ISO-Info­abend Novem­ber 2023

Rechts­ruck in allen Berei­chen – Was tun?“

R. G.

Welt­weit sind reak­tio­nä­re und faschis­ti­sche Orga­ni­sa­tio­nen und Par­tei­en im Auf­schwung. Sie neh­men mas­siv poli­ti­schen Ein­fluss, bau­en Mas­sen­be­we­gun­gen auf, betei­li­gen sich erfolg­reich an Wah­len teil oder gewin­nen die­se sogar. Auch in Deutsch­land gibt es einen spür­ba­ren Rechts­ruck, und die AFD sam­melt immer mehr Stim­men. Die­se dra­ma­ti­sche Ent­wick­lung war das The­ma unse­res Info­abends im Novem­ber.

DGB-Demo am 1 Mai 2022 in Mannheim.  (Foto: Avanti².)

DGB-Demo am 1 Mai 2022 in Mann­heim. (Foto: Avanti².)

In sei­nem fak­ten­rei­chen Refe­rat stell­te unser Refe­rent die Ursa­chen des Rechts­rucks und des­sen poli­ti­sche Fol­gen dar, und er gab dar­auf die sei­ner Mei­nung nach not­wen­di­gen poli­ti­schen Antworten.

Hoff­nung auf „star­ke Führung“
Sein Aus­gangs­punkt war der sich ver­stär­ken­de Gegen­satz zwi­schen tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten und unfass­ba­rem Reich­tum auf der einen Sei­te und den glo­ba­len Kri­sen und der zuneh­men­den Ver­ar­mung von immer mehr Men­schen auf der ande­ren Seite.

Dies erzeugt den gesell­schaft­li­chen Nähr­bo­den für das Ent­ste­hen und den Erfolg rech­ter Strö­mun­gen. So hat die Aus­sa­ge, es brau­che eine „star­ke Füh­rung“, um das eige­ne Land wie­der von den Rei­chen und Mäch­ti­gen zurück­zu­er­obern, bei einer welt­weit durch­ge­führ­ten Umfra­ge eine hohe Zustim­mung gefun­den. Gera­de auch in Län­dern, in denen auto­ri­tä­re Par­tei­en erfolg­reich sind oder die Regie­rung stellen.

Deutsch­land ist bei die­ser Umfra­ge zwar nicht auf den vor­de­ren Plät­zen gelan­det, aber auch hier hat­ten fast 30 % die­ser Aus­sa­ge zuge­stimmt. Das deckt sich mit den Ergeb­nis­sen der dies- jäh­ri­gen Land­tags­wah­len in Hes­sen und Bay­ern. Dort hat­ten die AFD und in Bay­ern zusätz­lich die „Frei­en Wäh­ler” star­ke Stim- men­ge­win­ne ver­bu­chen können.

Rech­ter Stimmungsumschwung
Die­se Ent­wick­lung ist nicht zuletzt auch ein Ergeb­nis der in den zurück­lie­gen­den Mona­ten durch­ge­führ­ten Kam­pa­gne gegen Flie­hen­de und der mit Ener­gie­kri­se und Ukrai­ne­krieg erzeug­ten Zukunfts­ängs­te. Dabei gelingt es der AFD, die berech­tig­te Kri­tik an nega­ti­ven gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen (öko­no­mi­sche und sozia­le Kri­sen, Bil­dung, Kin­der­gär­ten, Gesund­heits- sys­tem, Pfle­ge usw.) auf­zu­grei­fen und die­se erfolg­reich mit ihrer auto­ri­tä­ren und ras­sis­ti­schen Het­ze zu verbinden.

In die­ser Lage mei­nen die Par­tei­en der „bür­ger­li­chen Mit­te“, mit immer rech­te­ren Paro­len gegen Flie­hen­de den Auf­schwung der Rech­ten zumin­dest auf Wahl­ebe­ne stop­pen zu kön­nen. Doch letzt­end­lich beschleu­ni­gen sie damit nur den gesell­schaft­li­chen Rechts­ruck und stär­ken die rech­ten Parteien.

Inzwi­schen zei­ge sich der Erfolg rech­ter Kam­pa­gnen auch bei Umfra­gen. Nicht mehr die Kli­ma­kri­se oder der rus­si­sche Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne ste­hen ganz oben auf der poli­ti­schen Sor­gen­lis­te, son­dern die Zukunft der „Wirt­schaft“ und die star­ke „Zuwan­de­rung“.

Die­se poli­ti­sche Ent­wick­lung ist bedroh­lich. Denn ange­sichts glo­ba­ler und sich gegen­sei­tig ver­stär­ken­der Kri­sen, ent­steht so eine Situa­ti­on, die eine auto­ri­tä­re oder gar faschis­ti­sche Regie­rung mög­lich macht.

Was tun?
Um die­se Ent­wick­lung zu ver­lang­sa­men oder gar umzu­keh­ren sind Auf­klä­rung und Wider­stand gegen den Kapi­ta­lis­mus not­wen­dig. Dazu müs­sen gemein­sa­me Aktio­nen der unter­schied­li­chen sozia­len und poli­ti­schen Bewe­gun­gen ein­schließ­lich der Gewerk­schaf­ten orga­ni­siert wer­den. Wich­tig sind dabei die Ver­tei­di­gung der Men­schen- und Grund­rech­te, der Auf­bau brei­ter Bünd­nis­se, eine akti­ve Klas­sen­po­li­tik von unten, das Ver­trau­en in die eige­ne Kraft und der soli­da­ri­sche Selbstschutz.

Inten­si­ver Austausch
Die anschlie­ßen­de Dis­kus­si­on griff vie­le Aspek­te des Refe­rats wie­der auf. Zum Bei­spiel den gesell­schaft­li­chen Ras­sis­mus, die Kri­se der Gewerk­schafts­be­we­gung, die Kri­se der poli­ti­schen Lin­ken und die zuneh­men­de Ent­so­li­da­ri­sie­rung und Ent­po­li­ti­sie­rung. Aber auch die Pro­fes­sio­na­li­tät der Rech­ten und deren Prä­senz in den sozia­len Medien.

Nicht zuletzt wur­de betont, dass die poli­ti­sche Lin­ke heu­te gegen vie­le Strö­mun­gen anschwim­men muß. Umso wich­ti­ger ist es, sich bes­ser und über­re­gio­nal zu ver­net­zen, sich stär­ker in den Betrie­ben zu ver­an­kern und die poli­ti­sche Auf­klä­rung mit soli­da­ri­schen Aktio­nen zu verbinden.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Dezem­ber 2023
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