Eine ignorierte Drohung
E. B.
Am Abend des 8. November 1923 wollten sich Hitler und die bewaffneten Banden der noch jungen NSDAP in München an die Macht putschen.
Die Ausrufung des Putsches gegen die „Regierung der Novemberverbrecher in Berlin“ war nur der erste Akt der damaligen Ereignisse. Am 9. November 1923, dem 5. Jahrestag der von den meuternden Matrosen der kaiserlichen Flotte ausgelösten Revolution gegen die Herrschenden, folgte der Marsch der Nazis zur Feldherrenhalle auf dem Odeonsplatz. Dort kam es zum blutigen Aufeinandertreffen von Polizei und Putschisten, dem 20 Personen zum Opfer fielen.
In den wenigen Stunden der „nationalen Erhebung“ der NSDAP schien die bayerische Landeshauptstadt wie gelähmt. Nazi-Kampf-truppen marschierten ungehindert durch das Zentrum und bereiteten sich auf einen „Marsch auf Berlin“ in Anlehnung an Mussolinis italienischer Aktion von 1922 vor. Jüdinnen und Juden so- wie linke politische Gegner wurden misshandelt und verhaftet.
1923 erlebte die letzten Schockwellen der Novemberrevolution von 1918. Die krisenhafte Entwicklung der Weimarer Republik erreichte einen weiteren Höhepunkt. Die Woge linker Klas- senkämpfe gegen den Kapitalismus wurde blutig unterdrückt und die Hyperinflation gestoppt. Die NSDAP wurde zwar im ganzen Deutschen Reich zeitweilig verboten, aber die auf dem rechten Auge blinde Justiz ließ Milde mit den Nazis walten.
Der erste Versuch einer faschistischen „Machtergreifung“ 1923 scheiterte. Aber knapp 10 Jahre später konnten die Faschisten auf „legalem“ Weg ihr Ziel erreichen, vor allem weil die deutsche Arbeiterbewegung keine Einheitsfront zustande brachte.