Wie Erfolge organisiert werden können
O. T.
Unser Ziel war, den bisher schon vorhandenen aktiven Kern im Betriebsrat durch die BR-Wahl zu erweitern. Dadurch sollte der Handlungsspielraum für eine an den Interessen der Belegschaft orientierte betriebliche und gewerkschaftliche Arbeit erweitert werden.
In der Tat konnte eine Mehrheit im neuen Betriebsratsgremium erreicht werden. Aber sie ist sehr knapp ausgefallen.
Im Vorfeld der Wahl war eine große Rivalität vor allem der Kandidierenden, die nicht zum aktiven Kern gehörten, sichtbar geworden. Sie verhinderte auch die von der Belegschaft favorisierte Persönlichkeitswahl durch das Legen mehrerer Listen.
Die offizielle Gewerkschaftsliste wäre fast noch in Frage gestellt worden, weil der Betriebsbetreuer der zuständigen Gewerkschaft gerne seinen „Vertrauten“ auf deren ersten Platz setzen wollte. Aufgrund des fehlenden Vertrauens des aktiven Kerns diesem Kollegen gegenüber wurde dies aber von den betrieblichen Gewerkschaf-tern abgelehnt. Der Kollege schloss sich dann einer anderen Liste an.
Einschränkungen durch die Pandemie
Die Coronapandemie hatte die Kontaktmöglichkeiten im Betrieb wesentlich erschwert. Zudem war ein großer Teil der Angestellten wegen „Home-Office“ über viele Monate gar nicht im Betrieb anwesend und damit auch nicht direkt ansprechbar. Die Unterstützung für die Gewerkschaftsliste konnte somit fast ausschließlich im Bereich der Produktion mobilisiert werden.
Die Coronapandemie hatte auch dazu geführt, dass die gesetzlich vorgeschriebenen vier Betriebsversammlungen im Jahr nicht durchgeführt wurden. Der Informationsaustausch zwischen Betriebsrat und Belegschaft war dadurch eingeschränkt. Auch die Vertrauensleutearbeit fand pandemiebedingt nur auf Sparflamme statt.
Entscheidend für den Erfolg war: Schon seit langer Zeit wurde auf eine gute Verankerung im gewerblichen Bereich geachtet. Trotz Pandemie wurde der persönliche Kontakt zur Belegschaft vom aktiven Kern immer aufrechterhalten.
Im Gegensatz dazu hatten viele der konkurrierenden Kandidaten den Kontakt zur Belegschaft erst in den letzten Wochen vor der Wahl gesucht. Die Kolleginnen und Kollegen wussten mehrheitlich, wer es mit dem Einsatz für die Beschäftigteninteressen ernst meinte, und wem es vorrangig nur um den persönlichen Wahlerfolg ging.
Erkennbares Profil
Die Vertreter des aktiven Kerns haben nicht nur für sich selbst geworben, sondern auch für das gemeinsame an die Beschäftigten verteilte Wahlprogramm. Es stellte die Interessen der Belegschaft in den Mittelpunkt und gab somit eine klare Orientierung für die Stimmabgabe.
Dies alles zusammen machte sowohl die inhaltlichen Positionen als auch die Kandidaten der Gewerkschaftsliste selbst für den Großteil der gewerblichen Kolleginnen und Kollegen glaubwürdig.
Sehr wichtig war, dass es eine ausgearbeitete Strategie für die Stärkung des aktiven Kerns durch die Betriebsratswahl gab. Sie fand ihren Niederschlag in einem Aktionsplan, der über einen längeren Zeitraum systematisch und in regelmäßigen Sitzungen gemeinsam erstellt und abgearbeitet wurde.
Nicht unwesentlich war dabei die Unterstützung durch langjährige Gewerkschaf-ter. Sie gaben zum Beispiel ihre Erfahrungen mit dem immer mehr um sich greifenden BR-Mobbing weiter, das heißt den Angriffen von Geschäftsleitungen und deren „gelber“ Helfershelfer in den Betriebsräten gegen aktive Gewerkschaftsmitglieder.
Trotz des unbestreitbaren Wahlerfolgs gibt es dennoch Verbesserungspotential, das für die weitere Stärkung des aktiven Kerns im BR genutzt werden muss.