Zwei Wege – ein Ziel
R. G.
„Nach dem Arbeitskampf der GDL – ein Streik für bessere Arbeitsbedingungen und für das Klima?“ Dies war das Thema unseres Infoabends am 24. September 2021.
Die Einleitung erfolgte diesmal durch zwei Referenten: Danny Grosshans (Zweiter stellvertretender Bezirksvorsitzender der GDL Süd-West) und Florian Özcan (Aktivist der Klimagerechtigkeitsbewegung).
Auch wenn es mit der Verkehrswende eine inhaltliche Schnittmenge zwischen GDL und Klimabewegung gibt, war nicht von vornherein klar, ob diese „Mischung“ passt. Aber so war es. Die Referate waren hervorragend, und alle Teilnehmenden hörten sich offen zu und diskutierten solidarisch.
GDL-Erfolg durch Streik
Danny Grosshans konzentrierte sich auf die Entwicklung der GDL in den letzten fünfzehn Jahren und den Streik bei der Deutschen Bahn AG (DB AG) 2021.
Bisher habe die GDL jeden ihrer Arbeitskämpfe gewonnen. Deswegen genieße ihre Führung bei den Mitgliedern ein großes Vertrauen. Inzwischen sei die GDL bei 58 Unternehmen (außerhalb der DB AG) tariflich verankert. So sei es unter anderem gelungen, ab 2023 ein einheitliches Tarifniveau des Zugpersonals zu erreichen. Unterschiedliche Vergütungen wären damit kein entscheidender Faktor mehr bei der Streckenausschreibung und Streckenvergabe.
Während des Arbeitskampfes hätten das Management der DB AG und viele Medien immer wieder falsche Behauptungen verbreitet. Zum Beispiel: Die GDL sei nicht kompromissbereit. Dabei wäre die ursprüngliche Forderung der GDL höher gewesen und später von der GDL auf den Abschluss des Jahres 2020 im Öffentlichen Dienst abgesenkt worden.
Das Tarifergebnis wurde von Danny als Erfolg gewertet. Es sei gelungen, das schlechte Angebot der DB-AG abzuwehren und wichtige Forderungen der GDL durchzusetzen. Insbesondere die Corona-Einmalzahlungen und die Absicherung der Betriebsrente für die derzeit Beschäftigten hätten eine große Bedeutung.
Kampf für Klimagerechtigkeit
Florian Özcan ist Aktivist im Umfeld des Tagebaus Garzweiler II. Dieses Gebiet ist von den Aktiven zur „ZAD Rheinland“ erklärt worden. ZAD ist eine aus dem Französischen entlehnte Abkürzung von zone à défendre (auf Deutsch: „zu verteidigende Zone“). Gemeinsam mit lokalen Initiativen wie „Alle Dörfer bleiben“ oder „Die Kirche im Dorf lassen“ wird versucht, die weitere ökologische Zerstörung durch Garzweiler II zu verhindern.
Florians Meinung nach ist ein ökologischer Umbau der Gesellschaft ohne Überwindung des Kapitalismus nicht möglich. Hierbei vertrete er Konzepte der Basis- und Selbstorganisation, wie sie beispielhaft in seinem Camp in Lützerath gelebt würden.
Der GDL-Streik sei auch in Teilen der Klima-Bewegung diskutiert worden und gerade mit dem Bezug zu einer Verkehrswende auf Interesse gestoßen. Es sei durchaus ein Verständnis dafür vorhanden, dass ein ökologischer Umbau auch Kenntnisse und Wissen benötige, die mit der Schließung von Betrieben und der Zerstörung von Arbeitsplätzen verloren gingen. Beispielhaft nannte Florian das Bosch-Werk in München. Umso mehr sei er gerne zur Teilnahme an diesem Abend bereit gewesen.
Austausch und Vernetzung
In der Diskussion waren sich alle einig, dass GDL und Klimabewegung gerade bei der notwendigen Verkehrswende auf derselben Seite stünden. Schließlich spiele hier die Bahn eine zentrale Rolle.
Betont wurde, dass die Klimabewegung die soziale Frage nicht übergehen dürfe. Nur so könne es gelingen, die arbeitende Klasse für radikale ökologische Ziele zu gewinnen. Ebenso müsse die Klimafrage und deren gesellschaftliche Schlussfolgerungen intensiver in die Gewerkschaften eingebracht werden.
Nur wenn es am Ende gelänge, eine gemeinsame soziale und ökologische Front aufzubauen, könnten die Kräfte von Klima- und Gewerkschaftsbewegung gebündelt werden. Genau dies sei aber eine Voraussetzung, um den umweltfeindlichen Kapitalismus zu bezwingen.
Dieser Abend war inhaltlich sehr vielseitig und interessant. Aber fast noch wichtiger war, dass er auch einen kleinen Beitrag zur notwendigen Vernetzung und gemeinsamen Diskussion unterschiedlicher gesellschaftlicher Kräfte liefern konnte. Wir von der ISO Rhein-Neckar werden genau daran weiterarbeiten.