Mit Kli­ma­kil­lern, Kriegs- und Preis­trei­bern Fran­zö­sisch reden?

 

U. D.

Am 24. Febru­ar 2002 begann die rus­si­sche Armee ihren blu­ti­gen Angriffs­krieg gegen die Ukrai­ne. Auch wenn die US-geführ­te NATO mit ihrer Ost­erwei­te­rung eine Eska­la­ti­on mit Russ­land bewusst in Kauf genom­men hat, tra­gen Putin und sei­ne Cli­que die allei­ni­ge Ver­ant­wor­tung für den Über­fall auf die Urkaine.

„Verteidigen wir unseren Ruhestand“, Pariser Demo am 26. Januar 2023. (Foto: Photothèque Rouge / Martin Noda / Hans Lucas.)

Ver­tei­di­gen wir unse­ren Ruhe­stand“, Pari­ser Demo am 26. Janu­ar 2023. (Foto: Pho­to­t­hè­que Rouge / Mar­tin Noda / Hans Lucas.)

Putins Ziel, Russ­lands welt­po­li­ti­sche Rol­le zu stär­ken, ist geschei­tert. Sein Glau­be, die Ukrai­ne in weni­gen Tagen besie­gen zu kön­nen, war ein Irr­tum. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, den Krieg mit allen Mit­teln fort­zu­füh­ren. Er weiß, dass ein ver­lo­re­ner Krieg sei­nen eige­nen Macht­ver­lust bedeu­ten kann.

Auf der ande­ren Sei­te set­zen die NATO und die ukrai­ni­sche Füh­rung nicht auf einen Ver­hand­lungs­frie­den, son­dern auf eine mili­tä­ri­sche Nie­der­la­ge Russ­lands. Nicht zuletzt des­we­gen lie­fern die NATO-Staa­ten schwe­re Waf­fen an die Ukrai­ne. Doch die­ser Kurs birgt die Gefahr einer Ver­län­ge­rung und Zuspit­zung des Krie­ges mit wei­te­ren Ver­hee­run­gen und Opfern.

Die NATO behaup­tet von sich, die „gute“ Sei­te zu ver­tre­ten und „die Demo­kra­tie“ zu ver­tei­di­gen. Aber in Wider­spruch dazu gibt es in den NATO-Mit­glie­dern auto­ri­tä­re Regie­run­gen, die Demo­kra­tie und Mei­nungs­frei­heit bekämpfen.

So führt die Tür­kei selbst einen blu­ti­gen Krieg gegen die kur­di­sche Bevöl­ke­rung, wird Ita­li­en von einer „Post­fa­schis­tin“ und Ungarn auto­ri­tär regiert. Nicht zuletzt stütz­te sich in den USA Do- nald Trump als Prä­si­dent auf auto­ri­tä­re und faschis­ti­sche Kräf­te. Ihnen allen geht es nicht um die Ret­tung „der Demo­kra­tie“, son­dern um poli­ti­sche, mili­tä­ri­sche und öko­no­mi­sche Macht.

Kri­sen und Krie­ge nut­zen nur den Reichen
Die unmit­tel­ba­ren Ver­lie­rer des Krie­ges sind tau­sen­de ukrai­ni­sche Zivi­lis­tin­nen und Zivi­lis­ten, die Opfer von mili­tä­ri­schen Angrif­fen, von Ver­ge­wal­ti­gun­gen, Fol­ter und Mord wur­den und wer­den. Wei­te­re Opfer sind Mil­lio­nen Geflüch­te­te und vor allem 100.000 ukrai­ni­sche sowie 180.000 rus­si­sche Sol­da­ten, die sinn­los ver­letzt oder getö­tet wur­den. Und nicht zu ver­ges­sen: Krieg ist ein bru­ta­ler Kli­ma­kil­ler und Naturzerstörer.

Die indi­rek­ten Ver­lie­rer sind welt­weit die arbei­ten­den und besitz­lo­sen Klas­sen. Durch Spe­ku­la­ti­on und Preis­trei­be­rei steigt die Zahl der Armen und Hun­gern­den dra­ma­tisch an. Selbst in den rei­chen Län­dern kön­nen immer mehr Men­schen ihr Leben nicht mehr finanzieren.

Die Gewin­ner sind die Rei­chen. Sie nut­zen Kri­sen und Krie­ge, um noch mäch­ti­ger zu wer­den. Sie „struk­tu­rie­ren“ Kon­zer­ne um, ver­nich­ten Arbeits­plät­ze und grei­fen Gewerk­schaf­ten und Betriebs­rä­te an. Unter­stützt wer­den sie von den Regie­run­gen, die „frei­en“ Han­del und Kapi­tal­ver­kehr, Kli­ma- und Natur­zer­stö­rung, Aus­höh­lung von Grund­rech­ten sowie Ver­schlech- terun­gen der Arbeits­ge­set­ze und Sozi­al­sys­te­me durchsetzen.

Der im Janu­ar 2023 von der Orga­ni­sa­ti­on Oxfam ver­öf­fent­lich­te Bericht „Umsteu­ern für sozia­le Gerech­tig­keit“ belegt dies ein­drück­lich. Welt­weit sei das Gesamt­ver­mö­gen der Mil­li­ar­därs-Kas­te täg­lich um 2,78 Mrd. US-Dol­lar gestie­gen. Ein Grund dafür sei auch der rasan­te „Anstieg der Gewin­ne im Lebens­mit­tel- und Ener­gie­be­reich“. So hät­ten 95 Lebens­mit­tel- und Ener­gie­kon­zer­ne ihre Gewin­ne im Jahr 2022 mehr als ver­dop­peln kön- nen. Von deren 306 Mrd. US-Dol­lar an „Über­ge­win­nen“ sei­en 257 Mrd. US-Dol­lar als Divi­den­den aus­ge­schüt­tet worden.

Die rich­ti­ge Ant­wort: Fran­zö­sisch reden!
Kapi­ta­lis­mus, Kri­sen und Krie­ge gehö­ren untrenn­bar zusam­men. Die Zeche für die­ses kran­ke Sys­tem sol­len ver­stärkt die arbei­ten­den Klas­sen zah­len. Ob mit einem schlech­te­ren Leben oder mit dem Tod.

Es ist höchs­te Zeit, dass die inter­na­tio­na­len Gewerk­schafts­ver­bän­de und deren Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen gemein­sam und koor­di­niert aktiv wer­den. Not­wen­dig sind jetzt welt­wei­te Kund­ge­bun­gen, Demons­tra­tio­nen und Streiks gegen Auf­rüs­tung, Krieg, Kli­ma-Zer­stö­rung, Teue­rung und sozi­al­po­li­ti­sche Angrif­fe. Die Anti-Glo­ba­li­sie­rungs­be­we­gung und die Kli­ma­ge­rech­tig­keits­be­we­gung haben gezeigt, was mög­lich ist.

Die deut­schen Gewerk­schafts­füh­run­gen sind dazu momen­tan nicht bereit. Sie hof­fen, durch „Sozi­al­part­ner­schaft“ und Anpas­sung an die Kon­zern­in­ter­es­sen die Kri­sen gemein­sam mit dem Kapi­tal zu bewäl­ti­gen. Sie igno­rie­ren dabei, dass dies am Ende nur den Kapi­ta­lis­ten nutzt sowie auto­ri­tä­re und faschis­ti­sche Strö­mun­gen stärkt.

Die rich­ti­ge Ant­wort auf die Angrif­fe von Kapi­tal und Regie­rung gibt der­zeit die arbei­ten­de Klas­se in Frank­reich. Mit Streiks und Demons­tra­tio­nen leis­tet sie mas­sen­haft Wider­stand gegen die unso­zia­len Plä­ne der fran­zö­si­schen Regie­rung. Nicht mit Kuscheln und Anpas­sung, son­dern nur mit kon­se­quen­tem sozia­len und poli­ti­schen Wider­stand kön­nen die Inter­es­sen der gro­ßen Mehr­heit gegen die klei­ne Min­der­heit der Kli­ma­kil­ler, Kriegs- und Preis­trei­ber ver­tei­digt werden.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Febru­ar 2023
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