GE : Die Ruhe täuscht …

 

H.N.

GE-Aktionstag in Paris am 08. April 2016, Foto: helmut-roos@web.de

GE-Akti­ons­tag in Paris am 08. April 2016, Foto: helmut-roos@web.de

In dem anhal­ten­den Kon­flikt um den Abbau von 6.500 Arbeits­plät­zen in Euro­pa fährt GE - wie zu erwar­ten war - einen kla­ren,  stra­te­gisch durch­dach­ten Kurs:
Schaf­fen von ers­ten Fak­ten - vor allem in Län­dern, in den es nur gerin­ge gewerk­schaft­li­che Gegen­macht gibt. Hin­hal­ten und Beschäf­ti­gen des Euro­päi­schen Betriebs­rats und gleich­zei­tig Füh­ren einer Psycho-Kam­pa­gne gegen die von Abbau bedroh­ten Beleg­schaf­ten und ihre Interessenvertretungen.
In einem kon­zern­in­ter­nen Info lamen­tiert das GE-Manage­ment am 26. April auf zyni­sche Art, dass sich durch „Ver­zö­ge­run­gen im gesam­ten Pro­zess“, für die die BR-Sei­te ver­ant­wort­lich sei, „lei­der auch der aktu­el­le Zustand der Unge­wiss­heit für alle Mit­ar­bei­ter“ verlängere.

Unver­fro­ren fol­gen zwei rhe­to­ri­sche Fragen:
„Wie ist der Zeit­ho­ri­zont der Umset­zung für die geplan­ten Maß­nah­men? Ab wann wird der Per­so­nal­ab­bau beginnen?“
GE lie­fert gleich die dreis­te Ant­wort: „Die Umset­zung der Maß­nah­men soll nach Abschluss des Kon­sul­ta­ti­ons­pro­zes­ses und den Ver­hand- lun­gen mit den Arbeit­neh­mer­ver­tre­tun­gen begin­nen. … Erst nach Abschluss die­ser Infor­ma­ti­on, … kön­nen die Ver­hand­lun­gen über einen Sozi­al­plan und einen Inter­es­sen­aus­gleich auf­ge­nom­men werden.“
In einem post­wen­dend am 26.04.2016 ver­öf­fent­lich­ten Info kri­ti­siert der Kon­zern­be­triebs­rat von GE-Power, dass die­ses „deso­la­te Vor­ge­hen und die Ver­hal­tens­wei­sen des Manage­ments … weder akzep­ta­bel noch ziel­füh­rend“ sei­en. Sie behin­der­ten und ver­zö­ger­ten „mas­siv kon­struk­ti­ve Gesprä­che mit der Arbeitnehmervertretung“.

Der bes­te Deal“
Mitt­ler­wei­le protzt GE-Euro­pa-Chef Mark Hut­chin­son offen mit der eis­kal­ten Stra­te­gie des US-Kon­zerns bei der Über­nah­me der Power-Spar­te von Alstom. 
In einem Gespräch mit der Süd­deut­schen Zei­tung (SZ vom 25.04.2016) „plau­dert“ er „über die Zeit, als der Kon­zern Als­tom über­neh­men woll­te und dabei gegen den Riva­len Sie­mens gewann“. 
„18 Mona­te lang“, so die SZ, „berei­te­te Hut­chin­son die Inte­gra­ti­on von Als­tom vor. So lan­ge dau­er­te es, bis nach dem Kampf um die Über­nah­me mit dem ewi­gen Riva­len Sie­mens die Kar­tell­wäch­ter zustimm­ten und der Deal abge­wi­ckelt wer­den konn­te. Die Euro­päi­sche Kom­mis­si­on hat­te lan­ge Zeit Beden­ken, dass GE und Als­tom im Gas­tur­bi­nen­ge­schäft gemein­sam zu stark sein könn- ten. … 
Aber nicht nur mit der Kom­mis­si­on ver­han­del­te Hut­chin­son: ‚Wir haben die 18 Mona­te genutzt, um zum Bei­spiel im Vor­feld 400 Mana­ger zu benennen.‘ …

Das klapp­te nur, weil GE ein Clean Team auf­stell­te - mit Hut­chin­son an der Spit­ze: Etwa hun­dert Mana­ger, und kei­ner von ihnen durf­te mehr Kon­takt zum GE-Geschäft haben. Wäre die Über­nah­me geplatzt, hät­te nie­mand aus dem Clean Team in sei­nen alten Job zurück­keh­ren dür­fen. Auch Hut­chin­son hät­te sich eine neue Stel­le suchen müssen. … 
Eben­falls im Vor­aus geplant war der Abbau von 6500 Arbeits­plät­zen in Europa. …
‚Ich glau­be, wir sind durch, wir wol­len uns jetzt aufs Geschäft kon­zen­trie­ren‘ sagt [Hut­sch­in­son] … und fügt hin­zu: ‚Die Geschich­te wird zei­gen, die Über­nah­me von Als­tom ist der bes­te Deal, den wir jemals getä­tigt haben.‘“

Was nun?
Der erfolg­rei­che euro­päi­sche Akti­ons­tag gegen die Kahl­schlag­plä­ne von GE am 08. April 2016 kann nur eine Zwi­schen­etap­pe der GEgen­wehr gewe­sen sein.
Es stellt sich immer drin­gen­der die Fra­ge: Wie gelingt es, die Mobi­li­sie­rung im Betrieb wei­ter zu stär­ken? Wie kön­nen die Alter­na­ti­ven des Betriebs­rats in der Beleg­schaft und in der Öffent­lich­keit noch stär­ke­re  Beach­tung fin­den? Wie kann der poli­ti­sche und öko­no­mi­sche Druck auf GE ver­stärkt werden?
Auf die­se Fra­gen müs­sen Betriebs­rat, Beleg­schaft und IG Metall schnell glaub­wür­di­ge Ant­wor­ten fin­den. Nur wer kon­se­quent kämpft, kann gewinnen!

aus der Rhein-Neckar Bei­la­ge zur Avan­ti 244, Mai 2016
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