Die 40 For­de­run­gen der „gilets jau­nes“ („Gelb­wes­ten“)

Eiffelturm hinter Tränengasnebel, 16. Februar 2019 (Foto: Copyright Photothèque Rouge Martin Noda.)

Eif­fel­turm hin­ter Trä­nen­gas­ne­bel, 16. Febru­ar 2019 (Foto: Copy­right Pho­to­t­hè­que Rouge Mar­tin Noda.)

 

– Kei­ne Wohnungslosigkeit.

– Höhe­re Pro­gres­si­on bei der Einkommensteuer.

– Min­dest­lohn von 1.300 Euro netto.

– För­de­rung von klei­nen Unter­neh­men und Geschäf­ten in den Dör­fern und Innen­städ­ten. Kein wei­te­rer Bau von gro­ßen Gewer­be­ge­bie­ten an den Rän­dern der Groß­städ­te, die den Ein­zel­han­del ersti­cken. Kos­ten­lo se Park­plät­ze in den Innenstädten.

– Umfas­sen­der Plan zur (ener­ge­ti­schen) Iso­lie­rung der Woh­nun­gen (Umwelt­schutz mit Ein­spa­run­gen für die Haus­hal­te verbinden).

– Die gro­ßen Kon­zer­ne (McDo­nalds, Goog­le, Ama­zon, Car­re­four) sol­len bei der Besteue­rung gro­ßes Geld be zah­len, die klei­nen Unter­neh­men (Hand­wer­ker, klei ne und mitt­le­re Betrie­be) sol­len klei­nes Geld zahlen.

– Ein­heit­li­ches Sozi­al­ver­si­che­rungs­sys­tem für alle (ein­schließ­lich Hand­wer­ker und klei­nen Selb­stän­di­gen). Abschaf­fung der Sozi­al­ver­si­che­rung für Selb­stän­di­ge (RSI).

– Das Ren­ten­sys­tem muss soli­da­risch und dar­um gesetz­lich blei­ben. Kein Ren­ten­sys­tem nach Punkten.

– Kei­ne wei­te­re Erhö­hung der Kraftstoff-Steuern.

– Kei­ne Ren­te unter 1.200 Euro monatlich.

– Jeder gewähl­te Abge­ord­ne­te hat das Recht auf den Durch­schnitts­lohn. Die Rei­se­kos­ten wer­den über­prüft und erstat­tet, wenn sie gerecht­fer­tigt sind. Die Abge­ord­ne ten haben das Recht auf Restau­rant- und Urlaubsgutscheine.

– Die Gehäl­ter aller Fran­zo­sen, die Ren­ten und die Sozi­al­leis­tun­gen müs­sen der Infla­ti­on ange­passt werden.

– Schutz der fran­zö­si­schen Indus­trie. Stand­ort­ver­la­ge­run­gen ver­bie­ten. Der Schutz unse­rer Indus­trie bedeu­tet den Schutz unse­res Fach­wis­sens und unse­rer Arbeitsplätze.

– Schluss mit der Ent­sen­dung von Arbeit­neh­me­rIn­nen. Es ist nicht akzep­ta­bel, dass jemand, der in Frank­reich arbei­tet, nicht das glei­che Gehalt und die glei­chen Rech­te erhält. Jeder, der auf fran­zö­si­schem Gebiet arbei­tet, muss den fran­zö­si­schen Staats­bür­gern gleich­ge­stellt sein, und sein Arbeit­ge­ber muss eben­so viel Abga­ben zah­len wie ein fran­zö­si­scher Arbeitgeber.

– Die Anzahl der befris­te­ten Arbeits­ver­trä­ge für gro­ße Unter­neh­men muss wei­ter begrenzt wer­den. Wir wol­len mehr unbe­fris­te­te Arbeitsverträge.

– Been­di­gung des Pro­gramms von Steu­er­erleich­te­run­gen für die „För­de­rung des Wett­be­werbs und der Beschäf­ti­gung“. Die­ses Geld soll zur För­de­rung einer fran­zö­si­schen Was­ser­stoff­au­to-Indus­trie ein­ge­setzt wer­den (die im Gegen­satz zu Elek­tro­au­tos wirk­lich öko­lo­gisch ist).

– Ende der Austeri­täts­po­li­tik. Ein­stel­lung der Zins­zah­lun­gen auf Schul­den, die als ille­gi­tim ein­ge­stuft wur­den. Beginn der Schul­den­til­gung, ohne das Geld den Armen und weni­ger Armen zu neh­men, son­dern in dem wir die 80 Mil­li­ar­den Euro aus hin­ter­zo­ge­nen Steu­ern aufspüren.

– Bekämp­fung der Flucht­ur­sa­chen, die Migra­ti­on erzwingen.

– Fai­re Behand­lung von Asyl­be­wer­bern. Sie brau­chen Unter­kunft, Sicher­heit, Nah­rung und Bil­dung für Min­der­jäh­ri­ge. Zusam­men­ar­beit mit den Ver­ein­ten Natio­nen (UN), um sicher­zu­stel­len, dass in zahl­rei­chen Län­dern der Welt Auf­fang­la­ger eröff­net wer­den, in denen die Antrag­stel­ler die Resul­ta­te des Ver­fah­rens abwarten.

– Abge­lehn­te Asyl­be­wer­ber sol­len in ihre Her­kunfts­län­der zurück­ge­führt werden.

– Umset­zung einer Poli­tik zur ech­ten Inte­gra­ti­on. In Frank­reich zu leben heißt, fran­zö­sisch wer­den (Fran­zö­sisch­kur­se, Kur­se in fran­zö­si­scher Geschich­te und in staats­bür­ger­li­cher Bil­dung mit Abschlusszertifikat).

DemosanititäterInnen versorgen einen Verletzten in Paris, 9. Februar 2019 (Foto: Copyright Photothèque Rouge Martin Noda.)

Demo­sa­ni­ti­tä­te­rIn­nen ver­sor­gen einen Ver­letz­ten in Paris, 9. Febru­ar 2019 (Foto: Copy­right Pho­to­t­hè­que Rouge Mar­tin Noda.)

– Das Höchst­ge­halt soll auf 15.000 Euro monat­lich fest gelegt werden.

– Schaf­fung von Arbeits­plät­zen für Arbeitslose.

– Anhe­bung der Leis­tun­gen für Men­schen mit Behinderung.

– Begren­zung der Mie­ten. Mehr bezahl­ba­ren Wohn­raum. Beson­ders für Stu­den­ten und pre­kär Beschäftigte.

– Ver­bot des Ver­kaufs staat­li­cher Grund­stü­cke und Ein­rich­tun­gen (etwa Flughäfen).

– Bereit­stel­lung erheb­li­cher Mit­tel für Jus­tiz, Poli­zei, Gen­dar­me­rie und Mili­tär. Bezah­lung oder Aus­gleich für die von Ord­nungs­kräf­ten geleis­te­ten Überstunden.

– Die Ein­nah­men aus den Maut­ge­büh­ren sol­len voll­stän­dig für den Erhalt der Auto­bah­nen, Stra­ßen und Ver kehrs­si­cher­heit ver­wen­det werden.

– Seit der Pri­va­ti­sie­rung sind die Prei­se für Gas und Strom gestie­gen, wir for­dern, dass bei­des wie­der öffent­lich wird und die Prei­se ent­spre­chend gesenkt werden.

– Stei­ge­rung der Lebens­qua­li­tät für älte­re Men­schen. Ver­bot, mit älte­ren Men­schen Geld zu ver­die­nen. Die Zeit des „Grau­en Gol­des“ ist vor­bei, die Zeit des „Grau­en Wohl­erge­hens“ beginnt.

– Kei­ne wei­te­ren Schlie­ßun­gen von Bahn­li­ni­en, Post­äm­tern, Schu­len und Geburtskliniken.

– Volks­ent­schei­de sol­len in die Ver­fas­sung auf­ge­nom­men werden.

– Ein­rich­tung einer ver­ständ­li­chen und effi­zi­en­ten Inter­net­sei­te, die durch ein unab­hän­gi­ges Gre­mi­um kon­trol­liert wird und auf der Bür­ger ihre Geset­zes­vor­schlä­ge ein­brin­gen kön­nen. Erhält einer die­ser Vor­schlä­ge 700.000 zustim­men­de Unter­schrif­ten, muss er in der Natio­nal­ver­samm­lung dis­ku­tiert und gege­be­nen­falls ergänzt und ver­bes­sert wer­den. Die Natio­nal­ver­samm­lung soll dazu ver­pflich­tet wer­den, einen sol­chen Vor­schlag (ein Jahr nach dem Ein­gang der not­wen­di­gen 700.000 Unter­schrif­ten) den Fran­zo­sen zur Abstim­mung vorzulegen.

– Rück­kehr zur sie­ben­jäh­ri­gen Amts­zeit für den Prä­si­den­ten. (Die Wahl der Abge­ord­ne­ten zwei Jah­re nach der Prä­si­dent­schafts­wahl über­mit­telt dem Prä­si­den­ten ein posi­ti­ves oder nega­ti­ves Signal hin­sicht­lich sei­ner Poli­tik. Sie trägt somit dazu bei, der Stim­me der Bür­ge­rIn­nen Gehör zu verschaffen.)

– Ren­te mit 60. Alle Per­so­nen, die kör­per­lich schwer arbei­ten (bei­spiels­wei­se Mau­rer oder Schlacht­haus­ar­bei­ter) sol­len das Recht haben, ab 55 Jah­ren in Ren­te zu gehen.

– Für Kin­der, die kei­ne Ganz­tags­schu­le besu­chen kön­nen, sol­len die Zuschüs­se zur Betreu­ung über das sechs­te Lebens­jahr hin­aus bis zum zehn­ten Lebens­jahr des Kin­des ver­län­gert werden.

– För­de­rung des Güter­trans­port auf Schienen.

– Kei­ne lebens­lan­gen Bezü­ge für Präsidenten.

– Ver­bot einer Gebühr für Händ­ler, wenn ihre Kun­den mit Kre­dit­kar­te bezahlen.

– Besteue­rung von Schiffs­die­sel und Kerosin.
*[Aus: SoZ, Nr.1/2019.]

Aus der Theo­rie­bei­la­ge zur Avan­ti² Rhein-Neckar März 2019
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