Coro­na: War da was?

Der ver­tusch­te Skan­dal des Killer-Kapitalismus

M. G.

Rund 6,3 Mil­lio­nen Coro­na-Tote welt­weit gibt das Johns Hop­kins Coro­na Virus Resour­ce Cen­ter für Ende Novem­ber 2022 an, davon etwa 158.000 allein in Deutschland.

Aktion gegen rechte „Corona-Proteste“ in Weinheim, 24. Januar 2022. (Foto: Privat.)

Akti­on gegen rech­te „Coro­na-Pro­tes­te“ in Wein­heim, 24. Janu­ar 2022. (Foto: Privat.)

Aber die­se Zah­len dürf­ten stark unter­trei­ben. Auf­zeich­nun­gen der Über­sterb­lich­keit – also des Ver­gleichs aller erfass­ten mit den erwar­te­ten Todes­fäl­len – zei­gen, dass viel mehr Men­schen auf­grund von COVID-19 gestor­ben sind.

Wie vie­le Todes­op­fer es genau sind, ist schwer zu klä­ren. Die Über­sterb­lich­keit wird oft nicht kor­rekt oder gar nicht erho­ben. In mehr als 100 Staa­ten gibt es kei­ne zuver­läs­si­gen ver­öf­fent­lich- ten Statistiken.

Den Schät­zun­gen der eng­li­schen Zeit­schrift The Eco­no­mist zufol­ge sind durch COVID-19 bis­her zwi­schen 12 und 22 Mil­lio­nen wei­te­re Men­schen gestor­ben. Das wäre das Zwei- bis Vier­fa­che der offi­zi­el­len Angaben.

Long COVID
Welt­weit sol­len allein in den ers­ten bei­den Jah­ren der Pan­de­mie fast 145 Mil­lio­nen Men­schen unter den Fol­gen ihrer Coro­na-Infek­ti­on gelit­ten haben. Das heißt sie waren – oder sind auch heu­te noch – durch die drei Haupt­fol­gen von COVID-19 beein­träch­tigt: Müdig­keit mit kör­per­li­chen Schmer­zen und Stim­mungs­schwan­kun­gen, redu­zier­te geis­ti­ge Leis­tungs­fä­hig­keit und Kurz­at­mig­keit. In Deutsch­land gibt es der­zeit wahr­schein­lich 500.000 bis eine Mil­li­on Fäl­le von Long COVID.

In kras­sem Gegen­satz zu die­sen erschre­cken­den Zah­len steht das Agie­ren der pro­ka­pi­ta­lis­ti­schen Poli­tik und ihrer media­len Laut­spre­cher. Hier ist vor allem vom angeb­li­chen Über­gang der Pan­de­mie zu einer Ende­mie die Rede. Dem­entspre­chend soll der ver­blie­be­ne Fli­cken­tep­pich an Coro­na-Schutz­maß­nah­men schnellst­mög­lich noch wei­ter durch­lö­chert werden.

Der Hin­ter­grund ist sim­pel. Durch Coro­na-Infek­tio­nen feh­len immer wie­der sehr vie­le Men­schen in ihren meist aus Pro­fit­gier sowie schon per­so­nell dezi­mier­ten Tätig­keits­be­rei­chen. Um das Funk­tio­nie­ren die­ser Arbeits­fel­der nicht noch mehr zu gefähr­den, sol­len des­halb alle Hin­der­nis­se für eine Arbeits­auf­nah­me der Infi­zier­ten fallen.

Ein Schelm, wer da an das Geschwätz vom „Gripp­chen“ denkt oder eine neue Quer­front von Coro­na­leug­nern und Ver­harm­lo­sern der Pan­de­mie erkennt.

Leben statt Profite
Gegen die­ses ver­ant­wor­tungs­lo­se Trei­ben schla­gen wir einen gesell­schaft­li­chen Plan zur aktu­el­len und zukünf­ti­gen Pan­de­mie­be­kämp­fung vor:

1. Müs­sen alle Men­schen einen wirk­sa­men Infek­ti­ons­schutz erhal­ten. Das erfor­dert unter ande­rem eine stän­di­ge, für alle leicht ver­ständ­li­che Auf­klä­rung über die Gefah­ren der Pan­de­mie. Die Not­wen­dig­keit der flä­chen­de­cken­den Umset­zung der AHA-L-Regeln sind allen zu vermitteln.

2. Es muss nicht nur kos­ten­lo­se FFP2-Mas­ken für alle geben, son­dern auch wei­ter­hin flä­chen­de­cken­de, ein­fach zugäng­li­che, kos­ten­lo­se und zuver­läs­si­ge Test­mög­lich­kei­ten. Imp­fen ist eine zen­tra­le Ein­zel­maß­nah­me zur Ein­däm­mung der Pan­de­mie und schwe­rer Erkran­kun­gen. Hilf­reich sind nied­rig­schwel­li­ge, flä­chen­de­cken­den Impfangebote.

3. In allen Berei­chen – ins­be­son­de­re in den Brenn­punk­ten der Pan­de­mie – sind ver­bind­li­che und ein­fach zu kon­kre­ti­sie­ren­de Infek­ti­ons­schutz-Maß­nah­men zu ent­wi­ckeln und umzusetzen.

4. Am Arbeits- und Aus­bil­dungs­platz müs­sen Beleg­schaf­ten und ihre Inter­es­sen­ver­tre­tun­gen mit akti­ver gewerk­schaft­li­cher Unter­stüt­zung in die Lage ver­setzt wer­den, die Ein­hal­tung der Arbeits­schutz­re­geln aktiv ein­zu­for­dern und zu kon­trol­lie­ren. Ins­be­son­de­re geht es hier­bei um die Über­prü­fung der erfor­der­li­chen Gefähr­dungs­be­ur­tei­lun­gen und der Ein­hal­tung des TOP-Prinzips.

5. Wo es kei­ne for­ma­le Inter­es­sen­ver­tre­tung gibt, müs­sen Beschäf­tig­te das Recht erhal­ten, von ihnen bestimm­te Gesund­heits­schutz-Kom­mis­sio­nen ein­zu­rich­ten und dar­in tätig zu wer­den. Die Gewerk­schaf­ten müs­sen dies unterstützen.

6. Ver­stö­ße gegen den Infek­ti­ons­schutz müs­sen von den zustän­di­gen Stel­len kon­trol­liert und sank­tio­niert wer­den kön­nen. Die Hand­lungs­fä­hig­keit von Berufs­ge­nos­sen­schaf­ten, Gesund­heits­äm­tern und Gewer­be­auf­sichts­äm­tern ist des­halb zu stär­ken bzw. wiederherzustellen.

7. Erkran­kun­gen an COVID-19 und häus­li­che Qua­ran­tä­ne dür­fen nicht zu Arbeits­platz- oder Ein­kom­mens­ver­lust führen.

8. Die trotz Pan­de­mie wei­ter vor­an­ge­trie­be­ne Pri­va­ti­sie­rung aller Berei­che des Gesund­heits­we­sens muss gestoppt wer­den. Statt­des­sen ist ein vor­beu­gen­des und öffent­li­ches Gesund­heits­sys­tem als Teil der gesell­schaft­li­chen Daseins­vor­sor­ge auf- und auszubauen.

9. Kli­nik­schlie­ßun­gen sind zu ver­bie­ten. Das Sys­tem der Fall­pau­scha­len und der pro­fit­ori­en­tier­ten Aus­rich­tung auch öffent­li­cher Kran­ken­häu­ser muss been­det wer­den. Mehr und bes­ser bezahl­tes und qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal, gesund­heits­schüt­zen­de Arbeits­be­din­gun­gen sowohl in der Kran­ken- als auch in der Alten­pfle­ge sind drin­gend geboten.

10. Inter­na­tio­na­le Soli­da­ri­tät ist gera­de bei der Bekämp­fung von Pan­de­mien zwin­gend erfor­der­lich. Des­halb ist die welt­wei­te Zusam­men­ar­beit bei der Ent­wick­lung und Her­stel­lung von Impf­stof­fen und Medi­ka­men­ten vor­ran­gig gegen­über dem Schutz von Paten­ten und Pro­fi­ten. Gemäß Arti­kel 14 GG (Durch­set­zung der Sozi­al­bin­dung des Eigen­tums) und 15 GG (Mög­lich­keit der Ent­eig­nung) sind Phar­ma­kon­zer­ne in Gemein- eigen­tum zu überführen.

Ein der­ar­ti­ger Plan kann nur durch mas­sen­haf­ten Druck von unten durch­ge­setzt wer­den. Dazu bedarf es des Auf­baus einer sozia­len und öko­lo­gi­schen Front gegen die Pro­fi­teu­re und Ver­tei­di­ger des Killerkapitalismus.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Dezem­ber 2022
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