Gaza-Demo in Heidelberg

Mas­sa­ker, Ver­hun­gern, Ver­trei­bung stoppen!

 

N. B.

Palästina-Demo in Heidelberg, 5. Juli 2025. (Foto: Privat.)

Paläs­ti­na-Demo in Hei­del­berg, 5. Juli 2025. (Foto: Privat.)

Am 5. Juli 2025 demons­trier­ten rund 1.000 Per­so­nen gegen den Völ­ker­mord in Gaza. Auf­ge­ru­fen zum über­re­gio­na­len Pro­test­marsch in Hei­del­berg hat­te die Frie­dens­ver­net­zung Süd­west. Vie­le Demons­trie­ren­de waren rot geklei­det. Sie woll­ten damit ver­deut­li­chen, dass Isra­el in Paläs­ti­na längst rote Lini­en über­schrit­ten hat.

Musi­ka­lisch eröff­ne­te die Demo der Sän­ger und Lie­der­ma­cher Rein­hard Frankl unter ande­rem mit sei­nem „Paläs­ti­na-Lied“.

Zum Auf­takt an der Stadt­bi­blio­thek sprach dann Hel­ga Baum­gar­ten (ehe­ma­li­ge Pro­fes­so­rin der Bir Zeit Uni­ver­si­tät, Ramal­lah). Sie beschrieb ein­drucks­voll die Gräu­el der israe­li­schen Kriegs­füh­rung in Paläs­ti­na. Baum­gar­ten for­der­te in Über­ein­klang mit der inter­na­tio­na­len Solidaritätsbewegung:
• Stopp aller Waffenlieferungen
• Abbruch der diplo­ma­ti­schen Bezie­hun­gen mit Israel
• Sus­pen­die­rung der UN-Mit­glied­schaft Isra­els als Apart­heid staat
• Inter­na­tio­na­les Tri­bu­nal zur Ver­ur­tei­lung von Kriegs­verb­re chern und Völkermördern.

Baum­gar­tens Rede­bei­trag fand in gro­ßem Applaus Bestätigung.

Der anschlie­ßen­de Pro­test­zug durch die Hei­del­ber­ger Haupt­stra­ße benö­tig­te län­ger als geplant. Er wur­de mehr­mals von der Poli­zei auf­ge­hal­ten wegen angeb­lich ver­bo­te­ner Paro­len, die jedoch nicht nach­ge­wie­sen wer­den konn­ten. Auf­grund der Ver­zö­ge­rung und der Hit­ze ent­schie­den die Organisator:innen der Demo, die eigent­li­che Zwi­schen­kund­ge­bung auf dem Uni­ver­si­täts­platz als Abschluss­kund­ge­bung durchzuführen.

Wel­che Per­spek­ti­ven?
Die unfass­ba­ren und unsag­ba­ren Gräu­el in Gaza wur­den in jedem der dort gehal­te­nen Rede­bei­trä­ge benannt. Wich­tig ist, dass wir uns und ande­ren immer wie­der vor Augen füh­ren, was im Gaza­strei­fen geschieht. Es ist in dop­pel­ter Hin­sicht grausam.

Unvor­stell­bar ist das Leid, das den Men­schen in Gaza seit dem blu­ti­gen Über­fall der Hamas und ande­rer Grup­pie­run­gen am 7. Okto­ber 2023 vom israe­li­schen Staat mit der Unter­stüt­zung der größ­ten impe­ria­lis­ti­schen Mäch­te zuge­fügt wird. Mit dem Völ­ker­mord vor den Augen der Welt­öf­fent­lich­keit wird aber außer der Ver­nich­tung offen­sicht­lich ein wei­te­res, extrem gefähr­li­ches Ziel ver­folgt: Wir sol­len uns an das Unfass­ba­re gewöh­nen. Der Aus­nah­me­zu­stand soll zur Nor­ma­li­tät wer­den, die wir abge­stumpft hin­neh­men sol­len, anstatt uns kol­lek­tiv zu widersetzen.

Die­se zwei­te Dimen­si­on des Ver­bre­chens wur­de in den Rede­bei­trä­gen in Hei­del­berg, wenn über­haupt, nur am Ran­de gestreift. Doch wenn aus der Empö­rung über die mora­li­schen Gräu­el akti­ver und wirk­sa­mer Wider­stand wer­den soll, müs­sen wir die Funk­ti­on ver­ste­hen, die der Völ­ker­mord in Gaza für die impe­ria­lis­ti­schen Herr­schen­den (ins­be­son­de­re der USA) und die Groß­kon­zer­ne (ins­be­son­de­re der Rüs­tungs­in­dus­trie) hat.

Soli­da­ri­tät mit den Entrechteten
Die rote Far­be wird dann nicht mehr nur die über­schrit­te­nen roten Lini­en sym­bo­li­sie­ren, son­dern die Soli­da­ri­tät mit den Unter­drück­ten und Ent­rech­te­ten in Paläs­ti­na in die Tra­di­ti­on der sozia­lis­ti­schen Arbei­ter­be­we­gung stel­len. Anti­mi­li­ta­ris­mus liegt im urei­gens­ten Inter­es­se der Arbeiter:innen. Auch wenn sich gro­ße Tei­le der arbei­ten­den Klas­se immer wie­der durch die Pro­pa­gan­da der Kriegs­trei­ber ver­blen­den lie­ßen und las­sen, waren und sind sie immer nur die Ver­lie­rer der Krie­ge der Herrschenden.

Wie Tsa­frir Cohen, der in Isra­el gebo­re­ne Geschäfts­füh­rer der Hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on med­ico inter­na­tio­nal, in sei­nem Rede­bei­trag beschrieb, ist ein gewis­ses inter­na­tio­na­lis­ti­sches Bewusst­sein und Wir­ken auch in eini­gen Orga­ni­sa­tio­nen in Paläs­ti­na und Isra­el vor­han­den: „Es sind Orga­ni­sa­tio­nen, die das Zusam­men­le­ben und Zusam­men­ar­bei­ten von Juden und Paläs­ti­nen­sern, den Ein­satz für Men­schen­rech­te seit Jah­ren ein­ge­übt haben. Und sich des Risi­kos auch für sich selbst bewusst sind. Dass sie wei­ter­ma­chen, dass sie aus­har­ren, dass sie öffent­lich spre­chen, solan­ge, bis ein ande­rer Wind weht, ein Wind, der Frei­heit und Recht für alle bringt. Das ist ein Zei­chen der Zuver­sicht. Wir brau­chen es in die­sen düs­te­ren Zeiten.“

Und wir brau­chen es hier. Soll­te es in die­sem Sin­ne nicht mög­lich sein, Men­schen mas­sen­haft auf die Stra­ße zu brin­gen, Waf­fen­lie­fe­run­gen zu blo­ckie­ren, die Waf­fen­pro­duk­ti­on zu bestreiken?

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Sep­tem­ber 2025
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