Betriebs­rä­te for­dern Ver­bot der Verdachtskündigungen

12. Bun­des­kon­fe­renz „BR im Visier“

 

M. G.

Am 11. Okto­ber 2025 fand im gro­ßen Saal des Mann­hei­mer Gewerk­schafts­hau­ses die 12. Bun­des­kon­fe­renz „Betriebs­rä­te im Visier“ statt.

Konferenz „BR im Visier“ in Mannheim, 11. Oktober 2025. (Foto: I. D.)

Kon­fe­renz „BR im Visier“ in Mann­heim, 11. Okto­ber 2025. (Foto: I. D.)

Orga­ni­sa­tor der Ver­an­stal­tung war das Komi­tee „Soli­da­ri­tät gegen BR-Mob­bing!“. Freund­li­che Unter­stüt­zung kam ins­be­son­de­re sei­tens der IG Metall Mann­heim und der Anlauf­stel­le gegen Uni­on Bus­ting beim IGM-Vorstand.

Trotz vie­ler kurz­fris­ti­ger, meist krank­heits­be­ding­ter Absa­gen stieß die Tagung mit ihren span­nen­den The­men erneut auf reges Interesse.

Bedeu­tung des Kampfs gegen BR-Mobbing
Ins­be­son­de­re aus den Berei­chen Indus­trie, Dienst­leis­tun­gen, Ver­kehr und Bil­dung waren Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen anwe­send. Die meis­ten von ihnen enga­gie­ren sich in betrieb­li­chen Inter­es­sen­ver­tre­tun­gen und sind vor allem in der IG Metall, der IGBCE und in ver.di organ­siert. Hin­zu kamen ein­zel­ne Akti­ve aus der EVG und der GEW.

Die Gruß­wor­te von Jan­na Köke (IGM Mann­heim), Nad­ja Kür­ten (ver.di Rhein-Neckar) und die im Netz ver­brei­te­te Video­bot­schaft des DGB-Lan­des­be­zirks­vor­sit­zen­den Kai Bur­meis­ter unter­stri­chen die Bedeu­tung der Zusam­men­kunft und wür­dig­ten den Ein­satz des Solikomitees.

Im Zen­trum der dies­jäh­ri­gen Kon­fe­renz stand zum einen die Fra­ge, wie im Vor­feld der 2026 anste­hen­den Betriebs­rats-/Per­so­nal­rats­wah­len die Ver­tei­di­gung gegen BR-Mob­bing und Gewerk­schafts­be­kämp­fung in der Arbeits­welt noch bes­ser gelin­gen kann. Zum ande­ren ging es erneut dar­um, wie das Nach­wir­ken des faschis­ti­schen Arbeits­un­rechts end­lich gestoppt wer­den kann. Die Tagung bekräf­tig­te erneut ihre For­de­rung, Ver­dachts­kün­di­gun­gen zu ver­bie­ten (https://gegen-br-mobbing.de/konferenz- br-im-visier/326-offe­nen-brief-gegen-das-fort­wir­ken-des-nazi-arbeits­un­rechts-bei-weact-unter­stuet­zen).

Kräf­te­ver­hält­nis­se ändern“
In einem sehr bein­dru­cken­den Vor­trag mit dem Titel „Kräf­te­ver­hält­nis­se ändern“ stell­ten sie­ben Kol­le­gen des Betriebs­rats und des IGBCE-Ver­trau­ens­kör­pers von nora sys­tems in Wein­heim ihre erfolg­rei­che Tätig­keit dar.

Sie ver­tre­ten einen basis­ori­en­tier­ten und auf gän­gi­ge Betriebsrats-„Privilegien“ ver­zich­ten­den Ansatz. Mit ihrer sys­te­ma­ti­schen Prä­senz in der Beleg­schaft und ihrem glaub­wür­di­gen tag- täg­li­chen Ein­satz für die Inter­es­sen der Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen haben sie sich eine zuneh­men­de Aner­ken­nung erarbeitet.

Dadurch ist es den Kolleg:innen gelun­gen, 2022 die Mehr­heit im 13-köp­fi­gen BR zu errin­gen und den gewerk­schaft­li­chen Orga­ni­sa­ti­ons­grad zu verdoppeln.

Zur Erin­ne­rung: 2012 führ­ten die Machen­schaf­ten von Geschäfts­lei­tung und „gel­ber“ Betriebs­rats­mehr­heit zur Kün­di­gung des akti­ven Gewerk­schaf­ters Hel­mut Schmitt. Danach kam es zur Grün­dung des Solidaritätskomitees.

Wolf­gang Thur­ner von der Anlauf­stel­le gegen Uni­on Bus­ting beim IGM-Vor­stand sprach über die „Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen“ bei den 2026 anste­hen­den BR-Wahlen.

Die orga­ni­sa­ti­ons­po­li­ti­schen Zie­le der IG Metall sind anspruchs­voll: Wahl­be­tei­li­gung über 70 %, 10.500 Betrie­be mit IGM-Mehr­hei­ten in den BR und ohne faschis­ti­sche BR-Man­da­te. Es ist sehr zu wün­schen, dass dies gelingt.

Für wel­che Welt kämpfen?“
Alex­an­der Mohr­lang (IGM-Vor­stand) wid­me­te sich dem The­ma „Gegen­macht gegen Über­macht?“. Mit sei­ner den Blick auf die bedroh­li­chen glo­ba­len Ent­wick­lun­gen schär­fen­den Prä­sen­ta­ti­on ana­ly­sier­te er kri­tisch die Lage der „Gewerk­schaf­ten in Zei­ten des rechts­au­tori­tä­ren Tech-Kapitalismus“.

Sei­ne Schluss­fol­ge­run­gen haben es in sich: 1. Der gewerk­schaft­li­che „Fokus auf Wett­be­werbs­fä­hig­keit führt in die Sack­gas­se“. 2. „Gewerk­schafts­po­li­tik muss stär­ker vom Men­schen aus gedacht wer­den“. Und 3. die „Durch­set­zungs­fä­hig­keit und Macht­res­sour­cen“ der IGM sind sys­te­ma­tisch zu stär­ken. Zum Schluss stell­te Mohr­lang die bri­san­te Fra­ge: „Für wel­che Welt wol­len wir kämpfen?“

Gegen Ende der sehr posi­tiv bewer­te­ten Kon­fe­renz fass­te eine Ver­tre­te­rin des Soli­ko­mi­tees in einem Impuls wesent­li­che Punk­te der leb­haf­ten und soli­da­ri­schen Dis­kus­sio­nen zusam­men. Ihr Fazit lau­te­te: „Wir alle sind auf­ge­for­dert, unse­re demo­kra­ti­sche Gegen­macht in den Betrie­ben und der Gesell­schaft zu stär­ken. Denn sie ist eine wesent­li­che Vor­aus­set­zung, um Betriebs­rats- und Gewerk­schafts­be­kämp­fung sowie den Vor­marsch der rech­ten Demo­kra­tie­fein­de stop­pen zu können.“ 
Am 10. Okto­ber 2026 soll bei der 13. Bun­des­kon­fe­renz „Betriebs­rä­te im Visier“ geklärt wer­den, ob es Fort­schrit­te in die­se Rich­tung gege­ben haben wird.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Novem­ber 2025
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