Zero­Co­vid – Ist das möglich?“

 

U. D.

Am 26. Febru­ar 2021 befass­te sich der monat­li­che Online-Info­abend der ISO Rhein-Neckar mit dem #Zero­Co­vid-Auf­ruf. Damit wur­de eine Dis­kus­si­on fort­ge­setzt, die auf dem Info­abend am 22. Janu­ar 2021 begon­nen hatte.

Regie­rungs­stra­te­gie gescheitert
Im Ein­lei­tungs­re­fe­rat wur­de der Zero­Co­vid-Aus­ruf vor­ge­stellt. Die­ser Auf­ruf geht davon aus, dass die Regie­rungs­stra­te­gie, die „Infek­ti­ons­kur­ve“ abzu­fla­chen („flat­ten the cur­ve“) geschei­tert ist.

Info­stand am 16. März 2021 auf dem Markt­platz Mann­heim (Foto:Privat)

Der Refe­rent ver­such­te dies zu bele­gen, indem er den Ver­lauf der ers­ten Wel­le mit der zwei­ten Wel­le ver­glich. Wäh­rend die ers­te Wel­le, der Regie­rungs­stra­te­gie Recht zu geben schien, zei­ge die hohe Zahl von Todes­op­fern, dass die­se Stra­te­gie nicht in der Lage sei, die Pan­de­mie wirk­lich ein­zu­däm­men. So sei­en von den der­zeit 70.000 Coro­na-Toten allei­ne 60.000 in der zwei­ten Wel­le verstorben.

Auch wenn die Infek­ti­ons­zah­len gesun­ken sei­en, blie­ben sie aktu­ell über dem Niveau der ers­ten Wel­le. Zugleich ver­lau­fe die Mas­sen­imp­fung schlep­pen­der als ange­kün­digt. Erschwe­rend kom­me hin­zu, dass eine drit­te Wel­le mög­li­cher­wei­se schon begon­nen habe. Und bis heu­te gäbe es kei­ne nach­voll­zieh­ba­re Stra­te­gie, aus den staat­li­chen Pan­de­mie-Maß­nah­men mit all ihren Ein­schrän­kun­gen auszusteigen.

Soli­da­ri­scher Shutdown“
Der #Zero­Co­vid-Auf­ruf bezieht sich auf den Auf­ruf von Wissenschaftler*innen im Dezem­ber 2020 zur Ein­däm­mung der Pan­de­mie. In die­sem wur­de u. a. das not­wen­di­ge Ziel genannt, die Inzi­denz­zahl auf unter 10 zu senken.

#Zero­Co­vid for­dert davon aus­ge­hend, die Inzi­denz­zahl unter 10 und letzt­end­lich auf 0 zu sen­ken. Dies wür­de unter ande­rem auch im NoCo­vid-Auf­ruf gefor­dert. Dazu bedür­fe es einer gesamt­eu­ro­päi­schen Initia­ti­ve, einer umfang­rei­chen Test­stra­te­gie, eine strik­te Rück­ver­fol­gung von Infek­tio­nen sowie der „Iso­la­ti­on“ von Infi­zier­ten und Infektionsstätten.

Ein zen­tra­ler Vor­schlag zur Sen­kung der Inzi­denz­zahl ist ein „soli­da­ri­scher Shut­down“ von meh­re­ren Wochen. In die­sem darf es nicht nur Ein­schrän­kun­gen im pri­va­ten Bereich geben. Viel­mehr müs­sen auch die Betrie­be und Arbeits­stät­ten soweit als mög­lich geschlos­sen wer­den. Die posi­ti­ven Erfah­run­gen zahl­rei­cher Staa­ten und gro­ßer Städ­te (z. B. Mel­bourne) mit die­ser Stra­te­gie zei­gen, dass die­ser Weg erfolg­reich sein kann. Finan­ziert wer­den sol­len die Fol­gen eines sol­chen umfas­sen­den „Shut­downs“ durch Steu­ern auf Ver­mö­gen und zu Las­ten der Reichen.

#Zero­Co­vid schlägt wei­ter­hin vor, die Paten­te der Impf­mit­tel zu ver­ge­sell­schaf­ten und das Gesund­heits­we­sen schnell und mas­siv wie­der aus­zu­bau­en (u. a. mehr Per­so­nal, höhe­re Löhne).
#Zero­Co­vid sieht im Gegen­satz zu ande­ren Initia­ti­ven und Auf­ru­fen nicht nur die Not­wen­dig­keit, staat­li­che Maß­nah­men durch­zu­set­zen. Viel­mehr setzt #Zero­Co­vid auf die Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on und Eigen­ak­ti­vi­tät der Men­schen inner­halb und außer­halb der Betriebe.

Zur poli­ti­schen Aktion
Die anschlie­ßen­de Dis­kus­si­on setz­te sich kri­tisch und soli­da­risch mit dem Auf­ruf aus­ein­an­der. So wur­de zum Bei­spiel kri­ti­siert, dass der Auf­ruf vie­les im Unkla­ren las­se, sei­ne Gegen­stra­te­gie nicht klar genug for­mu­lie­re, unklar sei, wie es nach einem „soli­da­ri­schen Shut­down“ wei­ter­ge­he. Dabei wur­de deut­lich, dass gera­de auch die Kür­ze des Auf­rufs inhalt­li­che Fra­gen unbe­ant­wor­tet lässt.

Letzt­end­lich wur­de der Auf­ruf über­wie­gend posi­tiv beur­teilt. So wür­de er, trotz aller offe­nen Fra­gen, der poli­ti­schen Lin­ken die Chan­ce bie­ten, der „Coro­na-Star­re“ zu ent­kom­men. Dazu dür­fe der Auf­ruf aber nicht Papier blei­ben, son­dern müs­se mit Leben gefüllt werden.

Das könn­te zum Bei­spiel bedeuten:
• Den Auf­ruf dort, wo gelebt, gelernt und gear­bei­tet wird, bekannt zu machen und für eine kon­kre­te Anti-Pan­de­mie-Arbeit zu nutzen.
• Zero­Co­vid-Initia­ti­ven zu grün­den, die an den jewei­li­gen Orten gemein­sa­me Aktio­nen vorbereiten.

Inwie­fern dies in den kom­men­den Wochen gelingt, bleibt abzu­war­ten. Die ISO Rhein-Neckar ist der Mei­nung, dass sich dies poli­tisch lohnt und wird ver­su­chen, ent­spre­chen­de Initia­ti­ven mit auf­zu­bau­en oder zu unterstützen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar April 2021
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