akkordeonisten Laurent Leroi ein sehr beeindruckendes musikalisch-literarisches Programm präsentiert.
Auch auf dem Almenhof zeigten sich alle Zuhörenden spürbar bewegt von den klugen, humorvollen und kämpferischen Texten Rosa Luxemburgs.
Die brutalen Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden seitens des Staates und der Justiz nie wirklich aufgearbeitet. Bis heute hat auch niemand die politische Verantwortung dafür übernommen, obwohl die damalige SPD-Spitze um Gustav Noske offensichtlich ihre Hände dabei im Spiel hatte.
Die Benennung des Platzes auf dem Almenhof nach Rosa Luxemburg wäre ein Schritt, sich nicht nur mit dieser Verdrängung auseinanderzusetzen, sondern auch dieser außergewöhnlichen Frau eine Ehrung zu verschaffen, die sie mehr als verdient hat.