Neue Geschenke für das Kapital, neue Angriffe gegen die arbeitenden Klassen
P. A. / M. G.
Die bisher letzte Fernsehansprache an „sein Volk“ hielt der französische Staatspräsident Macron am 14. Juni 2020. Schon nach den ersten Minuten war klar, dass seine Selbstgefälligkeit trotz der Corona-Krise nicht gelitten hat. Zur Erinnerung: In Frankreich sind bisher nach offiziellen Angaben rund 30.000 Menschen an COVID-19 gestorben.
Keine Überraschung war auch, dass Macron die Krise in unserem westlichen Nachbarland und die dort derzeit populären Forderungen ignorierte. Kein Wort zu den Gewaltexzessen der Polizei, obwohl sie überall kritisiert werden. Stattdessen eine bedingungslose Unterstützung für die „Ordnungskräfte“.
Es ist bezeichnend für den Präsidenten, dass sich für ihn die neue Phase nach dem „Lockdown“ auf die wirtschaftliche „Erholung“ und die Rückkehr aller an die Arbeitsplätze beschränkt.
Während hunderttausende ArbeiterInnen bereits ihre Anstellungen verloren haben und KollegInnen sich gegen Betriebsschließungen wehren, sind von Macron nur Floskeln zu hören. Es sei notwendig, „so viele Stellen als möglich zu erhalten“. Zudem kündigte der Staatspräsident die Wiederaufnahme des Unterrichts für alle SchülerInnen an.
500 Milliarden für die Unternehmer
Macron sprach zwar von einer massiven finanziellen Unterstützung für den Aus- und Weiterbildungsbereich sowie für das Gesundheitswesen, aber er nannte keine einzige konkrete Zahl für Neueinstellungen und Gehaltserhöhungen. Hingegen kündigte er ein 500 Milliarden schweres Finanzpaket ausschließlich für Privat-Unternehmen an.
Die Ankündigungen Macrons klingen wie üble Täuschungen, denn gleichzeitig lässt er weitere Deregulierungen und neue sozialpolitische Angriffe vorbereiten. Um die enorm gestiegenen Staatsschulden abtragen zu können, müsse – trotz wachsender Arbeitslosigkeit – mehr und länger gearbeitet werden.
Schließlich vermied Macron, auf die Einschränkung demokratischer Freiheiten – wie das bisher geltende Demonstrationsverbot in Frankreich – einzugehen, das kurz zuvor vom Staatsrat kassiert worden war.
Wiederbelebung der sozialen Gegenwehr
Unsere GenossInnen der NPA (Neue Antikapitalistische Partei) treten hingegen für eine umgehende Entwaffnung der Polizei ein. Sie fordern ferner Gerechtigkeit für die zahlreichen Opfer von Polizeigewalt.
Gegen Erwerbslosigkeit verlangen sie das Verbot von Entlassungen und die Verteilung der Arbeit auf alle ohne Entgeltverlust.
Die Streichung der öffentlichen Schulden und die Beschlagnahme von Finanzkapital sehen sie als Voraussetzung für den massiven Wiederaufbau der öffentlichen Dienste an, die durch den Neoliberalismus kaputt „gespart“ worden sind. Es sei dann möglich, in diesem Bereich eine Million Menschen neu einzustellen, insbesondere aber im Bildungs- und im Gesundheitswesen. Zudem müsse es, wie dies derzeit das Gesundheitspersonal fordert, eine Entgelterhöhung von 300 € für alle abhängig Beschäftigten geben.
Nur durch weitere Mobilisierungen und die Wiederbelebung einer sozialen Gegenwehr könnten die Kräfteverhältnisse zugunsten der arbeitenden Klassen verändert werden. Dies ist umso dringlicher als Macron vor wenigen Tagen andeutete, dass er die zunächst zurückgestellte „Rentenreform“ wieder angehen wolle …