Bericht vom Sommerseminar 2022
R. G.
So lautete das Thema des Sommerseminars der ISO Rhein-Neckar am 13. August 2022, das vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und der deutschen Aufrüstung von besonderer Aktualität war und ist.
In drei Seminarblöcken wurden zunächst der Zusammenhang zwischen Imperialismus und Krieg, dann wichtige Antikriegsbewegungen und schließlich ein Aktionsprogramm gegen Aufrüstung und Krieg diskutiert.
Imperialismustheorie
Im ersten Themen-Block behandelte der Referent unter anderem die historischen Weltreiche des „alten“ Roms und des britischen Empire. Sie seien mit Eroberungskriegen errichtet worden. Aber sie hätten denen, die kooperierten, auch „Frieden“ gebracht. Allerdings zu den Bedingungen der Zentralmacht (Pax Romana, Pax Britannica). Nach dem Ersten Weltkrieg hätte die USA die Position der Weltmacht Nr. 1 eingenommen und ein globales Netz militärischer Stützpunkte gespannt.
Die Triebfeder für die Expansion dieser Weltmächte hätte sich geändert. Heute sei es das Kapital, das zur Profitmaximierung die Grenzen des „eigenen“ Nationalstaates überschreite und weltweit nach neuen Anlagefeldern, nach Rohstoffen und Absatzmärkten suche.
Diese Internationalisierung des Kapitals hätte schon Karl Marx analysiert. Aber Lenin habe mit seiner Imperialismustheorie die Marxsche Analyse aktualisiert. Ebenso wichtig sei Rosa Luxemburg, die den „Zwang“ des Kapitals verstanden habe, immer neue profitable Anlagefelder zu finden und dabei alle Lebensbereiche zu „durchdringen“.
Anti-Kriegsbewegungen
Im zweiten Block ging der Referent auf Anti-Kriegsbewegungen ein. Kriege seien keine Naturkatastrophen, würden von Menschen gemacht und könnten darum von Menschen verhindert werden. Um aber Kriege abzuschaffen, müsse der Kapitalismus abgeschafft werden.
Die wohl wirkungsvollste Antikriegsbewegung in der Geschichte sei die russische Oktoberrevolution von 1917 gewesen. Sie sei ein „Weckruf“ für Revolution und Frieden gewesen. 1918 kam es dann in Deutschland zur Bildung von Arbeiter- und Soldaten-Räten und zur Novemberrevolution. Dadurch wurde die Monarchie gestürzt und der Frieden ermöglicht.
Ende der 1970er bis Mitte der 1980er Jahre habe sich gegen die atomare „NATO-Nachrüstung“ eine starke Bewegung entwickelt. In Deutschland hätten Millionen von Menschen demonstriert. Wesentliche Schwäche dieser Bewegung sei gewe- sen, dass sie weder den Kapitalismus überwinden noch Massenstreiks organisieren wollte. Dadurch sei der entscheidende Hebel, um die „Nachrüstung“ zu stoppen, nicht genutzt worden. Trotz dieser Niederlage war es dieser Bewegung gelungen, in der Gesellschaft eine jahrzehntelang wirkende pazifistische Grundstimmung zu erzeugen.
Aktionsprogramm gegen Militarismus und Krieg
Im dritten Block ging es darum, was wir gegen den Ukraine-Krieg und die geplante Aufrüstung tun können. Der Referent versuchte eine Einordnung des russischen Angriffskrieges. Er betonte, dass dieser von Russland begonnene Krieg nicht zu rechtfertigen sei. Auch nicht durch die NATO-Osterweiterung, die das russische Regime als Bedrohung verstehen musste. Beides mache aber deutlich, dass es notwendig sei, überall auf der Welt den Kriegstreibern die Macht zu entreißen.
In Deutschland sei es notwendig, gegen Waffenlieferungen und gegen das Aufrüstungsprogramm zu kämpfen. Dies erfordere, die Kriegsfrage mit der sozialen Frage zu verknüpfen. Zudem müsse eine machtvolle Antikriegsbewegung aufgebaut werden, die insbesondere in die Betriebe und Gewerkschaften hineinwirke und die auch Streiks als notwendige Kampfformen gegen den Krieg verstehe.
Intensive Diskussionen
In den Diskussionen tauchte immer wieder die Frage auf, wie es angesichts des politischen Rechtsrucks gelingen könnte, Gegenwehr und Widerstand aufzubauen. Es sei wichtig, wo man lebe, lerne und arbeite, gegen Krieg und Aufrüstung Stellung zu beziehen und dies mit den Krisen des Systems und der sozialen Frage zu verbinden. Wo möglich sollten Aktionen organisiert werden. Nur so ließe sich der politische Grundstein legen, um eine neue, in der Arbeitswelt verankerte Antikriegs-Bewegung aufzubauen.
In der Abschlussrunde wurde unser Seminar sehr positiv bewertet. Menschen brauchen gerade in Zeiten des Krieges Wissen und Klarheit. Dazu konnten wir einen kleinen Beitrag leisten.