Welche Wege führen zum Erfolg?
Bis Ende Mai finden die Betriebsratswahlen statt. Millionen Kolleginnen und Kollegen entscheiden dabei über die Zusammensetzung ihrer Interessenvertretungen. Diese ist gerade in zunehmend rauer werdenden Zeiten von sehr großer Bedeutung. Ein schwacher Betriebsrat wird kaum die Interessen der Beschäftigten vertreten, ein starker hat hingegen viel mehr Einflussmöglichkeiten. Für ein erfolgreiches Abschneiden bei den BR-Wahlen ist jedoch nicht nur ein aktiver Wahlkampf erforderlich. Um mehr zu erfahren, haben wir mit Christa, der Betriebsratsvorsitzenden eines größeren Industrietriebes in der Region, gesprochen und sie zum Ausgang der dortigen Betriebsratswahl befragt.*
Am 6. April hat bei Euch die Betriebsratswahl stattgefunden und die Gewerkschaftsliste hat einen wichtigen Erfolg errungen. Wie bewertest Du das Ergebnis?
Christa: Wir haben mit Abstand die meisten Stimmen bei der BR-Wahl erhalten und stellen mit 8 gewählten BR-Mitgliedern seit längerer Zeit wieder die Mehrheit im neuen 15-köpfigen BR-Gremium. Dies war keine Selbstverständlichkeit vor dem Hintergrund einer schon seit langem anhaltenden Stimmungsmache sowohl seitens der Geschäftsleitung als auch der bisherigen Betriebsratsmehrheit. Sie waren nicht erfreut über unsere bisherige, an den Belegschaftsinteressen ausgerichtete Betriebsratsarbeit. Immerhin mussten wir uns ge- gen sieben andere Listen durchsetzen.
Wieso gab es so viele Listen?
Christa: Eigentlich sollte in diesem Jahr wieder eine Persönlichkeitswahl stattfinden. Das jedenfalls war der Wunsch der Belegschaft, für den sich auch unser gewerkschaftlicher Vertrauensleutekörper stark gemacht hatte. Die Gewerkschaft hatte deshalb eine offene Liste für alle Kandida- tinnen und Kandidaten angeboten.
Nach zwei Amtsperioden mit Listenwahl wollte die Belegschaft endlich wieder mehr Einfluss auf die Zusammensetzung des Betriebsrats nehmen und nicht nur eine Stimme für eine Liste abgeben.
Dazu kam es dann aber leider nicht, weil einzelne Betriebsratsmitglieder und Nachrücker glaubten, durch das Legen einer eigenen Liste eine persönlich bessere Ausgangssituation bei der Wahl zu erreichen. Deshalb haben sie eine erneute Listenwahl erzwungen. Es sind dann, wie be- reits erwähnt, insgesamt sieben Listen zur Wahl angetreten.
Was war der Schlüssel zu Eurem Erfolg?
Christa: Für unseren Erfolg war das Zusammenspiel verschiedener Faktoren verantwortlich. Dazu gehören vor allem unsere bisherige aktive Gewerkschaftspolitik in der Firma und unsere Betriebsratsarbeit. Beides hat uns schon vor der Wahl in der Belegschaft glaubwürdig gemacht.
Der regelmäßige persönliche Kontakt mit den Kolleginnen und Kollegen war dabei ausschlaggebend. Unser Wahlprogramm hat ganz klar die Interessen und das Einbeziehen der Belegschaft als Richtschnur unseres Handelns betont und unser gemein- sames Verständnis von Betriebsratsarbeit zum Ausdruck gebracht.
Außerdem haben wir uns schon sehr früh und intensiv auf die BR-Wahl mit einem Arbeits- und Aufgabenplan vorbereitet. Bei regelmäßigen Treffen haben wir große Unterstützung und fachkundige Beratung durch erfahrene Gewerkschafts- und Betriebsratsmitglieder erhalten.
Nicht zuletzt konnten wir uns auf die Unterstützung des gewerkschaftlichen Vertrauensleutekörpers verlassen, den wir schon seit Jahren systematisch entwickeln. Neben vielen Vertrauensleuten haben alle unsere Kandidatinnen und Kandidaten aktiv am Wahlkampf teilgenommen.
Wie wollt ihr diesen Erfolg über die nächsten 4 Jahre absichern?
Christa: Unsere Betriebsratsarbeit wollen wir vor allem transparent gestalten. Das soll dadurch geschehen, dass wir die Belegschaft regelmäßig informieren. Zum Beispiel mit regelmäßigen Abteilungs- und Betriebsversammlungen, aber auch mit BR-Informationen.
Zudem wollen wir unsere Kolleginnen und Kollegen aktiv an der Bearbeitung der betrieblichen Themen beteiligen. Dazu gehört natürlich die verstärkte Einbeziehung der gewerkschaftlichen Vertrauensleute als wichtigstes Netzwerk in der Belegschaft.
So können wir gewährleisten, dass wir rechtzeitig von den tatsächlichen Problemen und Anliegen der Belegschaft erfahren und gemeinsam nach den bestmöglichen Lösungen suchen können.
Als besonders wichtig erachten wir die persönliche Kontaktpflege, die jedenfalls zum Teil auch das soziale und kulturelle Leben nicht ausschließt.
Eine zentrale Aufgabe wird außerdem für uns darin bestehen, die Angestellten und vor allem die Kolleginnen noch stärker in unsere Arbeit zu integrieren.
Darüber hinaus gilt es, auch unser theoretisches Wissen durch Seminarbesuche auszubauen und immer wieder aufzufrischen. Solche Schulungen wollen wir auch für die Nachrückerinnen und Nachrücker im Betriebsrat ermöglichen.
Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Dir und Deinem Gremium viel Erfolg bei den Herausforderungen der nächsten vier Jahre!